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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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überzeugt, dass sie ihn damit irgendwie aus seinem Bau herauslocken würde.
    * * *
    Kirchrather saß da wie gelähmt. Er war derart schockiert, dass er eine Denkblockade bekam. Diese fürchterliche Frau würde für eine möglichst fette Schlagzeile alles tun. Zweifellos würde sich so ein verlogener Sensationsbericht bei den Deutschen gut verkaufen und viele Fremde verschrecken. Vor allem die älteren und eher ängstlichen Kurgäste, so viel war sicher. Das waren aber die treuesten Meran-Urlauber. Noch.
    Er sah den Magazinbericht mit der Überschrift »Ewiger Gewaltherd Südtirol« förmlich vor sich. Die Umsatzeinbußen würden horrend sein. Er selbst wäre auch betroffen, natürlich, und zwar nicht zu knapp. Wenn die Fremden wegblieben, wie sollte er dann den hohen Bankkredit für die Erweiterung seiner Buchhandlung abbezahlen?
    Durch Kirchrathers Hirn schossen bizarre Bildfetzen. Er sah sich selbst als Greis, wie er durch die Gänge seiner menschenleeren Buchhandlung schlurfte, den Staub von den Buchrücken wischte und durch die halb blinden Fensterscheiben nach draußen spähte. Die Lauben waren verlassen, auf den Gehsteigen spielte der Wind mit alten Handzetteln über Kurkonzerte, die längst verstummt waren. Abblätternder Fassadenputz sammelte sich in den Rinnsteinen. Bestimmt würde es so kommen wie in Nevada vor über hundert Jahren. Der Goldrausch war vorbei, alle waren weg. Nicht mehr lange, dann würde die Stadt im Wüstenstaub des Death Valley aufgehen.
    Kirchrather schüttelte sich entsetzt und zwang sein fiebriges Hirn zurück in die Realität. Wüstenstaub, wie kam er bloß darauf? Er linste zu der Deutschen hinüber, die gerade damit beschäftigt war, eine weitere Schicht Puderzucker auf die Reste ihres Kaiserschmarrens zu streuen.
    Kirchrather hoffte inständig, dass der auf einer Wolke weilende Andreas Hofer etwas zur Rettung Merans unternehmen würde. Der Hofer konnte doch von da oben bestimmt etwas deichseln! Oder irgendeiner der neueren Volkshelden, meinetwegen einer der Führer vom Befreiungsausschuss. Irgendeiner musste doch verfügbar sein.
    Er wartete. Nichts geschah. Hofer und Konsorten lagen offenbar da oben auf der faulen Haut. Es half nichts, er musste die Sache selbst in die Hand nehmen. Plötzlich hatte er eine zündende Idee. Ohne Bauernopfer war die zwar leider nicht zu verwirklichen, aber auf Einzelschicksale konnte er jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Mit ruhiger Hand zerteilte er seine Ochsenbrust.
    »Frau von Spiegel, wer war eigentlich der Freund Ihres Großvaters? Es stand doch bestimmt ein Absender auf dem Schreiben?«
    Die Deutsche schüttelte den Kopf. »Leider nicht der Familienname. Der Umschlag war nicht unter den Papieren. Der Brief selbst war mit ›Dein Andi‹ unterzeichnet. So wie bei dem, den ich Ihnen gezeigt habe.«
    Kirchrather schaute die Frau prüfend an. Sie hatte ohne zu zögern geantwortet. Er war erleichtert. Andi, da war die Auswahl groß.
    Laut sagte er: »Das ist alles so lange her. Es gab damals immer wieder Gerüchte über Maulwürfe innerhalb des BAS , aber es gab keine konkreten Beweise gegen irgendjemanden. Angeblich soll ein Verräter von den Italienern erschossen worden sein, als sie ihn nicht mehr brauchten, da oben auf dem Eisjöchl. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass die angeblichen Maulwürfe eine Erfindung der Italiener waren, um die Unsrigen zu demoralisieren.« Mit fester Stimme setzte er hinzu: »Auf jeden Fall sind das alte Geschichten, die mit dem Meran von heute nichts mehr zu tun haben. Und schon gar nicht mit dem bedauerlichen Tod von Karl Felderer. Ich habe Sie als seriöse Person kennengelernt. Sie werden doch sicher nicht die Unwahrheit schreiben, nur um eine gepfefferte Schlagzeile zu bekommen?«
    Sein Gegenüber gab keine Antwort.
    »Ich sehe schon, Sie sind nicht überzeugt. Sie werden sehen, dass sich der Felderer-Mord recht einfach aufklären lässt, wenn die Zusammenhänge erst einmal offen auf dem Tisch liegen. Es geht um eine lokale Angelegenheit. Ich wollte heute sowieso zum Kommissar, um meine Aussage zu ergänzen. Es hat ja keinen Sinn, die Sache unter den Tisch zu kehren.« Die Frau machte große enttäuschte Kulleraugen, die Kirchrather tief befriedigt zur Kenntnis nahm.
    »Frau von Spiegel«, fuhr er fort, »kommen Sie doch mit auf die Wache. Ihre Nase steckt doch ohnehin schon tief in unseren Angelegenheiten, da kommt es jetzt auch nicht mehr darauf an. Außerdem scheint der Commissario ja sowieso keine

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