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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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streckte sich auf einem der Sofas hinter dem Kamin aus, der offenbar am Morgen angefacht worden war und noch ein wenig Wärme abstrahlte. Sie schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, und schlief sofort ein.
    Lissie träumte, dass sie mit ihrem Vater an einem hohen Verkaufstresen stand. Sofort wusste sie ganz genau, wo sie sich befand, nämlich im Mannhardt in den Lauben, im besten Porzellan- und Glasgeschäft von ganz Meran. Überall standen überlebensgroße blaue Porzellanpferde herum, die zu Lissie herüberschauten und auffordernd mit den Hufen scharrten.
    Ermutigend lächelte ihr der Vater zu. Doch als sie nach einem der Pferde greifen wollte, schob sich eine Verkäuferin dazwischen. Sie packte Lissie am Arm und zog sie zu einer Vitrine mit Kristallgläsern und Karaffen, die alle bis zum Rand mit irgendwelchen Flüssigkeiten gefüllt waren. Plötzlich begann sich auch die Vitrine auf Lissie zuzubewegen. Die Gläser fingen an zu klirren, die Flüssigkeiten schwappten über und überfluteten den Boden. »Hör endlich auf zu trinken«, schrie die Verkäuferin. Als ihr Vater der Frau eine Ohrfeige gab, fuhr Lissie aus dem Schlaf hoch.
    Sie merkte sofort, dass sie nicht mehr allein in dem großen Raum war. Um Gottes willen, hoffentlich habe ich keinen Mucks von mir gegeben, dachte sie erschrocken und spähte hinter dem Kamin hervor. Als sie sah, was sich hinter ihr abspielte, wurde ihr klar, dass in den letzten Teil ihres Traums Fetzen aus der Realität eingeflossen waren.
    Vor dem Rezeptionstresen auf der anderen Seite des Raums stand eine junge Frau um die dreißig, dahinter sah sie einen hageren alten Herrn mit kantigen, scharf geschnittenen Gesichtszügen. Die Iris seiner Augen glänzte im Schein der Deckenspots wässerig hellgrau, fast weißlich. Die Augäpfel hatten rote Ränder und waren von roten Äderchen durchzogen. Der Kontrast zwischen Iris und Augäpfeln war schaurig. Lissie schüttelte sich und ließ ihren Blick nach unten wandern. Der dürre Körper des Alten bebte förmlich vor Erregung. Oder war es Wut?
    Mit vorgerecktem Kopf hielt der alte Mann die junge Frau am Arm fest, dann schüttelte er sie. »Ich lass mir von dir in meinem eigenen Haus nichts vorschreiben«, spuckte er. »Geh mir aus den Aug’n, sonst fängst dir noch eine Watsch’n ein!«
    Mit Mühe riss sich die junge Frau los und griff sich an die Wange. Dann heulte sie kurz auf und rannte aus dem Zimmer.
    Lissie überlegte. Der Alte war ganz bestimmt der Seniorchef. Und das Mädel hatte nicht wie eine Bedienstete ausgesehen. Vermutlich die Schwiegertochter, die Frau des Ermordeten. Lissie gratulierte sich zu ihrem Logenplatz im dunklen Zuschauerraum und wartete gespannt.
    Felderer senior griff unter die Abdeckung des Empfangsbereichs und holte eine Flasche mit ockerfarbener Flüssigkeit hervor. Er war gerade im Begriff, sein mit Eiswürfeln gefülltes Glas aufzufüllen, als er innehielt und die Flasche direkt an den Mund setzte.
    Hoppla, dachte Lissie. Sie konnte nicht sagen, woher ihr Eindruck kam, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass der Alte aus Trauer um seinen Sohn Karl zur Flasche griff.
    Plötzlich schrak sie zusammen. Die Hotelklingel am Eingang bimmelte aufdringlich laut in die Stille hinein. Sie beobachtete, wie Felderer einen schlanken Mann mit grauem, militärisch kurz geschnittenem Haar ins Haus ließ. Der Mann war ungefähr im gleichen Alter wie der Hotelier.
    Auf einmal brach ihr der Schweiß aus. Felderer würde seinen Gast bestimmt zur Sitzgruppe am Kamin führen. Lissie saß starr da, vollkommen überzeugt, in fünf Sekunden aufzufliegen. Sie zwickte die Augen zu. Nichts geschah. Als sie die Augen öffnete und überrascht ins gedämpfte Licht blinzelte, sah sie die beiden Männer am Rezeptionstisch stehen. Der alte Felderer hatte seine Position von vorhin wieder eingenommen. Anscheinend sein bevorzugter Aufenthaltsort, und mit Höflichkeiten schien sich der alte Mann sowieso nicht aufzuhalten. Fast hätte sie erleichtert aufgeseufzt, konnte sich aber gerade noch beherrschen.
    »Mein Beileid, Signore, es tut mir sehr leid um Ihren Sohn. Er war ein ausgezeichneter Geschäftsmann«, hörte sie den Neuankömmling sagen. Exzellentes, praktisch akzentfreies Deutsch. Trotzdem, diese sonore Stimme und dieses scharfe Profil. Garantiert Italiener. »Eigentlich müssten wir die Verhandlungen mit Ihrem Haus sofort abbrechen und nach Mailand abreisen«, fuhr der Mann fort. »Denn das Risiko ist groß, dass wir

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