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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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des Käfigs aufgewertet, auf jeden Fall Lügen gestraft würde, wenn der Stofffetzen in seinem Mund gefunden wurde? Oder weil dieser Stofffetzen gar kein Stofffetzen war? Vielleicht handelte es sich ja um ein Taschentuch mit eingestickten Initialen, das zum Namen und Familiennamen des Mörders hätte führen können? Er verzichtete darauf, diese Gedanken fortzuspinnen, und ging hinaus auf die Veranda.
    Er setzte sich und betrachtete verloren die beiden Blätter, die Catarella für ihn ausgedruckt hatte. Mit Zahlen hatte er noch nie etwas anfangen können. Auf dem Gymnasium, so erinnerte er sich, als seine Klassenkameraden sich schon mit Akzisen beschäftigten, nein, halt, Akzisen sind etwas anderes, das sind doch die Steuern aufs Benzin, aber wie hießen sie denn dann? Abszissen, ja, das war's, als sich seine Klassenkameraden schon mit Abszissen und Koordinaten beschäftigten, hatte er immer noch leichte Schwierigkeiten mit dem Achter-Einmaleins. Auf dem ersten Blatt befand sich auf der linken Seite eine Kolonne von achtunddreißig Zahlen, der eine zweite Kolonne mit achtunddreißig Zahlen auf der rechten Seite entsprach.
    Auf dem zweiten Blatt standen links zweiunddreißig Zahlen, und zweiunddreißig waren es auch rechts. Wenn die Mathematik nicht reine Ansichtssache war, dann betrug die Anzahl der Zahlen, wenn man die Summe der beiden Blätter zog, auf der linken Seite zusammen siebzig. Und siebzig betrug sie auch auf der rechten. Montalbano beglückwünschte sich selbst, auch wenn er mit zusammengebissenen Zähnen zugeben musste, dass zu haargenau der gleichen Schlussfolgerung auch ein kleiner Junge im dritten Grundschuljahr gelangen konnte. Nach einer halben Stunde machte er eine Entdeckung, die ihm eine Freude und Genugtuung bereitete, wie sie seinerzeit Marconi empfunden haben mochte, als ihm klar wurde, dass er den drahtlosen Telegrafen entdeckt hatte oder etwas in der Art. Ihm war nämlich aufgefallen, dass die Zahlen der linken Kolonnen sich nicht voneinander unterschieden, sondern es sich um vierzehn Zahlen handelte, von denen sich jede fünfmal wiederholte. Die Wiederholungen folgten nicht aufeinander, sondern waren wie zufällig in die beiden Kolonnen eingestreut. Er nahm eine der Zahlen von der linken Seite und übertrug sie jedes Mal auf die Rückseite eines der beiden Blätter, wenn sie wiederholt wurde. Daneben schrieb er die Zahlen der rechten Kolonne.
    213452            136000
    213452             80000
    213452            200000
    213452             70000
    213452            110000
    Ihm schien es offensichtlich, dass, während die linke Zahl ein Code war, die rechte unverschlüsselt war und sich auf einen Geldbetrag bezog. Insgesamt waren es 596000. Äußerst wenig, wenn es sich um Lire handelte. Dagegen über eine Milliarde Lire, wenn diese Zahl Euro meinte, was wahrscheinlicher war. Folglich fanden zwischen Angelo und dem Herrn 213452 ein paar kleine Geschäfte von dieser Größenordnung statt. Weil es nun aber weitere dreizehn chiffrierte Herren gab und die Zahlen auf der rechten Seite mehr oder weniger die gleichen waren wie die, die er gerade untersucht hatte, bedeutete das, dass Angelo ein Geschäftsvolumen von über dreizehn Milliarden Lire hatte. Die allerdings unter allen Umständen verborgen gehalten werden mussten. Immer vorausgesetzt, das alles entsprach seinen Vermutungen, denn es war ja nicht auszuschließen, dass diese Zahlen auch etwas anderes bedeuten konnten.
    Er merkte, dass seine Augen immer kleiner wurden, sein Blick hielt der Zahlenlektüre nicht mehr stand, er wurde müde. Bei dieser Geschwindigkeit, dachte er, würde er drei bis fünf Jahre brauchen, bis er den Code der Kanzonetten entschlüsselt hätte, und am Ende wäre er mit Sicherheit blind und würde, einen weißen Taststock an der Hand, von einem Hund herumgeführt werden.
    Er brachte alles wieder hinein, verschloss die Veranda, verließ das Haus, nahm das Auto und fuhr los. Er war ein kleines bisschen zu früh dran für das Treffen mit Paola, und daher fuhr er mit weniger als zehn Kilometern pro Stunde, womit er die, die hinter ihm fuhren, zum Wahnsinn trieb. Jeder Autofahrer, dem es gelang, ihn zu überholen, fühlte sich verpflichtet, ihn zu betiteln: »Arschficker«, so ein Lastwagenfahrer; »Scheißkerl«, so ein Geistlicher; »gehörntes Rindvieh«, so eine freundliche Dame; »Be… be… be…«, so einer, der stotterte.
    Doch alle diese Beleidigungen gingen

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