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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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seinem Fall ging sowieso nichts. Die Dame konnte ihn nicht ausstehen. Die Leiterin der Meraner Gerichtsmedizin war seine jüngere Schwester.
    Pavarotti drehte sich nach den beiden Ortspolizisten um. Brunthaler war mittlerweile wieder in den Durchgang getreten, hielt aber den Blick starr waagrecht. »Also gut. Wenn anscheinend klar ist, wer der Tote ist – was wisst ihr über ihn?«
    Die beiden tauschten einen kurzen Blick aus. Offenbar passierte gerade wieder das Übliche – bloß kein Insiderwissen gegenüber italienischen Behördenvertretern preisgeben.
    »Raus mit der Sprache. Was war Karl Felderer für einer?«, insistierte Pavarotti.
    Brunthaler schnaufte. »Na ja, Commissario, dass die Felderers schwerreich sind, das wissen Sie ja selbst. Ihre Privatvilla haben die in den Lauben, liegt hinter einem ihrer Hotels, direkt am Küchelberg. Da ist der Chef ja vorhin hin.« Er grinste verschmitzt. »Ich soll Ihnen übrigens von ihm ausrichten, Sie sollen ausnahmsweise diplomatisch sein, die Leute vorsichtig behandeln. So wie rohe Eier, hat er gemeint.« Brunthaler schniefte, als er den wütenden Blick Pavarottis auffing. »Weil die eben in ganz Südtirol enorm viel Einfluss haben, bis hoch zum Landeshauptmann. Übrigens soll er ein ziemlicher Weiberheld sein, äh, gewesen sein, das hört man jedenfalls immer mal wieder. Was Genaues weiß ich aber nicht. Scherschee la Famm, so heißt es doch bei Maigret, oder so ähnlich, Commissario?«
    Pavarotti ersparte sich einen Kommentar und wandte sich an Emmenegger. »Und was ist Ihre Theorie zu dem Fall?«
    Der Sergente blinzelte. »Vielleicht wollte er gerade auf die Toilette.« Er zeigte auf einen Holzverschlag ein paar Meter weiter in Richtung Durchgang. »Die Renzingerin hat ja nur außen welche. Im Gastraum ist keine.«
    Pavarotti überlegte. Natürlich konnte es auch sein, dass sich die Blase im Moment des Todes entleert hatte und dass das die Ursache für die Urinlache unter der Leiche war.
    »Den muss jemand abgrundtief gehasst haben«, gab Brunthaler plötzlich ungefragt seinen Senf dazu. »Deswegen ist mir ja gleich so furchtbar schlecht geworden.«
    Pavarotti verdrehte die Augen. »Wie kommen Sie auf die Idee?«
    »Ich mein ja nur«, sagte der Angesprochene eingeschüchtert. »Von seinem Kopf ist ja kaum noch was übrig. Der Mörder hat bestimmt noch mal zugeschlagen, als der Felderer schon halb tot am Boden lag.«
    »Ja«, nickte Pavarotti. »Das ist eine Möglichkeit. Die andere ist, dass der Mörder einfach auf Nummer sicher gehen wollte.« Dass es auch eine dritte Variante gab, behielt er erst einmal für sich. Angesichts der Brutalität war auch ein Mafiamord denkbar, bei dem ein Exempel statuiert werden sollte. Vor der Aussicht, in diesem Milieu ermitteln zu müssen, graute ihm, deshalb blendete er die Möglichkeit erst einmal aus. Er war froh, dass solche Fälle in Südtirol eher selten vorkamen. Aber man konnte natürlich nie wissen.
    Nachdenklich betrachtete Pavarotti die aus morschen Holzbohlen bestehenden Türen der zwei Toiletten. »Emmenegger! Fragen Sie mal nach, ob sich die Spurensicherung die Häuschen vorgenommen hat!« Die Chancen dafür standen ziemlich schlecht. Zwar hielt Pavarotti rein fachlich ziemlich viel von Arnold Kohlgruber, dem Leiter der Spurensicherung. Das Problem mit Kohlgruber war aber, dass der sich schon nach ein paar Minuten am Tatort auf ein Tatszenario festlegte, obwohl das ganz und gar nicht sein Job war. Kohlgruber hielt sich für einen verkappten Ermittler mit den grauen Zellen eines Hercule Poirot, dessen Genie bisher verkannt worden war. Man musste dem Kerl permanent auf die Finger schauen, dass er auch wirklich alle Spuren untersuchen ließ, ganz besonders diejenigen, die in seine spezielle Theorie nicht hineinpassten.
    Pavarotti streifte sich Latexhandschuhe über und drückte vorsichtig auf das äußerste Ende der Klinke. Abgeschlossen. Er hörte Emmenegger unterdrückt kichern und das Gespräch beenden.
    »Nein, die haben die Klos ausgelassen«, erklärte Emmenegger feixend. »Kohlgruber meinte, das sei bloß Verschwendung von Steuergeldern. Die Spusi hätte keine Zeit, die Hinterlassenschaften von ganz Meran inklusive Touristen mit Fingerabdruckpulver zu bestäuben. Kohlgruber weiß eh schon, wie es gelaufen ist, sagt er.«
    Pavarotti hatte keine Lust, den Köder zu schlucken. Bewusst förmlich gab er zurück: »Ordnen Sie an, das Versäumte sofort nachzuholen. Verstanden?«
    »Ich?« Das Grinsen auf Emmeneggers

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