Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
seit Monaten nicht mehr gelüftet. Irgendwo in der Nähe ratterte ein Spielautomat. Komischerweise war ansonsten der Geräuschpegel niedrig, Jugendkneipen-untypisch. Aber was wusste er schon davon. Wahrscheinlich gab es nichts zu bereden, stattdessen betatschte man sich eifrig. Wenn man nicht gerade Kette rauchte. Der Qualm fungierte wohl als eine Art Wandschirm für Diskretionszwecke. Bitte nicht stören.
    Er stutzte. Wieso qualmten die hier eigentlich? Pavarotti wurde klar, dass irgendein Schmu im Spiel sein musste. In sämtlichen Gaststätten Italiens – vom Edelrestaurant bis hinunter zur schmierigsten Kaschemme – herrschte seit Jahren Rauchverbot.
    Irgendjemand zupfte ihm mit den Worten »Lasst dicke Männer um mich sein« am Jackett. Er grinste. »Salve, Caesar. Sind Sie das, Imperator?«
    »Gleich hier, am ersten Tisch links«, kicherte Lissie.
    Pavarotti ließ sich in den nächstgelegenen Sessel fallen. »Hatten wir nicht geplant, auf unzüchtiges Pärchen zu machen? Die begrüßen sich wohl kaum so, oder?«
    »Stimmt auffallend«, gab Lissie zu. »Aber ich glaube, unser Inkognito ist heute Abend durch das Kleinklima in dieser Kneipe erst einmal ausreichend gewahrt.«
    »Na, dann zur Sache, Schätzchen. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Pssst«, zischte Lissie. Ein stämmiger Alt-Hippie mit Vollmondgesicht hatte sich vor ihnen aufgebaut, die Arme vor der Brust verschränkt. Pavarotti konnte nicht anders, er musste einfach auf die tätowierten Schlangen in giftgrüner Farbe starren, die von den Handrücken aufwärts die Arme umschlängelten und unter dem T-Shirt verschwanden. Eine hässlichere Tätowierung hatte er noch nie gesehen.
    »Was möchten S’ denn?«
    »Äh«, machte Pavarotti, von dem Anblick immer noch überwältigt, »ein Glas Pinot Grigio.«
    »Hammer net. Wir ham nur Roten oder Bier.«
    »Ich nehme einen Halben Roten«, kam es schnell von Lissie. Gezwungenermaßen entschied sich Pavarotti, der Rotwein nicht vertrug, für einen halben Liter Forstbräu. Das Tattoo-Faktotum marschierte in Richtung Theke und riss im Vorbeigehen ein großes Fenster zum Innenhof auf. Sofort war unwilliges Murren von der Kneipenbelegschaft zu hören.
    »Ob der denkt, wir sind vom Ordnungsamt?«, flüsterte Lissie, als die Getränke schließlich auf dem Tisch standen.
    Pavarotti grinste. »Vermutlich. Mitleid gegenüber nicht rauchenden Mitmenschen oder Rücksichtnahme gegenüber der älteren Generation war das sicher nicht. Die haben bestimmt keine Lizenz als Raucherkneipe.«
    Lissie kippelte mit ihrem Stuhl und wedelte ein paar Schwaden in Richtung des geöffneten Fensters. »Wohl kaum. Aber Herr Kommissar haben doch wohl Besseres zu tun, als die Meraner Bumslokale auszuspionieren, oder?«
    Plötzlich fasste sie über den Tisch und packte Pavarotti an der Hand. Auf diesen Angriff war er überhaupt nicht gefasst gewesen. Blut schoss ihm ins Gesicht. »Was soll denn das jetzt wieder?« Schleunigst brachte er seine oberen Extremitäten in Sicherheit.
    »Ich versuche, unserer Coverstory wieder etwas aufzuhelfen. Wenn die denken, dass wir irgendwas Amtliches sind, werden die uns nicht aus den Augen lassen, und dann können wir uns gleich einen neuen Treffpunkt suchen.«
    Da war was dran. »Na gut, wenn’s der Wahrheitsfindung dient«, raunzte Pavarotti schicksalsergeben und legte seine Hand vor sich auf den Tisch. Lissie nahm sie, betrachtete sie kurz, lächelte und begann zu erzählen.
    Zwei Rote und ein großes Forstbier später hatte sie den Commissario umfassend auf den neuesten Stand gebracht.
    »An dem alten Felderer ist was faul, das spür ich. Ich muss aber erst noch ein bisschen Quellenstudium betreiben. Ich habe mir gedacht, ich geh morgen mal zur Buchhandlung Kirchrather und bohre den Chef an. So ähnlich wie dieser komische Kauz heute Nachmittag soll auch der Kirchrather ein wandelndes Geschichtslexikon sein. Angeblich gibt es keinen, der mehr über die Ereignisse von damals weiß als er.« Lissie überlegte kurz. »Aber wenn dieser Kirchrather fragt, warum ich das alles wissen will, kann ich ja wohl schlecht sagen, dass ich dem Felderer im Auftrag der italienischen Polizei hinterherschnüffle, oder? Ich gebe mich aus als – ja, als was eigentlich? Haben Sie vielleicht einen Vorschlag?«
    Pavarotti lehnte sich zurück. Vorsichtig zog er seine Hand aus ihrer. Das müsste ja jetzt eigentlich für ihr Inkognito reichen. »Ihnen wird schon was einfallen. Mit dem Kirchrather hatte ich schon das Vergnügen.

Weitere Kostenlose Bücher