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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Tour.
    Wo blieb Karl nur? Wahrscheinlich war der Big Boss schon unterwegs zu ihm und merkte nicht, dass sein Handy keinen Saft mehr hatte. Justus beschloss, Karl entgegenzulaufen.
    Als Justus in die Lauben einbog und das Hotel Felderer in sein Sichtfeld rückte, hielt er abrupt an. Direkt vor ihm blockierten zwei Polizeiwagen den Weg. Weiter vorn, ungefähr auf halbem Weg zum Pfarrplatz, sah er noch einmal blinkendes Blaulicht. Die Bullen scherte es offenbar keinen Deut, dass die Lauben Fußgängerzone waren. Irgendwie beunruhigte dieser Umstand Justus am allermeisten.
    * * *
    Ohne seine Außenwelt wahrzunehmen, stapfte Pavarotti die Gasse entlang. Die Lauben waren von Touristen verstopft, die ständig zwischen den beiden Straßenseiten hin und her kreuzten, um möglichst keine der Auslagen zu verpassen. Ganz automatisch setzte Pavarotti seine Körperfülle ein, um sich einen Weg zu bahnen, hin und wieder sogar ziemlich grob.
    In Gedanken war er immer noch mit der unfassbar dummen Aktion von Signore Alberti beschäftigt. Bisher war Alberti das einzig Gute an seinen Einsätzen in Meran gewesen, weil er sich nie in die Ermittlungen eingemischt hatte. Ganz anders als Pavarottis kontrollsüchtiger Vorgesetzter in Bozen, der andauernd schriftliche Berichte über den Ermittlungsstand von ihm haben wollte. Und der die ganze Behörde mit seinen Rundschreiben nervte, mit denen er seinen Beamten immer noch mehr bürokratischen Ballast aufbürdete.
    Alberti dagegen war vollauf damit ausgelastet, sich auf den Empfängen der Meraner Sparkasse und den Vernissagen des Kunstvereins zu produzieren und sich dabei von Reportern ablichten zu lassen. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, mit der Kurverwaltung zu kungeln und Ausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen zu erteilen, die von Rechts wegen an den Sicherheitsvorschriften gescheitert wären. Natürlich wussten alle, dass er die Hand aufhielt, aber wenigstens störte er nicht. Signore Alberti war kein großes Licht, jedoch schlau genug, sich aus der Polizeiarbeit herauszuhalten, bei der man ganz schnell einen publicitywirksamen Fehler machen konnte. Pavarotti stieß einen Seufzer aus, der in einem leisen Knurren ausklang. Wenn Alberti bloß auch diesmal seiner bisherigen Maxime treu geblieben wäre.
    Vor dem Hotel Felderer passierte Pavarotti eine Lancia-Limousine mit Fahrer, in deren Fond er Alberti sitzen sah. Offenbar war der mit seinem Beileidsbesuch bei der Familie Felderer gerade fertig. Als Pavarotti einen Schritt zur Seite machen musste, um dem plötzlich mit Blaulicht und quietschenden Reifen startenden Wagen auszuweichen, wallte sein Zorn erneut auf. Da spürte er, dass ihn jemand von hinten am Ärmel zupfte. Er fuhr herum. Ein Junge an der Schwelle zum Teenageralter stand vor ihm.
    »Herr Kommissar, grüß Gott, kennen S’ mich? Sie übernachten immer bei uns, in der Pension meiner Oma. Wissen S’ noch? Ich bin der Justus Hochleitner.«
    Pavarotti hätte ihn auch ohne diese Ansage erkannt. Ihm fiel wieder einmal auf, dass der Bub zu klein war für seine dreizehn Jahre.
    Pavarotti nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Elsbeth Hochleitner war eine alte Bekannte, seit seiner Kindheit. Aber trotzdem würde er, wenn er ein dickeres Spesenkonto zur Verfügung hätte, lieber woanders als bei ihr im Nikolausstift übernachten. Sie erinnerte ihn an eine Zeit, die er lieber vergessen wollte. Außerdem waren die Zimmer in ihrer Pension nicht richtig geheizt, die Betten klamm, und das Frühstück war mehr als dürftig. Sogar für italienische Verhältnisse.
    Der Junge schielte dem Polizeiwagen hinterher, der gerade von den Lauben in den Rennweg einbog und aus dem Sichtfeld verschwand. »Was ist denn passiert?« Seine Stimme klang ängstlich.
    Pavarotti räusperte sich. Das Gespräch war ihm unangenehm. Er erinnerte sich, dass der Vater des Jungen und Karl Felderer gut befreundet gewesen waren. Wie sollte er mit dieser Situation umgehen? Sollte er den Kleinen abwimmeln?
    »Ist irgendetwas mit Karl?«, drängte Justus mit hoher Stimme. »Er wollte mich heute Morgen in der Pension abholen. Er ist aber nicht gekommen. Und an sein Handy geht er auch nicht.«
    Pavarotti traf eine Entscheidung. »So, so. Na, du musst es ja irgendwann doch erfahren, Justus. Der Karl Felderer, der ist tot. Mehr kann ich dir leider im Moment auch nicht sagen. Jetzt gehst du am besten wieder heim zu deiner Oma. Okay?« Pavarotti war sich nicht sicher, ob der junge Hochleitner überhaupt begriffen

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