Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
es kurz nach zwei war, ging ins Bad und wusch sich. Dann kehrte er mit einem Buch in der Hand wieder auf die Veranda zurück, setzte sich und zündete sich eine Zigarette an. Das Boot hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Er fing an zu lesen, und nach einer Viertelstunde hörte er herannahendes Sirenengeheul. Er las weiter, als ob ihn das nichts anginge. Das Heulen kam immer näher und brach auf Höhe des Vorplatzes vor der Haustür ab. Von dem Boot aus konnten die Männer sowohl die Veranda als auch den kleinen Vorplatz des Hauses überblicken. Er hörte die Türklingel.
Er stand auf und ging öffnen. Fazio ließ sogar das Blaulicht auf dem Autodach eingeschaltet. «Dottore, ein Notfall.«
Wieso veranstaltete er nur so ein Theater, wo sie doch unter sich waren? Vielleicht dachte Fazio, dass irgendwo eine Wanze installiert war? Völlig übertrieben! »Bin sofort da.«
Mit Sicherheit hatten die auf dem Boot diese Szene mitverfolgt. Er schloss die Verandatür ab, ging hinaus, sperrte auch die Haustür ab und stieg ins Auto. Fazio stellte wieder die Sirene an und schoss mit quietschenden Reifen davon, dass Gallo vor Neid geplatzt wäre. »Ich weiß jetzt, von wo aus sie mich beobachten.«
»Von wo denn?«
»Von einem Boot aus. Meinst du nicht, es wäre besser, Galluzzo zu verständigen?«
»Wäre vielleicht besser. Ich rufe ihn auf dem Handy an.« Galluzzo antwortete auf der Stelle.
»Gallu, ich wollte dir nur sagen, dass Dottor Montalbano herausgefunden hat… Wirklich? Alles klar, pass auf dich auf.«
Er schaltete das Handy aus und wandte sich dem Commissario zu.
«Galluzzo wusste schon, dass diese drei Männer auf dem Boot nur so getan haben, als würden sie fischen, in Wirklichkeit haben sie nämlich Ihr Haus beobachtet.«
»Wo hat Galluzzo sich denn versteckt?«
»Erinnern Sie sich an die kleine Villa auf Höhe Ihres Hauses, aber auf der anderen Straßenseite, die seit zehn Jahren im Bau ist? Also, da steht er auf der zweiten Etage.«
»Wo fährst du mich jetzt eigentlich hin?«
»Hatten wir nicht gesagt, dass wir den Tempeln einen kleinen Besuch abstatten wollen?«
Bevor sie zu der Straße mit dem Panoramablick auf die Tempel kamen, die für den Autoverkehr gesperrt ist - doch sie ließ man durch, weil ihr Auto ein Polizeiwagen war -, bat Montalbano Fazio anzuhalten, ging zu einem Kiosk mit Kaffeebar und kaufte einen Reiseführer. »Wollen Sie jetzt ernsthaft einen auf Tourist machen?« Nein, das wollte er nicht, Tatsache war aber, dass er jedes Mal, wenn er da war, sich partout nicht mehr an die Epoche erinnern konnte, in der die Tempel erbaut worden waren, und auch nicht an die Maße und an die Zahl der Säulen. »Komm, wir fahren ganz rauf«, sagte der Commissario, »und dann arbeiten wir uns Tempel für Tempel langsam wieder bis nach unten vor.«
Oben angekommen, parkten sie das Auto und stiegen dann zu Fuß noch weiter hinauf, bis sie beim höchstgelegenen Tempel angelangt waren.
Der Bau des Tempels der Hera Loucina geht auf die Zeit um 450 v. Chr. zurück. Er war 41 Meter lang und 19,55 Meter breit und wies 34 Säulen auf…
Sie besichtigten ihn mit gebührender Aufmerksamkeit und stiegen danach wieder ins Auto; nach wenigen Metern hielten sie erneut an, parkten und stiegen zu Fuß zum zweiten Tempel hoch.
Der Tempel der Concordia stammt aus dem Jahr 450 v. Chr. Er wies 34 Säulen mit einer Höhe von 6,83 Metern auf und war 42,10 Meter lang und 19,70 Meter breit… Sie besichtigten ihn und danach machten sie das Gleiche wie zuvor.
Der Tempel des Herakles ist der älteste. Ergeht auf das Jahr 520 v. Chr. zurück. Mit einer Länge von 7340 Metern… Sie besichtigten ihn mit Bedenken. »Schauen wir uns auch noch die anderen Tempel an?«
»Nein«, sagte Montalbano, dessen Bedarf an archäologischen Sehenswürdigkeiten bis auf Weiteres gedeckt war. »Aber was Galluzzo wohl macht? Inzwischen ist fast eine Stunde vergangen ! «
»Wenn er nicht anruft, bedeutet das, dass …«
»Ruf ihn mal an.«
»Aber nein, Dottore. Was, wenn er sich gerade jetzt in der Nähe Ihres Hauses aufhält, und plötzlich fängt das Handy laut zu klingeln an?«
»Dann ruf Catarella an und gib ihn mir.«
Fazio tat wie geheißen.
»Catare, gibt's was Neues?«
»Nicht doch, Dottori. Aber die Signora Estera Manni hat angerufen. Sie hat gesagt, dass Sie sie wieder anrufen sollen.«
Sie gingen noch eine halbe Stunde vor dem Tempel hin und her.
Montalbano wurde immer nervöser. Fazio versuchte ihn abzulenken.
»Dottore,
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