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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verkaufst nur Eier, klar?«
    Er hörte ein Motorengeräusch und ging hinaus. In dem Wagen saß der Beamte, den Gallo gerufen hatte. Er kam zusammen mit Mimì Augello.
    »Ich wollte dich gerade ablösen«, sagte Montalbano.
    »Hat sich erledigt«, sagte Mimì. »Bonolis soll jetzt die Suche koordinieren. Der Questore wollte dir das Kommando wohl nicht mal für eine Minute überlassen. Wir können zurück nach Vigàta.«
    Während Gallo dem Kollegen die Stelle mit dem Helm zeigte, half Montalbano Mimì in das andere Auto.
    »Was ist eigentlich passiert?«
    »Ich bin in einen steinigen Graben gefallen, und dabei muss ich mir ein paar Rippen gebrochen haben. Hast du das mit dem Helm schon gemeldet?«
    Montalbano schlug sich an die Stirn.
    »Das habe ich ganz vergessen!«
    Augello kannte Montalbano und wusste, dass er gern etwas zu erledigen vergaß, wenn er keine Lust dazu hatte.
    »Soll ich anrufen?«
    »Ja. Ruf du Minutolo an und erzähl’s ihm.«
    Sie hatten sich gerade auf den Rückweg gemacht, als Augello mit gleichgültiger Miene sagte:
    »Weißt du was?«
    »Machst du das absichtlich?«
    »Was denn?«
    »Dass du mich fragst, ob ich was weiß. Diese Frage bringt mich auf die Palme.«
    »Ist ja gut. Vor zwei Stunden haben die Carabinieri mitgeteilt, dass sie Susannas Rucksack gefunden haben.«
    »Und er gehört sicher ihr?«
    »Klar! Ihr Personalausweis war drin!«
    »Und was noch?«
    »Nichts. Leer.«
    »Gott sei Dank«, sagte Montalbano. »Eins zu eins.«
    »Was meinst du damit?«
    »Eine Sache haben wir gefunden und eine die Carabinieri. Unentschieden. Wo war der Rucksack?«
    »An der Straße nach Montereale. Hinter dem Kilometerstein vier. Er war gut zu sehen.«
    »Also weit entfernt von dem Helm!«
    »Genau.«
    Sie schwiegen.
    »Heißt dieses ›Genau‹, dass du das Gleiche denkst wie ich?«
    »Genau.«
    »Ich versuche jetzt, deine knappe Ausdrucksweise in klare Worte zu übersetzen: Der ganze Einsatz und die ganze Sucherei sind reine Zeitverschwendung, alles für die Katz.«
    »Genau.«
    »Ich übersetze weiter. Wir beide vermuten, dass die Entführer in der Tatnacht mit dem Auto herumgefahren sind und hier und da Sachen von Susanna abgeworfen haben, um falsche Fährten zu legen. Und das bedeutet …«
    »… dass sie Susanna nicht in der Nähe der Fundstellen versteckt halten«, fuhr Mimì fort. Und fügte hinzu:
    »Das müssen wir dem Questore verklickern, sonst lässt er uns noch den Aspromonte abgrasen.«
    Fazio, der schon von dem Fund wusste, wartete im Büro auf ihn. Er hatte einen kleinen Koffer in der Hand.
    »Verreist du?«
    »Nein, Dottore. Ich bleibe in der Villa, Dottor Minutolo will, dass ich mich um das Telefon kümmere. Da drin habe ich ein bisschen Wäsche zum Wechseln.«
    »Wolltest du mir etwas sagen?«
    »Ja. Dottore, nach der Sondersendung bei ›Televigàta‹ ging bei den Mistrettas in einer Tour das Telefon … Nichts Interessantes, Anfragen für Interviews, Solidaritätsbekundungen, Leute, die für die Familie beten … Aber zwei Anrufe fielen aus der Reihe. Der erste war von einem ehemaligen Verwaltungsangestellten der Firma Peruzzo.«
    »Was ist das für eine Firma?«
    »Weiß ich nicht, Dottore. Er sagte, sein Name tue nichts zur Sache. Ich sollte Signor Mistretta ausrichten, Stolz sei ganz gut, aber zu viel Stolz sei schädlich. Das war alles.«
    »Hm. Und der andere Anruf?«
    »Eine alte Frau. Sie wollte mit Signora Mistretta sprechen. Irgendwann hat sie kapiert, dass die nicht ans Telefon kommen kann, und da sollte ich ihr Folgendes ausrichten: Susannas Leben ist in deinen Händen, mach den Weg frei und tu den ersten Schritt.«
    »Hast du das verstanden?«
    »Nein. Ich geh jetzt, Dottore. Kommen Sie in die Villa?«
    »Heute Abend wohl kaum. Sag mal, hast du Dottor Minutolo von diesen Anrufen erzählt?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich dachte, sie interessieren ihn nicht. Aber vielleicht halten Sie sie ja für wichtig.« Fazio ging.
    Als guter Polizist hatte er begriffen, dass die Anrufe, auch wenn sie kaum zu verstehen waren, immerhin etwas gemeinsam hatten. Beide, der ehemalige Peruzzo-Angestellte und die alte Frau, forderten die Mistrettas auf, ihre Haltung zu ändern. Der erste riet dem Mann zu mehr Nachgiebigkeit, die zweite empfahl der Frau, selbst die Initiative zu ergreifen, »den Weg frei zu machen«. Vielleicht mussten die Nachforschungen, die sich bisher nach außen gerichtet hatten, sich jetzt mit der Familie der Entführten beschäftigen.
    Es wäre wichtig,

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