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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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erreichten, beschloss Lissie spontan, sich jetzt gleich nach dem Zustand des Jungen zu erkundigen. Justus, so hieß der Kleine. Lissie war es immer noch ein Rätsel, wie es überhaupt zu dem Unfall gekommen war. Plötzlich durchfuhr es sie heiß. Konnte es sein, dass der junge Hochleitner etwas wusste? Hatte er da oben am Berg etwa Karl Felderers Mörder zur Rede stellen wollen?
    Den Gedanken, zu dem Jungen ins Krankenhaus nach Bozen zu fahren, verwarf sie nach kurzer Überlegung. Sie hatte keine Lust, sich mit dem Krankenhauspersonal herumzuärgern. Die Schwestern würden sie garantiert nicht so ohne Weiteres zu dem Jungen vorlassen.
    Lissie beschloss, zuerst die Hochleitnerin über ihren Enkel auszuhorchen. Ob die aber jetzt schon zu Hause war? Vielleicht saß sie ja noch am Bett von Justus im Krankenhaus. Lissie zuckte mit den Achseln. Das würde sich ja herausstellen.
    Lissie bat die Loipfertingerin, sie vor dem Nikolausstift abzusetzen. Da fiel ihr etwas ein. »Frau Loipfertinger, kennen Sie eigentlich den kleinen Hochleitner? Und seine Oma?«
    Die Loipfertingerin wackelte mit dem Kopf, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. »Den Kleinen nicht. Aber die Elsbeth schon. Und den Sohn von der Elsbeth, den hab ich auch ganz gut gekannt. Der war Steuerberater in Meran unten, und der hat immer meine Buchhaltung gemacht. Ein Lustiger war das, ganz wie mein Luis. Ich hab mich immer g’freut, wenn er zu mir hochkommen ist.« Die Loipfertingerin machte eine kurze Pause, dann fuhr sie mit leiserer Stimme fort. »Vor gut zehn Jahren is er dann verunglückt. Abgestürzt, wissen S’. Das war schlimm damals. Alle haben gedacht, dass das Absicht war, wo doch seine Frau auf und davon is.« Die Loipfertingerin schüttelte den Kopf. »Ein Schmarren ist das. Das hätt der Axel Hochleitner seinem Kleinen doch nie angetan.«
    »Ahaah«, machte Lissie interessiert und öffnete den Mund, um die Loipfertingerin weiter auszufragen. Doch die alte Frau kannte die näheren Umstände des Unglücks nicht. Sie wusste nur noch, dass der Unfall beim Aufstieg auf die Hohe Weiße passiert war. Ihr Kontakt zur Familie sei nach dem Tod von Axel Hochleitner immer schwächer geworden.
    Schon komisch, überlegte Lissie. Zuerst erwischt es den Vater in der Wand, und dann überlebt der Sohn mit knapper Not einen Unfall, auch in den Bergen. Allerdings lagen zwischen den beiden Vorfällen satte zehn Jahre. Einen Zusammenhang konnte sie auf den ersten Blick nicht erkennen.
    Lissie kam nicht dazu, weitere Spekulationen über die Duplizität von Ereignissen anzustellen, weil sie im Sitz ruckartig nach vorne geworfen wurde. Die Loipfertingerin hatte ihre Klapperkiste vor der Pension mit einer Vollbremsung zum Stehen gebracht. Bevor Lissie sich von dem Schrecken erholen konnte, machte der Wagen einen Satz nach vorne. Die alte Dame hatte den Fuß von der Kupplung genommen und damit den Motor abgewürgt. Auch eine Art einzuparken, dachte Lissie belustigt, nachdem sich ihr Pulsschlag etwas beruhigt hatte. Mit den Feinheiten im Stadtverkehr hatte es die alte Almbäuerin offenbar nicht so. Glücklicherweise parkte das nächste Auto in sicherer Entfernung.
    Als Lissie aussteigen wollte, hielt die alte Frau sie am Ärmel fest. »Madl, du bist richtig. Pass bloß auf di auf, und komm einmal wieder zu mir herauf! Und ich bin jetzt die Oma Loipfertinger!«
    Lissie war gerührt und drückte die alte Dame kurz und fest. Sie versprach, bald einmal wiederzukommen, und nahm sich vor, dieses Versprechen auch einzuhalten. Dann griff sie nach ihrem Rucksack, schwang sich aus dem Wagen und brachte sich schnell vor den Fahrkünsten ihrer neuen Oma in Sicherheit.
    * * *
    Die Gartenpforte knirschte leise in den Angeln, als Lissie sie öffnete, um die Treppen zum Haupteingang des Nikolausstifts hochzusteigen.
    Die Lampe über dem Eingang brannte nicht. Das ganze Haus lag im Dunkeln. Trotzdem war Lissie überrascht, als sie feststellte, dass die Eingangstür abgeschlossen war. Um diese Zeit schon? Na ja, die Hochleitnerin war vermutlich noch im Krankenhaus, und ihre Gäste waren wohl noch damit beschäftigt, sich in den gastronomischen Betrieben Merans die nötige Bettschwere zu verschaffen.
    Sie klingelte. Erwartungsgemäß rührte sich nichts. Lissie wollte schon wieder gehen, da fiel ihr etwas ein. Vielleicht gab es in Justus’ Zimmer einen Hinweis auf die Gefahr, in der er schwebte. Es konnte nicht schaden, sich mal an der Rückfront des Hauses, die an den kleinen Parkplatz

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