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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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an, die ihren Blick mittlerweile nicht mehr höflich, sondern unverhohlen feindselig erwiderte.
    »Gar nicht. Ich hab keine Ahnung, wie das passiert sein kann. Das wird uns Justus vermutlich bald selbst erzählen. Jetzt ist für mich das Wichtigste, dass er wieder ganz gesund wird.«
    »Kann ich ihn denn besuchen?«, wollte Lissie wissen.
    »Nein, im Moment besser nicht. Er braucht seine Ruhe«, sagte die Hochleitnerin mit mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme.
    Warum ist die bloß so wütend?, fragte sich Lissie. Die Frau verheimlichte etwas. Vielleicht kannte sie das Geheimnis – etwas, das auch der Junge nicht hätte sehen sollen. Hatte ihm der Mörder deshalb aufgelauert und ihn den Hang hinuntergestoßen? Vielleicht war sogar sie selbst, Lissie, dazwischengekommen, bevor er dem Kleinen den Rest geben konnte? Und jetzt hatte die Hochleitnerin bestimmt Angst, der Junge könnte noch in Gefahr sein!
    Lissie merkte, dass sie Elsbeth Hochleitner unverwandt anstarrte. Lissie riss ihren Blick von der Frau los und sah sich in der großen Küche um. Auf dem Abtropfbrett der Küche stand ein seltsames Gestell. Es enthielt eine Ansammlung von Pinseln, Spateln und anderen merkwürdig geformten Gerätschaften, die vor sich hin trockneten. Lissie wandte sich wieder der Hochleitnerin zu und machte eine Kopfbewegung zur Spüle hin. »Malen Sie?«
    Die Frau schaute auf ihre Hände. »Ich übernehme gelegentlich ein paar Restaurationsarbeiten. Kleine Heiligenbilder und Figuren aus den Pfarreien in Meran und so.« Elsbeth Hochleitner wies auf die Delfter Kacheln, die Lissie auch schon bewundert hatte. »Von denen habe ich viele selbst instand gesetzt. Als mein Vater sie kaufte, waren sie in ganz schlechtem Zustand, aber immer noch teuer genug.«
    Elsbeth Hochleitner lehnte sich zurück und lächelte. Aber ihre Augen funkelten kalt dabei. Die Richtung, die das Gespräch nimmt, gefällt ihr sichtlich besser, dachte Lissie.
    »Durch die Aufträge kann ich die Pension über Wasser halten.«
    »Verstehe.« Langsam nickte Lissie. Elsbeth Hochleitner wollte anscheinend über alles andere lieber sprechen als über ihren Enkel.
    »Möchten Sie vielleicht ein Glas Roten?«, bot die Frau ihr nun an.
    Zu ihrer eigenen Verblüffung schüttelte Lissie den Kopf. »Nein, vielen Dank. Ich bin gleich noch verabredet. Und bei der Unterhaltung muss ich definitiv einen klaren Kopf behalten!«
    »Aha, der italienische Commissario!«, lächelte die Hochleitnerin erneut, diesmal fast schon schelmisch.
    »Die Kandidatin hat hundert Punkte«, grinste Lissie breit und erhob sich.
    Während Lissie zur Haustür voranging, ließ sie wie beiläufig fallen: »Fast hätte ich’s vergessen, Frau Hochleitner. Warum haben Sie eigentlich vorhin im Dunkeln gesessen und auf mein Läuten nicht aufgemacht?«
    Als sie sich zu der Frau umdrehte, um ihr die Hand zu geben, merkte sie, dass Elsbeth Hochleitner dicht hinter ihr stand, die Augen weit aufgerissen, der Mund wie ein Strich.
    »Gute Nacht, Frau von Spiegel. Und vielen Dank nochmals«, stieß die Frau hervor und schlug die Tür hinter ihr zu. Lissie konnte gerade noch ihren rechten Arm in Sicherheit bringen.
    Gedankenverloren ging Lissie die kleine Treppe hinunter und durchquerte die Pforte. Sie schaute zurück zum Haus. Das Licht in der Küche erlosch. Irgendjemand bedrohte die Hochleitnerin. Lissie hatte deutlich gespürt, dass die Frau furchtbare Angst hatte. Warum sollte sie sich sonst mit einem Gewehr auf dem Schoß in ihrer Küche verbarrikadieren?
    * * *
    Die Schlange bewegte sich auf Pavarotti zu. Ihr schuppiger Leib glänzte giftgrün. Im Licht der Deckenstrahler sah es aus, als balanciere das Reptil eine rot phosphoreszierende Karaffe auf ihrem Kopf. Pavarotti zwinkerte, um die Vorstellung abzuschütteln. Wenn er nicht aufpasste, würden seine Mitmenschen in Kürze anfangen, hinter seinem Rücken zu tuscheln.
    Er schielte zu dem tätowierten Muskelprotz im Unterhemd hoch, der die Weinkaraffe und zwei Gläser mit einem Rums auf den Tisch knallte, sodass der Wein beinahe überschwappte. Einen kurzen Moment ragte der Typ noch drohend über ihm auf, dann drehte er sich um und walzte zurück zur Theke. Vermutlich war es der Inhaber selbst. Jemand anders hätte sich garantiert nicht getraut, in dem Outfit zu bedienen und mit seinem Gehabe die Gäste einzuschüchtern. Aber wenn man mal von diesem Gorilla absah, war der Schuppen hier nichts Weltbewegendes. Pavarotti verstand wirklich nicht, was Lissie am

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