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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Montag setzt er sich ins Auto, fährt zur Müllkippe und entsorgt die Leiche am Salsetto. Und das war's auch schon.
    Aber wieso war er ein paar Tage später der Meinung gewesen, es wäre besser, das Geschäft in Brand zu setzen? Das allerdings würde Fazio ihm am nächsten Tag noch erklären müssen.
    Er kam dermaßen schlecht gelaunt in Marinella an, dass er nicht einmal Lust hatte, etwas zu essen. Er war enttäuscht vom Abschluss dieses Falls. Ein idiotisches Verbrechen, begangen von einem Idioten. Doch andererseits: Wie viele Fälle von intelligenten Mordverbrechen gab es denn, die von Personen begangen wurden, deren Gehirn funktionierte? Auf seine gesamte Laufbahn gerechnet, konnte er sie an den Fingern einer Hand abzählen. Nun gut, aber das hier war noch idiotischer als der Durchschnitt.
    Doch würde Di Nardo oder der Leiter der Mordkommission weiterermitteln, nachdem einmal der Beweis erbracht war, dass Morabito die Einbrecherin erschossen hatte? Würde es ihm zumindest gelingen, den Namen der getöteten jungen Frau herauszufinden? Oder würde er einen Rückzieher machen, sobald er merkte, dass diese Ermittlung längst nicht so einfach war, wie es zunächst aussah?
    War es denn aber nicht seine Pflicht, die Kollegen über den Stand seiner Ermittlungen in Kenntnis zu setzen? Denn inzwischen gab es keinen Zweifel mehr, dass mindestens zwei der jungen Russinnen mit dem Schmetterlingstattoo Diebinnen waren. Und es war bewiesen, dass drei der jungen Frauen etwas mit dem Verein »Der Gute Wille« zu tun hatten.
    Und dieser »Gute Wille« stellte sich als gefährliches Terrain dar, wenn nicht gar als Minenfeld. Würde Di Nardo oder wer auch immer an seiner Stelle sich der Gefahr aussetzen, in die Luft zu fliegen? Wie viele Politiker mit einflussreichen Verbindungen nach Rom und, unabhängig, ob rechts, ob links oder Mitte, mit engsten Beziehungen zur Kirche würden »das Schlachtfeld« betreten und sich schützend um Monsignor Pisicchio und den »Guten Willen« scharen? Würde der Ermittlungsrichter den Mut aufbringen und sich seiner Verantwortung stellen? Wo doch schon vier Fragen an Cavaliere Piro ausgereicht hatten, dass der Questore mit Protestanrufen bombardiert wurde!
    Besser war es wohl, keine Geistesblitze zu haben, sich zurückzuhalten, die Initiative Di Nardo zu überlassen. Wenn die von der Questura sich melden sollten, um Informationen über die Ermittlungen zu erbitten, die er bis zu diesem Augenblick geführt hatte, würde er ihnen alles sagen, was es zu sagen gab. Doch wenn nicht, dann verhalt dich still, Montalbano, und begnüg dich mit dem, was du hast.
    Wie er so auf der Veranda saß und rauchte und seinen Whisky trank, in einer Nacht, die eigens dafür geschaffen schien, düstere Gedanken zu vertreiben, fühlte er, wie sich ganz langsam dieses Gemisch aus Enttäuschung und leichter Wut auflöste, das in ihm aufgekommen war, als er begriffen hatte, dass ihm die Ermittlung entglitten war.
    Was soll's, es war ja nicht das erste Mal, dass ihm das passierte.
    Immerhin gab es dabei ja auch eine positive Seite, nämlich die, dass er nun ein paar Tage ohne lästige Angelegenheiten vor sich hatte. Genau, und die konnte er doch nutzen, um etwas…
    »Um was zu tun?«, fragte unvermittelt Montalbano Nummer eins. »Erklärst du mir mal genau, was du eigentlich im Leben so schaffst, abgesehen von deinem Beruf? Du isst, scheißt, schläfst, liest ein paar Romane, hin und wieder gehst du ins Kino, und das war's auch schon. Du verreist nicht, treibst keinen Sport, hast kein Hobby, und wenn man's recht bedenkt, hast du nicht mal Freunde, mit denen du ein paar Stunden verbringen könntest…«
    »Was erzählst du denn da für einen Scheiß?«, mischte sich Montalbano Nummer zwei polemisch ein. »Er schwimmt ausdauernder als jeder Olympiasportler, und da kommst du an und erzählst, er würde keinen Sport treiben?«
    »Das Schwimmen zählt nicht. Was zählt, sind nur die echten, ernsthaften Interessen, solche, die einen Sinn ergeben und das Leben eines Menschen bereichern!«
    »Ach ja? Dann nenn mir doch mal ein Beispiel für diese Interessen! Gartenarbeit? Briefmarken sammeln? Die Diskussionen, ob die Meisterschaft eher Juventus oder eher dem AC Mailand zustehen würde?«
    »Lasst ihr mich bitte mal ausreden?«, mischte sich Montalbano jetzt ein. »Ich wollte doch nur sagen, dass ich diese freien Tage, die vor mir liegen, dazu nutzen könnte, um Livia kommen zu lassen. Und soll ich euch noch was sagen? Ich nehme das

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