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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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anderen Kollegen die Suche übernommen hat. Das ist harte Arbeit.«
    »Armer Mimì!«
    Für Livia waren alle arm dran. Das Mädchen, Mimì … Nur ihm gebührte kein Mitleid. Er schob seine schlichten Spaghetti mit Knoblauch und Öl weg, die er hatte bestellen müssen, da Livia mit am Tisch saß, und Enzo, der Wirt, eilte besorgt herbei.
    »Was ist los, Dottore?«
    »Nichts, ich habe nicht so viel Hunger«, log er.
    Livia aß wortlos weiter. Um die Stimmung aufzubessern und dafür zu sorgen, dass er den zweiten Gang – Marmorbrassen mit einem Sößchen, das vielversprechend von der Küche hereinduftete – auch genießen konnte, beschloss er, Livia von Adelinas Anruf zu erzählen. Er erwischte sie auf dem falschen Fuß.
    »Heute Morgen hat Adelina im Büro angerufen.«
    »Ah.«
    Trocken, wie aus der Pistole geschossen.
    »Was heißt dieses ›Ah‹?«
    »Dass Adelina dich im Büro und nicht zu Hause anruft, weil zu Hause ich ans Telefon gehen könnte, und das wäre furchtbar für sie.«
    »Schon gut, vergiss es.«
    »Nein, ich bin neugierig. Was wollte sie denn?«
    »Sie will mich als Taufpaten für ihr Enkelkind, den Sohn von Pasquale.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Ich habe sie um zwei Tage Bedenkzeit gebeten. Aber ich glaube fast, ich sage zu.«
    Livia explodierte. »Du spinnst!«
    Das war zu laut gewesen. Der Buchhalter Militello, der links von ihnen saß, erstarrte mit der Gabel auf halber Höhe und offenem Mund; Dottor Piscitello, der rechts von ihnen saß, verschluckte sich an seinem Wein.
    »Warum?«, fragte Montalbano, der eine so heftige Reaktion nicht erwartet hatte, verwirrt.
    »Was heißt hier warum? Ist Pasquale, der Sohn deiner innig geliebten Putzfrau, nicht ein Gewohnheitsverbrecher? Hast du ihn nicht selbst mehrmals verhaftet?«
    »Ja und? Ich bin Pate eines Neugeborenen, das bis zum Beweis des Gegenteils noch keine Zeit hatte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.«
    »Davon rede ich nicht. Weißt du, was es bedeutet, Taufpate zu sein?«
    »Was weiß ich … Man hält das Kind, während der Pfarrer …«
    Livia wedelte mit dem Zeigefinger.
    »Mein Lieber, als Taufpate übernimmt man eine große Verantwortung. Wusstest du das?«
    »Nein«, gab Montalbano aufrichtig zu.
    »Fällt der Vater aus, tritt der Pate in allem, was das Kind betrifft, an seine Stelle. Er wird eine Art zweiter Vater.«
    »Echt?!«, fragte der Commissario beeindruckt.
    »Informier dich, wenn du mir nicht glaubst. Aber solltest du diesen Pasquale wieder einmal verhaften müssen, bist du derjenige, der sich in der Zeit, die er im Gefängnis sitzt, um die Bedürfnisse und Belange seines Sohnes kümmern muss, bist du verantwortlich für sein Betragen … Ist dir klar, was das bedeutet?«
    »Kann ich jetzt die Brassen bringen?«, fragte Enzo.
    »Nein«, sagte Montalbano.
    »Doch«, sagte Livia.
    Livia wollte nicht mit dem Auto nach Marinella gefahren werden und nahm den Bus. Da er so gut wie nichts gegessen hatte, verzichtete Montalbano auf den Spaziergang auf der Mole und war schon vor drei Uhr am Kommissariat.
    Noch im Eingang stürzte Catarella auf ihn zu.
    »Dottori, Dottori, ah Dottori! Der Signori Questori hat angerufen!«
    »Wann?«
    »Jetzt, der ist dran!«
    Montalbano nahm den Anruf in dem Kämmerchen entgegen, das sich Telefonzentrale nannte.
    »Montalbano? Auf geht’s, bewegen Sie sich«, bellte Bonetti-Alderighi ihn an.
    Wie sollte er sich bewegen? Indem er auf einen Knopf drückte? Eine Kurbel betätigte? War der propellerartige Schwindel, der ihn ergriff, sobald er die Stimme des Polizeipräsidenten hörte, nicht Bewegung genug?
    »Jawohl!«
    »Mir wurde soeben mitgeteilt, dass Dottor Augello bei der Suchaktion gestürzt ist und sich verletzt hat. Wir brauchen eine sofortige Vertretung. Übernehmen Sie das vorübergehend. Tun Sie nichts auf eigene Faust. Ich sorge dafür, dass innerhalb weniger Stunden ein Jüngerer zur Verfügung steht.«
    Ach, wie nett und liebenswürdig der Questore war! »Ein Jüngerer«. Wofür hielt er sich denn, für ein Wickelkind mit Fläschchen?
    »Gallo!«
    Die ganze Wut, die in ihm aufstieg, schwang in seiner Stimme mit. Gallo kam angeflogen.
    »Was gibt’s, Dottore?«
    »Krieg raus, wo Dottor Augello ist. Er hat sich anscheinend verletzt. Wir müssen ihn ablösen.«
    Gallo wurde blass.
    »Matre santa!« , sagte er.
    Wieso machte er sich solche Sorgen um Mimì Augello? Der Commissario versuchte ihn zu trösten.
    »Ach, weißt du, ich glaube nicht, dass es so schlimm

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