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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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die Gründe, die dich gedrängt haben, ihn zu schreiben.
    Und daher wäre ich auch (fast) bereit, dir entgegenzukommen.
    Aber meinst du nicht, dass es ein Irrtum deinerseits ist, mich ausgerechnet im Fall des Mordopfers vom Critaru um freie Hand und Eigenständigkeit bei der Ermittlung zu bitten?
    Du weißt sehr wohl, was ich von dir halte: Du bist ein fähiger und intelligenter Ermittler, doch hier, scheint mir, haben wir es mit einem Fall zu tun, der auch einem noch tüchtigeren Polizisten als uns beiden zusammen das Genick brechen kann.
    Wenn ich also zögere, dir die Ermittlung zu übertragen, ist es allein deshalb, weil ich dein Freund bin.
    Würdest du nämlich scheitern, würde das unendlich viele Schwierigkeiten nach sich ziehen, und zwar nicht nur in unserem persönlichen Verhältnis zueinander.
    Denk darüber nach.
    Wenn du jedoch darauf bestehst, lass mir auf alle Fälle ein paar Tage Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.
    Ich umarme dich mit unveränderter Zuneigung.
    Salvo
    Er las noch einmal, was er gerade geschrieben hatte. Es kam ihm perfekt vor.
    Der Brief diente dazu, Mimì für ein paar Tage bei der Stange zu halten, bis er das Ergebnis von Ingrids Beschattung hatte. Er lieferte ihm darin zumindest keinen Anlass, sich zu ärgern und weitere Dummheiten zu begehen.
    Er stand auf, öffnete die Tür und rief Galluzzo.
    »Hör zu, tu mir einen Gefallen und schreib diesen Brief ab. Dann steckst du ihn in einen Umschlag, auf den schreibst du ›Dott. Domenico Augello persönlich – vertraulich‹ und bringst ihn ihm. Ist er im Büro?«
    Galluzzo sah ihn verblüfft an – offensichtlich fragte er sich, warum Montalbano und Augello neuerdings auf die fixe Idee verfallen waren, ihn als Schreiber einzusetzen.
    »Noch ist er nicht da.«
    »Gib ihm den Brief, sobald er kommt.«
    Doch Galluzzo machte keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Mit einem Teil seines Herzens war er eindeutig ein Esel, mit dem anderen ein Löwe.
    »War noch was?«
    »Ja, Dottore. Erklären Sie mir, warum auch Sie mir jetzt einen Brief zum Abtippen geben?«
    »Damit du ganz genau weißt, was hier läuft. Du hast den gelesen, den Mimì mir geschrieben hat, und jetzt kannst du meine Antwort lesen«, sagte Montalbano säuerlich, und zwar so säuerlich, dass Galluzzo reagierte.
    »Sie müssen entschuldigen, Dottore, aber ich verstehe nicht ganz. Erstens kann man keinen Brief abschreiben, ohne ihn zu lesen. Und zweitens, was habe ich davon, wenn ich weiß, was sich da zwischen Ihnen beiden abspielt?«
    »Ich weiß es nicht, sag du’s mir.«
    »Dottore, Sie denken schlecht von mir. Und da machen Sie einen Fehler«, sagte Galluzzo beleidigt. »Ich bin keiner, der überall herumerzählt, was hier drinnen vonstatten geht.«
    Montalbano merkte, dass Galluzzo aufrichtig war, und bereute augenblicklich, was er zu ihm gesagt hatte.
    Aber nun war es zu spät, es ungeschehen zu machen. Mimì Augello richtete, ob nun direkt oder indirekt, einfach zu viel Schaden im Kommissariat an, indem er Zwietracht säte und Unruhe stiftete.
    Die Sache musste so schnell wie möglich gelöst werden. Einstweilen konnte man nur hoffen, dass Ingrid etwas herausfand.
    »Catarella! Ruf die Spurensicherung an und lass dir Dottor Arquà geben.«
    »Hallo?«, sagte Arquà nach einer guten Weile.
    »Montalbano hier. Du hast angerufen?«
    »Ja.«
    »Was willst du?«
    »Ich will dir beweisen, dass ich ein Herr bin und du ein Bauer.«
    »Aussichtsloses Unterfangen.«
    »Professor Lomascolo in Palermo hat mich angerufen. Er hat mir vorab das Ergebnis seiner Untersuchung der Brücke mitgeteilt. Willst du’s hören?«
    »Ja.«
    »Eine Stunde hat ihm ausgereicht, so sagte er mir, um absolute Gewissheit zu haben, dass diese Art von Zahnbrücke bis vor einigen Jahren in Südamerika gebräuchlich war. Zufrieden?«
    Montalbano antwortete nicht. Worauf wollte dieses mehrfach gehörnte Rindvieh von Arquà hinaus?
    »Ich habe mich bemüht, es dir sofort mitzuteilen«, sagte der andere, um sogleich weiter sein Gift zu verspritzen. »Ich hoffe, dass du mit deinem gewohnten Scharfsinn unter der Million Zahnärzte in dieser Gegend auf Anhieb den richtigen findest. Ciao.«
    Ein durchtriebener Fuchs. Nein, mehr noch: ein durchtriebener Fuchs und Hurensohn. Nein, viel mehr noch: ein durchtriebener Fuchs und Sohn einer verhurten Drecksau.
    Wäre diese verdammte Brücke in irgendeiner Weise nützlich für die Aufklärung des Falls gewesen, hätte Arquà ihn todsicher nicht angerufen. Doch

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