Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Marinella«, sagte er zu Gallo. Als er die Haustür aufschloss, stellte er fest, dass Adelina mit der Arbeit fertig und bereits gegangen war. Er begab sich geradewegs ins Bad, zog sich aus, stellte sich unter die Dusche, warf die schmutzige Kleidung in den Wäschekorb, ging danach ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, um etwas Frisches zum Anziehen auszusuchen. Er sah, dass eine der Hosen noch in der Folienhülle der Reinigung steckte. Offensichtlich hatte Adelina sie am Morgen abgeholt. Er beschloss, diese anzuziehen, dazu ein Jackett, das er gern trug, und außerdem eines von den Hemden einzuweihen, die er sich unlängst gekauft hatte.
    Danach setzte er sich ins Auto und fuhr zu Enzo. Und weil es noch früh war, befand sich außer ihm nur noch ein weiterer Gast im Raum. Im Fernsehen wurde die Meldung verbreitet, dass im Ortsteil Spinoccia der Leichnam eines Unbekannten von einem Fischer im Röhricht aufgefunden worden war. Nach Ansicht der Polizei handelte es sich um Mord, weil am Hals des Mannes Würgemale entdeckt worden waren. Unbestätigten Angaben zufolge habe der Mörder bestialische Grausamkeit gegenüber seinem Opfer walten lassen und es durch Bisse in Stücke gerissen. Die Ermittlungen führe Commissario Salvo Montalbano. Weitere Einzelheiten sollten in der nächsten Ausgabe der Nachrichten folgen.
    Und auch dieses Mal hatte das Fernsehen seine Aufgabe erfüllt, nämlich eine Meldung zu bringen, die mit irgendwelchen Einzelheiten angereichert wurde, die entweder falsch oder abwegig oder gänzlich der Fantasie entsprungen waren. Und die Leute schluckten das. Warum machten die das? Um einen Mord, der an sich schon schrecklich genug war, noch grausamer darzustellen? Es reichte nicht aus, über einen gewaltsamen Tod zu informieren, nein, er musste obendrein auch noch furchterregend sein. Aber hatte denn nicht auch Amerika weltweit auf den Bildschirmen einen Krieg entfacht, der auf reinen Lügen, auf Unsinn, auf meineidigen Geheimniskrämereien der wichtigsten Männer des Landes basierte? Und dann hatten die Fernsehsender ihrerseits auch noch einmal alle Geschütze aufgefahren, um diese Stimmung weiter zu schüren. Ach ja, und wo wir schon dabei sind: Wie war denn die Geschichte um das Anthrax ausgegangen? Wie kam es, dass man von einem Tag auf den anderen nichts mehr davon gehört hatte?
    »Wenn der andere Gast nichts dagegen hat, könntest du dann den Fernseher ausschalten?«
    Enzo ging zu dem anderen Gast, der, an den Commissario gewandt, erklärte:
    »Sie können den Fernseher ruhig ausschalten lassen. Mir ist das sowieso alles scheißegal.«
    Er war ein dicker Mann um die fünfzig, der gerade eine dreifache Portion Spaghetti mit Venusmuscheln in sich hineinstopfte.
    Die gleichen, die auch der Commissario aß. Danach ließ er sich, wie gewohnt, Meerbarben zubereiten. Als er die Trattoria verließ, entschied er, dass keine Notwendigkeit für den Spaziergang auf der Mole bestand, und begab sich daher gleich ins Kommissariat, wo er einen ganzen Berg von Dokumenten zu unterschreiben hatte.
    Er hatte einen Großteil der Arbeit erledigt, als es schon weit nach fünf Uhr war. Den Rest, so beschloss er, wollte er am folgenden Vormittag zu Ende bringen. Als er den Kugelschreiber aus der Hand legte, klingelte das Telefon. Montalbano blickte es argwöhnisch an. Er war in der letzten Zeit immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass offenbar sämtliche Telefone mit einem unabhängig funktionierenden Gehirn ausgestattet waren. Anders konnte er sich nicht erklären, warum die Anrufe zumeist entweder im günstigsten oder aber im ungünstigsten Augenblick kamen, nie aber dann, wenn man gerade nichts zu tun hatte.
    »Ah, Dottori, Dottori! Es wäre so, dass da Signora Ester Manni wäre. Soll ich durchstellen?«
    »Ja. - Ciao, Rachele. Wie geht's dir?«
    »Blendend. Und dir?«
    »Mir auch. Wo bist du?«
    »In Montelusa. Aber ich werde mich gleich auf den Weg machen.«
    »Du fährst nach Rom zurück?! Aber du hast doch gesagt …«
    »Nein, Salvo, ich fahre nach Fiacca.«
    Zu dieser jähen Eifersucht, die ihm einen Stich versetzte, war er gar nicht berechtigt. Schlimmer noch: Dieses Gefühl war nicht einmal gerechtfertigt. Es gab überhaupt keinen Grund für ihn, so etwas zu verspüren. »Ich fahre mit Ingrid zu einem Ausverkauf«, fuhr sie fort. »Schuhe? Kleider?« Rachele lachte.
    »Nein. Eher ein Ausverkauf der Gefühle.«
    Und das konnte nur eines bedeuten: dass sie nach Fiacca fuhr, um Guido den Laufpass zu

Weitere Kostenlose Bücher