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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nichts?« Unerwarteterweise lächelte Michela und stand auf. »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie.
    Als sie wieder zurück war, hielt sie einen großen Ordner in der Hand, den sie auf den Tisch legte. Sie öffnete ihn, zog ein Scheckbuch der Banca dell'Isola hervor, suchte weiter, nahm ein Blatt und hielt dem Commissario Scheckbuch und Blatt hin.
    »Angelo hat ein Girokonto bei dieser Bank, das hier ist der letzte Kontoauszug.«
    Montalbano blickte auf die Zahl, die unter »Haben« aufgeführt war: einundneunzigtausend Euro. Er gab die Sachen Michela zurück, die beides wieder in den Ordner steckte.
    »Das ist nicht nur Geld, was Angelo verdient hat. Ungefähr fünfzigtausend Euro gehören mir, die Erbschaft eines Onkels von mir, der mich besonders gern hatte. Wie Sie sehen, haben mein Bruder und ich eine gemeinsame Kasse gehabt. Das Girokonto läuft deshalb auch auf zwei Unterschriften.«
    »Wie kommt es, dass Sie alles aufbewahren?«
    »Wissen Sie, Angelo war wegen seiner Arbeit oft außerhalb von Vigàta unterwegs, er konnte daher bestimmte Fälligkeitstermine nicht einhalten. Also habe ich mich darum gekümmert und ihm dann die Quittungen gegeben. Haben Sie die gefunden?«
    »Die schon. Abgesehen von der Wohnung und dem Zimmer auf der Terrasse, hatte er auch eine Garage?«
    »Natürlich. Auf der Rückseite des Hauses gibt es drei Garagen. Die auf der linken Seite ist seine.« Siehst du, dass du ein alter Trottel bist, mein lieber Montalbano?
    »Warum sagen Sie, dass Angelo zu bestimmten Fälligkeitsterminen oft nicht in Vigàta sein konnte? Waren es denn nicht nur kurze Fahrten innerhalb der Provinz?«
    »Nicht ausschließlich. Mindestens einmal alle drei Monate fuhr er ins Ausland.«
    »Wohin?«
    »Naja, Deutschland, Schweiz, Frankreich… Dahin, wo die großen Pharmaunternehmen eben sitzen. Man bestellte ihn ein.«
    »Verstehe. Blieb er dann lange weg?«
    »Ganz unterschiedlich. Zwischen drei Tagen und einer Woche. Nicht länger.«
    »Unter den Schlüsseln Ihres Bruders haben wir einen ganz eigentümlichen gefunden.«
    Er kramte den hervor, den er in der Tasche hatte, und reichte ihn ihr.
    »Erkennen Sie ihn?«
    Sie sah den Schlüssel neugierig an.
    »Richtig erkennen eigentlich nicht. Aber ich meine, ich hätte einen in dieser Art unter seinen Schlüsseln gesehen.«
    »Haben Sie ihn nicht gefragt, wofür der bestimmt war?«
    »Nein.«
    »Dieser Schlüssel gehört zu einer tragbaren Sicherheitskassette.«
    »Ach, wirklich?«
    Sie blickte ihn an. Klares Wasser, einladend, an der Oberfläche überhaupt nicht gefährlich. Doch Vorsicht, Montalbano, weiter unten, im Verborgenen, gibt es möglicherweise riesige Schlingalgen, aus denen du deine Füße nicht mehr befreien kannst.
    »Ich habe nicht gewusst, dass Angelo eine Sicherheitskassette hat. Er hat mir nie was davon erzählt, und in seiner Wohnung habe ich sie nicht gesehen.« Montalbano starrte unbeirrt auf die Spitze seines linken Schuhs.
    »Haben Sie sie gefunden?«
    »Nein. Wir haben zwar die Schlüssel gefunden, aber nicht die Sicherheitskassette. Kommt Ihnen das nicht seltsam vor?«
    »Ja, in der Tat.«
    »Das ist nämlich noch so eine Sache, die eigentlich in der Wohnung hätte sein müssen, aber nicht da ist.« Michela gab zu verstehen, dass sie begriffen hatte, worauf Montalbano hinauswollte. Sie warf ihren Kopf nach hinten, sie hatte einen selten schönen Hals, einen modiglianischen, und sah ihn mit glücklicherweise halb geschlossenen Augen an.
    »Sie glauben doch wohl nicht, ich hätte sie genommen?«
    »Nun ja, sehen Sie, ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Welchen?«
    »Ich habe Sie eine Nacht lang allein in der Wohnung Ihres Bruders gelassen. Das hätte ich nicht tun dürfen. Sie hatten alle Zeit der Welt, ein paar…«
    »Ein paar Sachen verschwinden zu lassen? Aber wozu denn?«
    »Weil Sie wesentlich mehr über Angelo wissen als wir.«
    »Natürlich. Was für eine tolle Entdeckung! Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir sind Bruder und Schwester.«
    »Und deshalb versuchen Sie, ihn zu decken, auch unbewusst. Sie haben mir gesagt, dass Ihr Bruder irgendwann den Entschluss gefasst hat, nicht mehr als Arzt zu praktizieren. In Wirklichkeit sind die Dinge nicht ganz so gelaufen. Ihr Bruder ist aus der Ärztekammer ausgeschlossen worden.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Elena Sclafani. Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen, bevor ich zu Ihnen gekommen bin.«
    »Hat sie Ihnen den Grund genannt?«
    »Nein. Denn sie kannte ihn nicht. Angelo hatte

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