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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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es ihr gegenüber angedeutet, doch die Sache interessierte sie nicht, und so hat sie nicht weiter nachgefragt.«
    »Armes Engelchen! Die Sache interessierte sie nicht, aber sie hat dafür gesorgt, einen Verdacht in Ihnen zu erregen. Sie wirft den Stein und versteckt die Hand.« Sie hatte mit einer Stimme geredet, die der Commissario an ihr nicht kannte, eine Stimme, die, so schien es, nicht durch Stimmbänder erzeugt wurde, sondern von zwei Blättern Schmirgelpapier, die mit aller Kraft aneinander gerieben wurden.
    »Sagen Sie mir doch den Grund.«
    »Abtreibung.«
    »Erzählen Sie mir mehr.«
    »Angelo schwängerte ein minderjähriges Mädchen, das unter anderem auch seine Patientin war. Das Mädchen, das aus einer bestimmten Art von Familie stammte, wagte nicht, etwas zu Hause zu sagen, und konnte auch keine öffentliche Einrichtung in Anspruch nehmen. Es blieb nur die illegale Abtreibung. Doch als das Mädchen wieder nach Hause zurückgekehrt war, bekam es einen furchtbaren Blutsturz. Sie wurde vom Vater ins Krankenhaus gebracht, und so kam alles heraus. Angelo übernahm die gesamte Verantwortung. «
    »Was bedeutet das, er übernahm die Verantwortung? Mir scheint, es war ausschließlich seine.«
    »Nein, nicht ausschließlich. Er hatte einen befreundeten Kollegen gebeten, den er noch von der Universität her kannte, die Abtreibung an dem Mädchen vorzunehmen. Der wollte zwar zuerst nicht, aber Angelo konnte ihn dann doch dazu überreden. Als die Sache ans Licht kam, erklärte mein Bruder, er habe die Abtreibung vorgenommen. Und folglich wurde er verurteilt und sein Name aus dem Ärztekammerverzeichnis getilgt.«
    »Nennen Sie mir den Vor- und Zunamen des Mädchens.«
    »Aber, Commissario, die Sache ist über zehn Jahre her! Ich weiß, dass das Mädchen geheiratet hat, es wohnt nicht mehr in Vigàta… Wieso wollen Sie …«
    »Es ist nicht gesagt, dass ich sie vernehmen muss, doch falls es sich als notwendig erweist, werde ich mit großer Diskretion vorgehen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Teresa Cacciatore. Sie hat einen Unternehmer geheiratet, Mario Sciacca. Sie wohnt in Palermo und hat ein Kind.«
    »Signora Sclafani hat mir gesagt, dass die Treffen mit Ihrem Bruder in seiner Wohnung stattfanden.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wie kommt es, dass Sie sie nie getroffen haben?«
    »Ich war es, die ihr nicht begegnen wollte. Auch nicht zufällig. Ich hatte Angelo gebeten, mir immer Bescheid zu geben, wenn Elena zu ihm kam.«
    »Wieso wollten Sie das nicht?«
    »Antipathie. Aversion. Das können Sie sich aussuchen.«
    »Aber Sie haben sie doch nur einmal gesehen!«
    »Das hat mir gereicht! Und außerdem hat Angelo mir oft von ihr erzählt.«
    »Was erzählte er Ihnen?«
    »Dass sie im Bett unvergleichlich sei, aber vor allem wahnsinnig geldgeil.«
    »Ihr Bruder bezahlte sie?«
    »Er machte ihr sündhaft teure Geschenke.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Einen Ring. Eine Halskette. Einen Zweisitzer.«
    »Elena hat mir anvertraut, dass sie entschlossen war, Angelo zu verlassen.«
    »Glauben Sie das doch nicht! Sie hatte ihn ja noch nicht ganz ausgequetscht. Sie machte ihm ständig Eifersuchtsszenen, um ihn eng an sich zu binden.«
    »War Paola die Rote Ihnen auch unsympathisch?«
    Sie zuckte förmlich zusammen im Sessel. »Wer… Wer hat Ihnen von Paola erzählt?«
    »Elena Sclafani.«
    »Diese Sau!«
    Jetzt hatte sie wieder die Schmirgelpapierstimme. »Entschuldigung, wen meinen Sie jetzt?«, fragte der Commissario ganz unschuldig. »Paola oder Elena?«
    »Elena, die hat sie da hineingezogen. Paola war … ist eine anständige Person, die sich wirklich in Angelo verliebt hatte.«
    »Warum hat ihr Bruder sie verlassen?«
    »Die Geschichte mit Paola dauerte schon viel zu lange … Die Bekanntschaft mit Elena fiel in eine Zeit der Ermüdung … Sie hat für Angelo etwas Neues bedeutet, eine Neugier in ihm geweckt, der er nicht widerstehen konnte, obwohl ich ihm …«
    »Sagen Sie mir den Familiennamen von ihr und die Anschrift.«
    «Commissario! Verlangen Sie jetzt etwa, dass ich Ihnen die Personendaten sämtlicher Frauen gebe, die mit Angelo ein Verhältnis hatten? Von Maria Martino? Von Stella Lojacono?«
    »Nicht von allen. Von denen, die Sie genannt haben.«
    »Paola Torrisi-Blanco wohnt in Montelusa, Via Millefiori 26. Sie ist Studienrätin für Italienisch am Gymnasium.«
    »Verheiratet?«
    »Nein. Sie wäre eine ideale Ehefrau für meinen Bruder gewesen.«
    »Wie es aussieht, haben Sie Paola gut gekannt.«
    »Ja. Wir sind

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