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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Schließlich sagte sie: «Das
ist gut so. Denn er gefällt mir tatsächlich. Julien hat
diesen ... Pariser
Schick.»
    Tron verdrehte die
Augen. «Geht es dir noch gut?»
    Jetzt war der Blick
der Principessa nicht mehr versonnen, sondern regelrecht giftig.
«Was soll das heißen?»
    «Dass du einen
verzückten Eindruck machst», sagte Tron. «Du hast
einen Gesichtsausdruck wie Berninis heilige
Theresa.»
    «Und du musst
nicht immer gleich die Nerven verlieren, wenn ich das Wort Paris ausspreche.»
    «Ich stelle
lediglich fest», sagte Tron kühl, «dass du jedes
Mal in Ekstase gerätst, wenn von Paris die Rede
ist.»
    Sollte er sich danach
erkundigen, ob die Principessa ihren Pariser Neffen bald wieder zu
treffen gedenke? Nein - das würde er auf keinen Fall tun.
Schließlich hatte er sich - anders als der Oberst — in
der Gewalt.
    Tron sagte in
beiläufigem Ton: «Wirst du den jungen Mann jetzt
öfter sehen?»
    «Verabredet
haben wir nichts.» Die Principessa blies einen Rauchring
über den Tisch. «Julien hat allerdings den Wunsch
geäußert, dich bald kennenzulernen. Er ist ein eifriger
Leser des Emporio. Er schreibt selber ein
wenig.»
    Tron hob
überrascht die Augenbrauen. Das klang bemerkenswert. Dieser
Julien war Leser des Emporiol Vielleicht hatte er
sich ja in dem jungen Mann getäuscht.
    «Ich
könnte», fuhr die Principessa fort, «Julien zum
Essen einladen. Dann seht ihr euch schon vor dem Ball. Er scheint
momentan nur sehr beschäftigt zu sein.»
    «Hat sich Julien
über seine Tätigkeit für den Comte de Chambord
näher geäußert?» Nicht dass es Tron wirklich
interessierte.
    Die Principessa
schüttelte den Kopf. «Nur andeutungsweise. Es wäre
taktlos gewesen, direkte Fragen zu stellen. Jedenfalls ist er ganz
begeistert vom venezianischen Nachtleben. Er war schon jeden Abend
unterwegs.»     
    Tron beugte sich
über den Tisch. «Jemand aus Paris begeistert sich
für das venezianische Nachtleben?»
    «Für den
venezianischen Karneval», präzisierte die
Principessa. Und setzte hinzu: «Dieser ungewöhnliche
Mord auf der Gondel wird ihm auch gefallen.»
    «Ihm gefallen
Verbrechen?»
    «Er interessiert sich für
Verbrechen.» Die Principessa drückte ihre Zigarette aus.
«Sagt dir der Name Lombroso etwas?»
    Tron dachte kurz nach.
«Dr. Lionardo kennt einen Professor Lombroso aus
Pavia.»
    «Dann ist es
dieser professor Lombroso. Julien hat
bei ihm studiert.»
    «Der Mann
behauptet», sagte Tron, «man könne Verbrecher an
bestimmten körperlichen Merkmalen erkennen. Jedenfalls habe
ich Dr. Lionardo so verstanden.»
    «Wenn du mehr
darüber erfahren willst, musst du Julien fragen. Hat Bossi
diesen Grassi fotografiert?»
    «Bossi hat seine
üblichen Fotografien gemacht», sagte Tron. «Auch
von Grassis Leiche. Warum willst du das wissen?»
    «Weil sich
Julien bestimmt für Grassis Physiognomie interessieren
wird.»
    «Warum? Um mir
dann nachträglich mitzuteilen, dass Grassi diesen Mord
begangen hat?»
    «Oder um dir zu
sagen, dass ihr mit Grassi den Falschen erwischt
habt.»
    Tron fischte die
letzte Erdbeere von seinem Teller. «Signor Sorelli hat also
nicht nur den gewissen Pariser Schick, er ist auch ein
kriminalistisches Genie», sagte er ironisch.
    Die Principessa schien
amüsiert zu sein. «Seit wann hast du Probleme mit
intelligenten Männern?»
    Hatte er die? Nein,
fand Tron. Ebenso wenig wie er Probleme mit intelligenten Frauen
hatte. «Ich habe», sagte er säuerlich,
«lediglich Probleme mit selbsternannten
Kriminalisten.»
    «Ist dir klar,
dass ...» Die Principessa brach den Satz ab. Sie sah zuerst
den Teller an, von dem die Erdbeeren verschwunden waren, dann
Tron.
    Der runzelte die
Stirn. Was sollte ihm klar sein? Dass er sich wie Othello
aufführte? Oder dass jede einzelne Erdbeere im Winter ein
Vermögen kostet? Fing jetzt das wieder an? Würde er wieder
ein Gespräch über sein Gehalt als Commissario fuhren
müssen? 
    Die Principessa
lächelte nachsichtig. «Ist dir klar, dass du immer
gleich einschläfst, wenn du dich mit Dessert vollgestopft
hast?»
    Von der Pendule auf
dem Kaminaufsatz schlug es in diesem Augenblick zehn. «Du
meinst, zu einer Stunde, in der Venedig erst erwacht?» Tron
musste auf einmal lachen. «Nur die Fremden sind wild auf das
venezianische Nachtleben. Die denken, wir leben immer noch im
Settecento und gehen jede Nacht auf einen anderen Maskenball. Wie
dein Neffe Julien.»

16
    Das Mulino Rosso lag
am Campo San Martino und war dafür bekannt,

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