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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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was vorher schon mal gesehen?«
    »Ja, genau.«
    »An einem Mädchen?«
    »Nein, auf'nem Foto.«
    »Jetzt red schon und lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.«
    »Erinnern Sie sich an Peppi Cannizzaro?«
    »Nein. Wer ist das?«
    »Den hattense im Verdacht, ein' Raubüberfall auf die Banca Regionale von Montelusa gemacht zu haben. Erst wurde er für 'n paar Monate drinbehalten, aber dann musstense ihn freilassen, weilse keine Beweise hatten.«
    »War er es denn?«
    Pasquale schob sein Gesicht so dicht an das von Commissario Montalbano, dass man meinen konnte, er wollte ihn auf den Mund küssen. »Schon, aber se hatten keine Beweise.«
    »Also gut, und was hat Peppi Cannizzaro zu tun mit…«
    »Da wollt ich ja jetz drauf kommen. Sie schnappten Peppi Cannizzaro und steckten ihn zu mir in die Zelle.«
    »Kanntest du ihn?« Pasquale wich aus.
    »Na ja … Manchmal haben wir ein bisschen zusammengearbeitet.«
    »Erzähl weiter.«
    »Dutturi, Sie müssen mir glauben, der war gar nicht mehr der Peppi, den ich kannte. Der war ganz verändert. Früher war er lustig, 'n richtiger Kumpel, lachte über jeden Blödsinn, aber jetz war er still, verschlossen und nervös.«
    »Warum?«
    »Er hatte sich verliebt.«
    »Und das hatte so eine Wirkung bei ihm?«
    »Ja, weil er ohne das Mädchen nicht mehr sein konnte. Nachts klagte er und rief ihren Namen. Er hat mir so leidgetan, der Arme! Er hielt sich immer ihr Foto vor die Augen und manchmal hat er's geküsst. Und eines Tages hat er sie mir gezeigt. War wirklich 'n außergewöhnlich schönes Mädchen.«
    »Wie konnte man denn auf dem Foto das Tattoo sehen?«
    »Weil das Mädchen von hinten fotografiert worden war, das Foto war knapp unter der Schulter abgeschnitten, und sie drehte den Kopf so, dass sie nach hinten schaute. Den Schmetterling konnte man also gut sehen.«
    »Was hat er dir über sie gesagt?«
    »Dass sie Russin wäre, fünfundzwanzig und früher Balletttänzerin.«
    »Wie hieß sie?«
    »Ich meine, Zin.«
    Was war das denn für ein Name? Vielleicht eine Kurzform für Zinaida?
    »Was hat er dir noch über sie erzählt?«
    »Nichts.«
    »Wo kann ich Cannizzaro finden?«
    »Dutturi, was weiß denn ich? Ich sitz hier drin und er ist draußen.«
    »Pasqua, danke. Ich hoffe, sie lassen dich hier bald raus. Du hast mir sehr geholfen.«
    Bevor er das Gefängnis verließ, ließ er sich in der Direktion die Adresse von Peppi Cannizzaro geben. Er wohnte in Montelusa, in einer Seitenstraße der Via Bacchi-Bacchi. Er beschloss, ihn unverzüglich aufzusuchen.
    Das Haus hatte vier Stockwerke, Cannizzaro wohnte im dritten. Montalbano klingelte, aber niemand öffnete. Er klingelte noch einmal, und zwar länger. Nichts. Da schlug er mit der geballten Faust gegen die Tür. Dann kamen zu den Faustschlägen auch noch ein paar Tritte. Er machte so viel Lärm, dass die Tür gegenüber von Cannizzaros Wohnung aufging und eine wütende alte Frau erschien.
    »Was ist das denn für ein Lärm? Mein Sohn schläft noch!«
    »Na ja, Signora, zum Schlafen ist es doch wohl schon ein bisschen spät!«
    »Aber mein Sohn ist Nachtwächter, du blöder Arsch!«
    »Entschuldigen Sie, ich suche Peppi Cannizzaro.«
    »Wenn er nicht aufmacht, bedeutet das ja wohl, dass er nicht da ist.«
    »Haben Sie eine Ahnung, ob er bald zurückkommt?«
    »Was weiß denn ich! Ich hab Peppi schon seit drei Tagen nicht mehr auf der Treppe gesehen.«
    »Hören Sie, Signora, haben Sie in der letzten Zeit Peppis Freundin gesehen, ein Mädchen, das Zin heißt?«
    »Ob ich die gesehen habe oder nicht, was zum Teufel geht dich das an?«
    »Ich bin Commissario Montalbano.«
    »Na, du glaubst ja gar nicht, was für 'ne Mordsangst du mir einjagst! Ich scheiß mir gleich in die Hose vor lauter Schreck!«, sagte die alte Frau.
    Und schlug ihm die Tür vor der Nase zu, und zwar mit solcher Wucht, dass der arme Nachtwächter nun mit Sicherheit aus dem Bett gefallen war.
    Es gab nur einen Weg, Cannizzaro ausfindig zu machen. Er fuhr zum Gefängnis zurück. Dieses Mal erhob die Direktorin leichte Einwände, doch letzten Endes ließ sie sich trotzdem überreden. Montalbano saß Pasquale wieder in demselben kleinen Raum gegenüber wie vorher. »Was gibt's denn, Dutturi?«
    »Ich bin zu Cannizzaro gefahren, aber er war nicht zu Hause. Die Frau von gegenüber sagte, sie hätte ihn schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen.«
    »War Zin denn nich da? Peppi hat mir erzählt, dass er sie zu sich nach Hause geholt hätte.«
    »Die

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