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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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grenzte, umzusehen. Lissie erinnerte sich, bei ihrer Ankunft aus den Augenwinkeln eine Stahltür gesehen zu haben, die ins Haus führte. Vermutlich die Tür zum Fahrradkeller.
    Mittlerweile war es kurz vor sieben und ziemlich dämmrig. Lissie war ein wenig mulmig zumute, als sie auf dem unbeleuchteten und ungesicherten Parkplatz stand. Ein einziges Auto war da. Lissie konnte das Kennzeichen nicht erkennen. Wahrscheinlich ein Pensionsgast. Lissie war froh, dass ihr Jaguar mittlerweile sicher in der Garage des Hotels Felderer untergebracht war. Dieser Parkplatz war ja geradezu eine Einladung, teure Autos zu knacken und auf den Balkan zu verschieben.
    Die einzige schwache Lichtquelle war eine mindestens zehn Meter entfernte Straßenlaterne. Schemenhaft konnte Lissie die Umrisse einer Tür ausmachen. Mit vorsichtigen Schritten, um nicht in der Dunkelheit über irgendein Hindernis zu stolpern, bewegte sie sich vorwärts. Das Haus war zwar riesig, aber sie würde das Zimmer des Kleinen schon finden. Langsam drehte sie den Türknauf und konnte einen Ausruf des Triumphs gerade noch unterdrücken. Die Tür ließ sich mühelos öffnen.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass ihr etwas Wichtiges fehlte. Wie hatte sie sich eigentlich ihre Schnüffelei in einem dunklen Haus ohne Taschenlampe vorgestellt? Drinnen das Licht anzuschalten, kam überhaupt nicht in Frage. Aber jetzt mit hängenden Ohren den Rückzug anzutreten, das zog Lissie als Alternative auch nicht in Betracht.
    Sie kramte wild in ihrem Rucksack herum. Dort musste irgendwo das Probeexemplar eines Pressegeschenks sein, das ihr ehemaliger Arbeitgeber an Journalisten verteilt hatte. Es handelte sich um einen Kuli mit Leuchtdiode, die sich an- und ausschalten ließ, indem man auf das Kopfteil drückte. Viel ließ sich mit dem kleinen Lichtpunkt natürlich nicht anfangen, aber er war immerhin besser als völlige Dunkelheit. Sie kramte, erwischte den Stift und zwängte sich durch einen Spalt der schweren Tür nach drinnen.
    Ein Fahrradkeller, tatsächlich. Der Mini-Lichtkegel geisterte über ein neu aussehendes Mountainbike und einen rostigen Drahtesel, wahrscheinlich das Fahrrad der Hochleitnerin. Hier gab es nichts Interessantes zu erkunden. Lissie näherte sich einer weiteren Tür und stand kurz darauf in einem riesigen Kellerraum, in dem eine Menge Bettwäsche von der Leine hing. Vermutlich die Hotelwäsche der Hochleitnerin. Hier hätte Lissie in Ruhe das Deckenlicht anschalten können, denn der kleine Lichtpunkt erfasste nur Mauerwerk, keine Fenster. Aber Lissie ließ es trotzdem sein. Ohne größere Schwierigkeiten ertastete sie sich den Weg durch den Raum, indem sie sich an einem halben Dutzend Waschmaschinen und Trocknern vorbeihangelte. Wie schafften es die paar Gäste der Hochleitnerin bloß, so viel Dreckwäsche zu produzieren?
    Eine Minute später hatte Lissie die Hand auf der Klinke einer weiteren Stahltür. Die Tür war ebenfalls irrsinnig schwer und ließ sich nur mit Mühe aufdrücken. Als Lissie sich durch die Öffnung geschoben hatte, fiel die Tür mit einem lauten Rums hinter ihr zu. Lissie stand wie erstarrt, ihr Herz klopfte wild. In dem stillen Haus kam ihr das dumpfe Geräusch wie ein infernalischer Lärm vor.
    Gerade als sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte und sie sich sagte, dass ja keiner im Haus war, da ging mit einem Mal das Licht an. Lissie erschrak furchtbar. Sie war durch die plötzliche Helligkeit geblendet und blinzelte krampfhaft, dann riss sie die Augen auf. Am anderen Ende des schlauchförmigen Flurs sah sie Elsbeth Hochleitner mit einer Flinte im Anschlag stehen. Sie zielte auf Lissie.
    »Was wollen Sie hier? Wer sind Sie?«, keifte die Frau und schwenkte die Waffe hin und her.
    »Um Gottes willen, Frau Hochleitner, nehmen Sie das Gewehr runter!«, schrie Lissie in Panik. »Kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin Lissie von Spiegel, ich hab doch kürzlich bei Ihnen übernachtet!«
    »Nehmen Sie die Hände hoch und kommen Sie langsam näher. Dann bleiben Sie wieder stehen! Ich will Sie anschauen. Keine hastigen Bewegungen, sonst drück ich ab!«, kreischte die Hochleitnerin.
    Lissie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Frau nicht an akuter Demenz, sondern bloß an Kurzsichtigkeit litt. Als sie näher kam, stieß Elsbeth Hochleitner einen erstickten Schrei aus und senkte die Waffe.
    »Oh mei, Frau von Spiegel, Sie sind’s wirklich! Jetzt hab ich grad Sie so erschreckt, wo Sie es doch waren, die meinen Justus gefunden hat! Bitte

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