Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
Gründen. Der erste ist rein persönlich.«
»Sag schon.«
»Da ich nicht glaube, dass wir uns nach meiner Abreise noch einmal sehen werden, wollte ich dir mein Verhalten in Fiacca erklären. Damit du kein verzerrtes Bild von mir in Erinnerung behältst.«
»Du brauchst mir überhaupt nichts zu erklären«, sagte Montalbano, der mit einem Mal wieder von Unbehagen erfasst wurde.
»Doch, das muss ich. Ingrid, die mich wirklich gut kennt, hätte dich vielleicht irgendwie vorwarnen sollen, dass ich … Ich weiß nicht, wie ich sagen soll…«
»Wenn du's nicht weißt, dann sag's einfach nicht.«
»Wenn mir ein Mann gefällt, dann interessiere ich mich wirklich für ihn, dann meine ich es ernst, wenn das bislang auch noch nicht oft vorgekommen ist, und dann kann ich einfach nicht anders als … mit ihm da anzufangen, wo die anderen aufhören würden. Ja, genau, das wollte ich sagen. Ich weiß nicht, ob ich mich …«
»Du hast dich vollkommen klar ausgedrückt.«
»Und danach gibt es dann nur zwei Möglichkeiten. Entweder will ich von demjenigen nie wieder etwas hören und sehen, oder ich sorge dafür, dass er mir irgendwie erhalten bleibt, als Freund, als Liebhaber… Und als ich zu dir sagte, dass du mir sehr gefallen hast - Ingrid hat mir übrigens erzählt, das dich das ziemlich geärgert hat -, habe ich nicht unbedingt das gemeint, was vorher zwischen uns gewesen ist, sondern ich meinte dich, so wie du bist… also, als Mann und in deiner ganzen Art. Mir ist jetzt klar, dass dieser Satz irreführend sein kann. Aber ich habe mich nicht geirrt, wenn du mir einen Abend wie diesen schenkst. Ende der Rede.«
»Und der zweite Grund?«
»Der betrifft die gestohlenen Pferde. Aber ich habe noch mal nachgedacht und jetzt weiß ich nicht, ob es überhaupt Sinn macht, dir das zu erzählen.«
»Warum denn nicht?«
»Weil du mir gesagt hast, dass du mit dieser Ermittlung gar nichts zu tun hast. Ich möchte dir nicht etwas sagen, was dir womöglich zusätzlich Unannehmlichkeiten bereitet.«
»Wenn du willst, kannst du es mir trotzdem erzählen.«
»Zuletzt habe ich Scisci zum Gestüt begleitet, und dort haben wir den Tierarzt angetroffen, der gerade mit den üblichen Routineuntersuchungen beschäftigt war.«
»Wie heißt er?«
»Mario Anzalone. Und er ist sehr gut.«
»Ich kenn ihn nicht. Was ist also passiert?«
»Der Tierarzt sagte zu Lo Duca, er könne nicht verstehen, warum Rudy gestohlen worden sei und nicht Raggio di luna, das Pferd, auf dem ich in Fiacca geritten bin.«
»Warum?«
»Er sagte, wenn die Diebe sich ausgekannt hätten, dann hätten sie eigentlich Raggio di luna nehmen müssen und nicht Rudy, erstens, weil Raggio di luna um einiges kostbarer ist als Rudy, und zweitens, weil bekannt war, dass Rudy praktisch unheilbar krank war, weshalb der Tierarzt auch den Vorschlag gemacht hatte, das Pferd von seinen Qualen zu erlösen und es einschläfern zu lassen.«
»Und wie hat Lo Duca darauf reagiert? Weißt du das noch?«
»Ja. Er hat geantwortet, dass er sehr an dem Pferd hängen würde.«
»Was für eine Krankheit hatte es denn?«
»Eine durch Viren ausgelöste Arterienentzündung.«
»Dann war das also so, als wären Diebe in ein Autohaus mit Luxuskarossen eingebrochen und hätten gleichzeitig einen sündhaft teuren Edelschlitten und einen schrottreifen Fiat 500 gestohlen?«
»Ja, ungefähr so.«
»Ist diese Krankheit ansteckend?«
»Ja, natürlich. Und ich habe mich auf dem Rückweg nach Montelusa ja auch heftig mit Scisci gestritten. >Wie kommst du dazu?<, habe ich gesagt. >Du hast mir gesagt, du würdest mein Pferd gern bei dir aufnehmen, und dann stellst du es neben ein krankes Tier?<«
»Wo hattest du es denn die anderen Male untergestellt?«
»In Fiacca, bei Baron Piscopo.«
»Und was hat Lo Duca zu seiner Verteidigung gesagt?«
»Er hat behauptet, die Krankheit sei nicht mehr ansteckend. Auch wenn es angesichts der Umstände inzwischen völlig sinnlos wäre, sagte er noch, ich solle ruhig den Tierarzt anrufen, der das mit Sicherheit bestätigen würde.«
»Aber das Pferd war doch todkrank.«
»Tja.«
»Aber warum es dann noch stehlen?«
»Ebendeshalb wollte ich dich ja treffen. Das habe ich mich nämlich auch gefragt und bin dann zu einer Schlussfolgerung gelangt, die dem widerspricht, was Scisci dir in Fiacca gesagt hat.«
»Das heißt?«
»Dass sie eigentlich nur mein Pferd stehlen und töten wollten, aber weil Rudy genau gleich aussieht wie Super, wussten sie nicht,
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