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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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endlich den Fittichen seiner Großmutter entgegen. Der Kellner vom Meindl schaute dankbar herüber. Wenigstens einen Freund hab ich jetzt in Meran, dachte Pavarotti. Schon hundert Prozent mehr als noch vor einer Stunde.
    »Hatte er denn schon bezahlt?«, rief er hinüber.
    Der Kellner schüttelte den Kopf. »Lassen S’ mal, wir kennen uns ja hier alle.«
    Pavarotti hätte sich ohrfeigen können. Mit einem Fußtritt wieder vor die Meraner Tür befördert, na wunderbar.
    Aus dem Telefon knisterte und knackte es. Emmenegger hatte offenbar das Telefon wieder aufgenommen. Pavarotti lauschte und wartete. Er war auf alles Mögliche gefasst. Der kuriose Fund der Spusi traf ihn trotzdem unvorbereitet.
    * * *
    Eine paar Minuten später stieg Pavarotti über die halbherzig angebrachten Absperrbänder vor dem Lokus, die bereits im Dreck schleiften. Er streifte sich Schutzhandschuhe über und probierte die Klinke. Blödsinn, die Spusi würde natürlich abgeschlossen haben. Doch die Tür schwang ihm entgegen. Sollte er jetzt überrascht sein? Eine Absperrung aufstellen und nicht mal die Tür abschließen, das war typisch hiesiger Schlendrian.
    Pavarotti seufzte und zwängte sich hinein. Es handelte sich um einen klapprigen Holzverschlag, den vermutlich eher die Jahrzehnte alte Backmischung aus Schmutz, Staub und Pisse zusammenhielt als die roststrotzenden Scharniere und Nägel. Über dem Waschbecken war ein Spiegel angebracht, der seinen Namen aber nicht mehr verdiente. Das Waschbecken selbst hing in einer Art Sperrholzverkleidung, aus ähnlich windigem Material wie die ganze Hütte.
    Die Seitenablage dieser Verkleidung zierten deutlich erkennbar Kerzenreste. Der ganze Schrotthaufen von einem Waschtisch war mit roten Wachsflecken übersät. Es musste mindestens ein halbes Dutzend Kerzen gewesen sein. Genaueres konnte er auf den ersten Blick nicht ausmachen, weil die rote Soße beim Herunterbrennen ineinandergeflossen war.
    Der Clou des Ganzen war, dass die Kerzenreste gestern Morgen angeblich nur wenige Stunden alt gewesen waren. Das Labor behauptete, die Kerzen seien in der Mordnacht heruntergebrannt. Das hatte anscheinend die von der Spusi gezogene Probe ergeben. Pavarotti hatte gar nicht gewusst, dass sich Wachs so genau analysieren ließ. Zum Teufel mit Kohlgruber und seinem Team, die konnten auch Fehler machen.
    Pavarotti hatte das Gefühl, als stülpe sich eine übel riechende Dunstglocke über ihn. Und das lag nicht nur daran, dass der alte Lokus der Renzingerin nun mal kein Hort von Wohlgerüchen war. In was war er da hineingeraten? Kerzen auf dem Klo? Gab es einen Zusammenhang mit dem Mord?
    Vielleicht war Karl Felderer einem obskuren Kult zum Opfer gefallen. Eine Art schwarze Messe in einem Meraner Hinterhof? Wahrscheinlich war das Ganze harmlos und nur ein dummer Zufall. Plötzlich kam ihm seine Schwester in den Sinn, die an eine Hinrichtung durch die Mafia glaubte.
    Pavarotti klappte den Abortdeckel herunter. Der war aus Holz, woraus sonst, übersät mit hineingeschnitzten Initialen, Herzen und Telefonnummern.
    Eine halbe Stunde hatte er noch bis zu seiner Verabredung mit der Deutschen. Was soll’s, dachte Pavarotti, die Spuren sind ja gesichert. Er schmiss seine Plastikhandschuhe in den Abfalleimer und nahm die Klobrille in Augenschein. Oh Mann. Er griff nach der Papierrolle und deckte die Brille mit mehreren Lagen ab. Dann ließ er die Hosen fallen und setzte sich vorsichtig, um die Papierschicht nicht ins Rutschen zu bringen. Bei schwierigen Fällen in Meran musste man eben alles versuchen. Vielleicht funktionierte es ja.
    Während er so dasaß und versuchte, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, bemerkte er ein Guckloch in der Tür. Nachdenklich blieben seine Augen daran hängen. Eine Idee wollte in seinem Hirn Gestalt annehmen, doch der Vorgang wurde rüde unterbrochen, weil jemand an der Tür rüttelte. Da sollte doch … Pavarotti schoss vom Sitz hoch. Als er durch das Loch blickte, sah er einen Rucksack, der mit seinem Träger im Durchgang verschwand. Ein Tourist, der ein menschliches Bedürfnis verspürt hatte. Pavarotti zog die Hosen hoch. Es hatte keinen Sinn.
    * * *
    Als Pavarotti die Tür zum Malzcafé in der Verdistraße aufstieß, konnte er von einer Sekunde auf die andere nichts mehr erkennen. Hatte er jetzt auch noch den grauen Star? Er wedelte mit der Hand. Die wabernden Schlieren in seinem Sichtfeld bewegten sich. Gott sei Dank.
    Der Zigarettenqualm war unglaublich dicht. Wahrscheinlich hatten die

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