Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
hätte er locker seine zwei Milliarden zusammen. Und wenn er nicht auf die ganze Summe käme, dann könnten sie ja für die Differenz aufkommen, aber eben nur für die Differenz. Ich habe versucht, den Schaden zu begrenzen.«
    »Ist Ihnen das gelungen?«
    »Nein. Giulia und Salvatore sprachen noch am selben Tag mit Antonio und unterbreiteten ihm meinen Vorschlag. Aber Antonio fing an zu weinen, er hatte damals nah am Wasser gebaut. Er sagte, wenn er das täte, würde er nicht nur Valeria, sondern auch seinen Ruf verlieren, denn die Sache würde sich herumsprechen. Dann hieße es, er stehe vor dem Ruin. So beschloss mein Bruder, all seinen Besitz auf die Schnelle zu verkaufen.«
    »Eine Frage, aus purer Neugier: Wie hoch war der Erlös?«
    »Eine Milliarde siebenhundertfünfzig Millionen. Innerhalb eines Monats besaßen sie nichts mehr, nur noch Salvatores Pension.«
    »Noch eine Frage, bitte. Wissen Sie, wie Antonio reagierte, als er weniger Geld bekam als erwartet?«
    »Er hat seine zwei Milliarden ja gekriegt!«
    »Und wer kam für die Differenz auf?«
    »Muss ich das wirklich sagen?«
    »Ja.«
    »Ich«, sagte Mistretta widerstrebend.
    »Und was geschah dann?«
    »Drei Monate später bat Giulia Antonio, wenigstens einen Teil des Darlehens zurückzuzahlen. Er bat um eine Woche Aufschub. Es gab wohlgemerkt nichts Schriftliches, keine Zahlungsverpflichtung, keine Wechsel oder vordatierten Schecks, nichts. Das einzige Schriftstück war die Quittung für meine zweihundertfünfzig Millionen, auf der mein Bruder bestanden hatte. Vier Tage später erhielt Antonio einen Bescheid über ein Ermittlungsverfahren. Ihm wurde Verschiedenes vorgeworfen, Beamtenbestechung, Bilanzfälschung und so weiter. Als Giulia fünf Monate später Susanna auf ein teures Internat nach Florenz schicken wollte und ihren Bruder erneut bat, wenigstens einen Teil des Darlehens zurückzuzahlen, reagierte er unwirsch und sagte nur, das sei ja wohl der falsche Zeitpunkt. So blieb Susanna hier auf der Schule. Um es kurz zu machen, der richtige Zeitpunkt kam nie.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass er die zwei Milliarden noch immer nicht zurückgezahlt hat?«
    »So ist es. Antonio ging unbeschadet aus dem Prozess hervor, höchstwahrscheinlich weil er belastende Unterlagen hatte verschwinden lassen, aber merkwürdigerweise machte eine seiner Firmen Bankrott. In einer Art Dominoeffekt endeten seine anderen Firmen genauso. Auf der Strecke blieben Gläubiger, Lieferfirmen, Angestellte, Arbeiter. Außerdem war seine Frau der Spielsucht verfallen, sie verlor Unsummen. Vor drei Jahren gab es einen Streit zwischen den Geschwistern, die Verbindung zwischen den beiden brach ab und Giulia wurde krank. Sie wollte nicht mehr leben. Und das nicht nur wegen einer simplen Geldgeschichte, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Wie laufen Antonios Geschäfte jetzt?«
    »Großartig. Vor zwei Jahren hat er Kapital aufgetan, meines Erachtens waren die ganzen Firmenpleiten gesteuert und er hatte sein Geld illegal ins Ausland geschafft. Mit dem neuen Gesetz hat er es dann wieder ins Land geholt, er hat seine Prozente gezahlt, und damit war alles in bester Ordnung. Wie bei den vielen kriminellen Geschäftsleuten, die es genauso machten, als die Illegalität per Gesetz legalisiert wurde. Antonios Firmen laufen jetzt alle auf den Namen seiner Frau. Aber wir, ich sage es noch mal, haben keine Lira gesehen.«
    »Wie heißt Antonio mit Nachnamen?«
    »Antonio? Peruzzo. Antonio Peruzzo.«
    Den Namen kannte er. Fazio hatte ihn genannt, als er von dem Anruf des »ehemaligen Verwaltungsangestellten der Firma Peruzzo« berichtete – er hatte Mistretta daran erinnert, dass übertriebener Stolz nicht gut tue. Jetzt bekam all das einen Sinn.
    »Sie verstehen sicher«, fuhr der Doktor fort, »dass Giulias Krankheit die gegenwärtige Lage zusätzlich erschwert.«
    »Inwiefern?«
    »Eine Mutter ist und bleibt eine Mutter.«
    »Während ein Vater manchmal ein Vater ist und manchmal nicht?«, fragte unwirsch der Commissario, der sich an diesem Klischee stieß.
    »Ich wollte damit sagen, wenn Giulia nicht so krank wäre, würde sie angesichts der Gefahr für Susannas Leben keine Sekunde zögern, Antonio um Hilfe zu bitten.«
    »Und Sie meinen, Ihr Bruder wird es nicht tun?«
    »Salvatore ist sehr stolz.«
    Dieses Wort hatte der ehemalige Verwaltungsangestellte der Firma Peruzzo auch benutzt.
    »Glauben Sie, dass er unter keinen Umständen einlenken wird?«
    »Oh Gott, unter keinen Umständen!

Weitere Kostenlose Bücher