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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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hereinlegen zu wollen.
    Pavarotti ging auf, dass das Felderer erst viel später klar geworden war. Vor fünfzig Jahren hatte er noch nicht gewusst, dass er unwahrscheinliches Glück gehabt hatte. Aschenbrenner hatte den Brief offenbar in Kopie auch einem österreichischen Verbindungsmann geschickt mit der Aufforderung, ihn nach seiner Verhaftung der BAS -Führung auszuhändigen. Allerdings war das nicht passiert, weil sich der Depp bei der Einreise nach Italien an der Grenze hatte verhaften lassen, wie Felderer höhnisch vermerkte. Erst viele Jahre später hatte Aschenbrenners Sohn Peter den Brief von der Witwe des Mannes erhalten. Jetzt hatte Peter Aschenbrenner endlich eine Handhabe, um seine Hass- und Rachegelüste zu befriedigen.
    Pavarotti atmete tief auf. Hans Aschenbrenner hatte für seinen Mut, einen Verräter zu entlarven, einen hohen Preis gezahlt. Am Ende war alles umsonst gewesen. Pavarotti faltete das Schreiben zusammen. Er hatte für Märtyrer nicht viel übrig. Seiner Meinung nach waren viele Fanatiker darunter, die keinen Respekt vor dem Leben hatten und sich in der Regel um die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht scherten.
    Was Hans Aschenbrenner mit seinem Leben anfing, war seine Sache, geschenkt. Ob sein Sohn Peter es schaffen würde, den Hass der vorangegangenen Generation abzuschütteln, oder ob ihn die emotionale Bürde zu einem gestörten Menschen machen würde, daran hatte Hans Aschenbrenner wohl keinen Gedanken verschwendet.
    Was auf der letzten Briefseite stand, überraschte Pavarotti nicht mehr. Peter Aschenbrenner hatte das Schreiben seines Vaters dazu benutzt, Emil Felderer systematisch zu vernichten. Er hatte den Alten regelrecht ausgepresst. Aus Angst vor der Schande war dem alten Felderer am Ende, als er kein Bargeld mehr auftreiben konnte, nichts übrig geblieben, als einen Schuldschein nach dem anderen auszustellen. Der angebliche Reichtum der Felderers war schließlich nur noch Makulatur gewesen.
    Pavarotti faltete die Zettel zusammen. Es war vorbei. Der Fall lag jetzt klar. Als nichts Materielles mehr zu holen war, hatte Peter Aschenbrenner Felderers Sohn erschlagen und ihm damit das einzig Wertvolle genommen, das der Alte noch hatte. Danach war nur noch Emil Felderer selbst übrig geblieben. Wahrscheinlich wollte Aschenbrenner ihm noch nicht einmal mehr die Chance lassen, selbst Schluss zu machen. Am Ende hatte die Rache alles Menschliche ausgelöscht.
    Pavarotti startete den Motor. Er wollte nur noch in die Pension und ins Bett. Doch als er in die Verdistraße einbog, wurde ihm klar, dass an Schlaf nicht zu denken war. Er parkte den Wagen und schaute auf die Uhr. Halb elf. Die Renzingerin würde noch aufhaben. Er fand, das Lokal passte jetzt. Er schlug den Weg in Richtung Lauben ein.

ELF
    Mittwoch, 11. Mai
    Wie grässlich diese Salbe juckte, die diese betuliche Schwester gerade auf ihre Unterarme aufgetragen hatte. Lissie fand, dass ihre Verbände, obwohl sie gerade erneuert worden waren, definitiv keinen formschöneren Eindruck als vorher machten. Mühsam setzte sie sich im Bett auf. Sie hatte es satt, dass dieser Weißkittel so einschüchternd über ihr aufragte und auf sie hinunterlächelte.
    »Ruhen Sie sich doch wenigstens heute noch bei uns aus, Frau von Spiegel«, sagte der Arzt begütigend. »Ich möchte Sie gerne bis morgen dabehalten. Ihre Rauchvergiftung ist zum Glück harmlos, aber wir müssen sicher sein, dass sich die Wunden nicht entzünden. Mit der Verbrennung am Fuß sollten Sie heute eh noch nicht in einen Schuh.« Er pausierte kurz. »Morgen brauchen wir dann sowieso Ihr Bett wieder. Ihre Verbrennungen sind oberflächlich, die können ambulant weiterbehandelt werden.«
    Lissie nickte wortlos. Sie hatte sowieso nicht vorgehabt, noch länger in diesem nach Desinfektionsmittel stinkenden Krankenhaus zu bleiben. Ohne mich, dachte sie.
    »Aber mit Schlappen kann ich doch ein bisschen rumlaufen, zum Shop und in den Hof?«, fragte sie scheinheilig.
    »Aber natürlich, Frau von Spiegel«, lächelte der Arzt. »Aber erst am Nachmittag, und keine Gewaltmärsche durch den Garten. Ihr Körper braucht Ruhe. Das gilt im Übrigen auch für die nächsten Wochen!«
    Erneut nickte Lissie brav. Doch als der Arzt mit der Schwester hinausging, schickte er einen skeptischen Blick zu ihr zurück. Lissie zog die Decke zum Kinn. Er hatte sie durchschaut.
    * * *
    Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, schwang Lissie die Beine aus dem Bett. Sie spürte schon die ganze

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