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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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weiter vorne auf der Straße anhalten können?«
    »Ich halte hier, Dottore, damit noch genug Platz für die nachfolgenden Autos bleibt.«
    Sie stiegen aus und gingen um das Kommissariatsauto herum. Da sahen sie auf der linken Seite des Landwegs, unmittelbar neben ein paar Salbeibüscheln, Fazio, Galluzzo und einen alten Mann auf der Erde sitzen und essen. Der Alte hatte Brot und Käse aus einem Quersack geholt und beides aufgeteilt.
    Ein ländliches Idyll, eine Art Dejeuner sur l'herbe.
    Und weil die Sonne schon ziemlich heiß brannte, saßen sie alle in Hemdsärmeln da.
    Sobald Fazio und Galluzzo den Commissario auftauchen sahen, standen sie auf und zogen sich ihre Jacken über. Der Alte blieb sitzen, führte jedoch in einer Art militärischem Gruß eine Hand an die Schiebermütze. Er war mindestens achtzig.
    Der Tote trug lediglich eine Unterhose und lag parallel zur Straße auf dem Bauch. Etwas unterhalb des linken Schulterblatts war die von geronnenem Blut gesäumte Schusswunde deutlich zu erkennen. Am rechten Arm war durch einen Biss ein Stück Fleisch herausgerissen. Auf den beiden Wunden Hunderte von Fliegen.
    Der Commissario bückte sich und betrachtete den angebissenen Arm.
    »Das war ein Hund«, sagte der Alte und schluckte den letzten Bissen Brot mit Käse hinunter. Dann zog er eine Flasche Wein aus dem Quersack, entkorkte sie, trank ein paar Schlucke und verstaute alles wieder an seinem Platz. »Haben Sie ihn entdeckt?«
    »Jaja, heute Morgen, als ich mit dem Esel vorbeikam«, sagte der Alte und stand auf. »Wie heißen Sie?«
    »Contrera Giuseppe, und ich hab nicht einen Fleck auf meiner Weste.«
    Es war ihm wichtig, dem Bullen zu sagen, dass er keinerlei Vorstrafen hatte. Aber wie hatte er in dieser Wüstenei das Kommissariat benachrichtigen können? Mit einer Brieftaube?
    »Haben Sie angerufen?«
    »Nein, das war mein Sohn.«
    »Und wo ist Ihr Sohn?«
    »In seinem Haus in Giardina.«
    »War er denn bei Ihnen, als Sie den Toten…«
    »Nein, er war nicht bei mir. Er war in seinem Haus. Er hat noch geschlafen, der gnädige Herr Sohn. Er ist Finanzbuchhalter.«
    »Aber wenn er nicht bei Ihnen war…«
    »Gestatten Sie, Dottore?«, schaltete Fazio sich ein. »Unser Freund Contrera hat, gleich nachdem er den Toten entdeckt hatte, seinen Sohn angerufen und…«
    »Ja gut, aber wie hat er ihn angerufen?«
    »Mit dem hier«, sagte der Alte und zog ein Handy aus der Tasche.
    Montalbano war völlig perplex. Der Greis war wie ein Alter aus vergangenen Zeiten angezogen, Hose aus Flanell, ausgetretene Schuhe, kragenloses Hemd und eine Weste. Dieses Apparätchen passte so gar nicht zu seinen schwieligen Händen, die aussahen wie eine Reliefkarte der Alpen. »Aber warum haben Sie uns dann nicht direkt angerufen?«
    »Erstens«, antwortete der Alte, »verstehe ich von diesem Ding nur so viel, dass ich damit meinen Sohn anrufen kann, und zweitens, woher, zum Teufel, sollte ich denn Ihre Nummer kennen?«
    »Das Handy«, erklärte Fazio wieder, »hat Signor Contrera von seinem Sohn geschenkt bekommen, der Angst hat, dass sein Vater, angesichts seines Alters …«
    »Mein Sohn Cosimo ist ein Trottel. Ein Trottel von einem Finanzbuchhalter. Er soll lieber an seine eigene Gesundheit denken statt an meine«, verkündete der Alte. »Hast du seine Personalien und die Adresse aufgenommen?«, fragte Montalbano Fazio. »Ja, Dottore.«
    »Dann können Sie jetzt gehen«, sagte Montalbano zu Contrera.
    Der Alte salutierte und setzte sich auf den Esel.
    »Hast du alle verständigt?«
    »Schon erledigt, Dottore.«
    »Hoffen wir, dass sie bald eintreffen.«
    »Das wird mindestens noch eine halbe Stunde dauern, Dottore, sofern alles glattgeht.«
    Montalbano traf eine schnelle Entscheidung.
    »Gallo!«
    »Zu Diensten!«
    »Wie lang braucht man von hier bis Giardina?«
    »Bei dieser Straße, würde ich sagen, ungefähr eine Viertelstunde.«
    »Dann fahren wir jetzt dahin und trinken dort einen Espresso. Soll ich euch auch einen mitbringen?«
    »Ja, gern«, antworteten Fazio und Galluzzo einstimmig, die offenbar immer noch den Nachgeschmack von Brot und Käse im Mund hatten.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht so rasen!«
    »Wer rast denn hier?«
    Und so kam es, dass nach zehnminütiger Fahrt bei Tempo achtzig, weiß der Himmel wie, das Auto mit dem Kofferraum in einem Graben hing, der so breit war wie der Weg, und seine Hinterräder sich noch eine Weile in der Luft weiterdrehten.
    Bis es ihnen gelungen war, den Wagen wieder

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