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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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konnten Giulia und Salvatore heiraten. Etwa drei Jahre nach der Hochzeit wurde meinem Bruder eine Arbeit in Uruguay angeboten. Er nahm an und ging mit seiner Frau dorthin. Inzwischen …«
    Das Schellen des Telefons klang in der Stille des Hauses und in der ländlichen Einsamkeit wie die Garbe einer Kalaschnikow. Mistretta sprang auf und trat an das Regal, auf dem der Apparat stand.
    »Ja bitte? … Ja? … Wann? … Ja, ich komme sofort … Commissario Montalbano ist hier, wollen Sie ihn sprechen?«
    Er war blass geworden. Wortlos drehte er sich um und reichte Montalbano den Hörer. Es war Fazio.
    »Dottore? Ich habe Sie im Kommissariat und zu Hause zu erreichen versucht, aber niemand wusste, wo Sie sind … Vor knapp zehn Minuten haben die Entführer wieder angerufen … Sie sollten lieber kommen.«
    »Ich fahre gleich los.«
    »Einen Augenblick noch«, sagte Carlo Mistretta, »ich hole nur schnell Medikamente für Salvatore, er ist völlig fertig.«
    Er ging hinaus. Sie hatten sich früher gemeldet als angekündigt. Warum? War etwas schief gelaufen und sie hatten keine Zeit mehr? War es Taktik, ein Verwirrspiel? Mistretta kam mit einem Köfferchen zurück.
    »Am besten fahren Sie wieder hinter mir her. Von hier gibt es eine Abkürzung zum Haus meines Bruders.«

Neun
    Sie brauchten eine knappe halbe Stunde. Ein Beamter aus Montelusa, der den Commissario nicht kannte, öffnete das Tor. Er ließ Mistretta herein, Montalbano hielt er auf.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich gäbe was drum, wenn mir das einer sagen könnte! Man nennt mich allgemein Commissario Montalbano.«
    Der Polizist sah ihn skeptisch an, ließ ihn aber passieren.
    Im Salon saßen nur Minutolo und Fazio.
    »Wo ist mein Bruder?«, fragte der Doktor.
    »Er hat fast die Besinnung verloren, als er die Nachrichten gesehen hat. Ich habe die Krankenschwester von oben geholt, sie hat ihn beruhigt und konnte ihn dazu überreden, sich hinzulegen.«
    »Ich gehe rauf«, sagte der Doktor.
    Mit seinem Köfferchen stieg er die Treppe hinauf. Fazio hatte inzwischen seine Geräte neben dem Telefon eingeschaltet.
    »Die Nachricht wurde ebenfalls vorher aufgenommen«, kündigte Minutolo an. »Und diesmal kommen sie zur Sache. Hör’s dir an, dann reden wir drüber.«
    Hören Sie gut zu. Susanna geht es gesundheitlich gut, aber sie ist verzweifelt, weil sie zu ihrer Mutter will. Legen Sie sechs Milliarden bereit. Ich wiederhole: sechs Milliarden. Die Familie Mistretta weiß schon, wo sie die herbekommt. Wir melden uns bald wieder.
    Dieselbe verstellte Männerstimme wie beim ersten Anruf.
    »Konntet ihr feststellen, woher der Anruf kam?«, fragte Montalbano.
    »Du stellst vielleicht überflüssige Fragen!«, entgegnete Minutolo.
    »Diesmal ist Susanna nicht mit drauf.«
    »Tja.«
    »Und sie reden von Milliarden.«
    »Wovon sollen sie denn sonst reden?«, spottete Minutolo.
    »Von Euro.«
    »Ist das nicht das Gleiche?«
    »Nein, ist es nicht. Außer du gehörst zu der Sorte Geschäftsleute, für die tausend Lire ein Euro sind.«
    »Und was meinst du damit?«
    »Ach nichts, war nur so ein Gedanke.«
    »Sag schon.«
    »Derjenige, der uns diese Botschaft schickt, ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit, er redet wie selbstverständlich von Lire und nicht von Euro. Er sagt nicht drei Millionen Euro, er sagt sechs Milliarden. Das heißt für mich, dass der Anrufer nicht mehr der Jüngste ist.«
    »Oder so clever, dass er uns zu solchen Überlegungen zwingt«, sagte Miniatolo. »Er verarscht uns genauso wie mit dem Helm und dem Rucksack, die er an zwei verschiedenen Stellen weggeworfen hat.«
    »Kann ich ein bisschen rausgehen? Ich brauche frische Luft. Nur fünf Minuten. Wenn jemand anruft, sind Sie beide ja da«, sagte Fazio.
    Er musste gar nicht unbedingt raus, aber es erschien ihm irgendwie unpassend, dem Gespräch seiner Vorgesetzten beizuwohnen.
    »Geh nur«, sagten Minutolo und Montalbano wie aus einem Mund.
    Minutolo nahm den Faden wieder auf. »Dieser Anruf enthält ein neues Detail, das ich für wichtig halte.«
    »Stimmt«, sagte Montalbano. »Der Täter ist sicher, dass die Mistrettas wissen, wo sie die sechs Milliarden hernehmen können.«
    »Während wir keinen blassen Schimmer haben.«
    »Könnten wir aber.«
    »Wie denn?«
    »Indem wir uns auf die Seite der Täter schlagen.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Ganz und gar nicht. Auch wir könnten die Mistrettas zwingen, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um an die Mittel für das Lösegeld zu kommen. Anhand

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