Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
er hoffnungsvoll.
    Die Schwester machte seiner Vermutung aber sofort den Garaus. »Der schließt um fünf.«
    Besonders alarmiert blickte die Frau nicht drein, ließ sich dann aber doch bewegen, den behandelnden Arzt anzurufen. Zehn Minuten später kam er in Lissies Zimmer geeilt, mit der Stationsschwester im Schlepptau. Der Arzt brummte: »Die Dame hat sich offenkundig selbst entlassen. Ich habe schon so etwas befürchtet. Wir können bloß hoffen, dass sie sich schont.« Er zuckte die Achseln. »Na dann. Das freie Bett können wir gut gebrauchen.« Sprach’s und verließ das Zimmer.
    »Aber was trägt sie denn am Leib?«, wunderte sich Pavarotti. »Ihre Sachen waren doch im Eimer!«
    »Eine Frau hat ihr heute Morgen ein paar frische Sachen und ihren Rucksack gebracht«, wusste die Stationsschwester.
    Nachdenklich ging Pavarotti die breite Treppe zum Erdgeschoss hinunter. Ob die Angestellten am Empfang etwas wussten? An denen musste sie sich doch vorbeigedrückt haben. Fehlanzeige. Niemand hatte Lissie beim Verlassen des Krankenhauses gesehen.
    Aber dann hatte Pavarotti doch noch Glück. Eine der Frauen hatte schon mittags Dienst gehabt und mitbekommen, wie sich Lissie um die Mittagszeit bei einer Kollegin nach einem anderen Patienten erkundigt hatte.
    »Ich weiß aber nicht, um wen es da ging«, sagte sie bedauernd, »weil ich gerade einen Anruf bekam. Aber sie hatte so ein dickes Buch dabei. Eins mit einem riesigen weißen Berg auf dem Einband drauf. Ich hab es gesehen, als sie es auf dem Tresen abgelegt hat.« Pavarotti horchte auf. »Es war bestimmt irgendein Bergsteigerbuch. Das fiel mir auf, weil die Frau überhaupt nicht danach aussah, als würde sie so was lesen. Das war so eine, die sogar im Morgenmantel und Schlappen noch auf volle Bemalung macht, wissen Sie!«
    Pavarotti musste schmunzeln. Keine schlechte Charakterisierung.
    »Es war bestimmt ein Mitbringsel für den, nach dem sie sich erkundigt hat«, setzte die Frau hinzu.
    Pavarotti seufzte tief, nachdem er sich bei ihr bedankt hatte. Hörte das denn nie auf? Diese Neugierde und dieses permanente Herumschnüffeln, richtig zwanghaft war das bei ihr. Pavarotti glaubte keine Sekunde, dass Lissie einen harmlosen Krankenbesuch gemacht hatte. Zu wem hatte sie überhaupt gewollt? Was wusste sie schon wieder, was er nicht wusste? Und wozu dieser Zirkus? Die Fälle waren doch aufgeklärt!
    Pavarotti schoss Lissies Anruf durch den Kopf, den er weggedrückt hatte. Er fluchte. Irgendetwas war passiert, und Lissie hatte ihn sprechen wollen. Und als er nicht an den Apparat ging, hatte sie in typischer Lissie-Manier die Sache in die eigenen Hände genommen. Er wählte ihre Mobilnummer. Natürlich Mailbox. Verflixt und zugenäht! Wo war sie bloß?
    Pavarotti marschierte im Stechschritt auf die Klinikpforte zu und drückte sich, so schnell es seine voluminöse Figur zuließ, durch die Drehtür nach draußen. Er hoffte, dass Lissie nicht einen Anfall von Sparsamkeit bekommen, sondern ein Taxi genommen hatte. Andernfalls hätte er keine Chance, herauszukriegen, wo sie war.
    Plötzlich bildete er sich ein, dass sie versuchte, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihn um Hilfe rief. Sein Herz begann wie wild zu klopfen. Diesmal würde er rechtzeitig da sein, um sie herauszuhauen, was sie auch immer gerade anstellte. Koste es, was es wolle.
    Er rannte auf den Taxistand zu, dass sein Bauch nur so hüpfte.
    * * *
    »Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht vom Fleck!«
    Lissie, die gerade mit schlotternden Knien auf einen Stuhl niedersinken wollte, ließ das Vorhaben schleunigst bleiben. Das war jetzt das dritte Mal innerhalb einer Woche, dass eine Waffe auf sie gerichtet war. Das wird ja langsam zur Dauereinrichtung bei mir, irrlichterte es durch Lissies Kopf. Der Statistik zufolge würde das in diesem Tempo nicht mehr lange gut gehen. Irgendwann drückte jemand ab, und dann war es aus.
    Lissies Bluse, die sie am Morgen frisch angezogen hatte, klebte an ihrem Rücken. Natürlich, theoretisch war es möglich, dass das Gewehr gar nicht geladen war. Genauso wie beim letzten Mal. Aber die Miene von Elsbeth Hochleitner, die in Hut und Mantel dastand und das Gewehr fest umklammert hielt, war angsteinflößend. Die Frau machte den Eindruck, als sei sie zu allem fähig. Die Augen wie schwarze Kohlen, der Mund nur ein Strich.
    »Was wollen Sie schon wieder?«, zischte die Frau. »Können Sie Justus und mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    Lissie schüttelte den Kopf. »Ich muss mit

Weitere Kostenlose Bücher