Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
gewesen, zu ihr zu gehen und sie zu besuchen, und doch hatte er es getan. Er hatte die halb neurotische Frau in dem neu geklonten Leib nicht einmal wiedererkannt; sie war ganz gewiss nicht die Sorte Frau, mit der er sich irgendeine Form von Beziehung hätte vorstellen können, aber das hatte er damals auf den Schock und das psychosomatische Trauma in Folge der Wiederbelebung zurückgeführt.
Dann hatte sein E-Butler die Neuigkeiten über Wyobie Cotal aus den Nachrichtenströmen in der Unisphäre gefiltert, und plötzlich hatte Morton die Verbindung zu Tara hergestellt. Er hatte die Arbeit in seinem Büro beendet – was er noch nie zuvor getan hatte – und sich darüber den Kopf zerbrochen, wie merkwürdig dieser Zufall doch war. Sein Personal hatte eine Reihe diskreter Erkundigungen eingezogen, und das Resultat hatte ausgereicht, Morton die Polizei rufen zu lassen. Der nachfolgende Bericht mit seinen Ungenauigkeiten und seiner Ergebnislosigkeit hatten ihn verärgert, und anstatt selbst in Aktion zu treten, womit er sicherlich Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, hatte er mit einigen der führenden Mitglieder von Tara Jennifer Shaheefs Familie gesprochen.
Er hatte nicht erwartet, dass jemand so Berühmtes wie Chief Investigator Paula Myo persönlich die Untersuchung des Falles übernehmen würde; doch das war eine erfreuliche Entwicklung. Wenn irgendjemand herausfinden konnte, was tatsächlich geschehen war, dann sie. Mortons Gedanken wanderten erneut zu Paula Myos schlankem, drahtigem Körper und der durchaus gegebenen Wahrscheinlichkeit, dass sie Silent World aufsuchen musste.
»Morty!«
Er drehte sich um. Die Ankleiderin und die Kosmetikerin hatten ihre übliche Magie vollführt. Mellanie stand umrahmt vom Licht der Abendsonne im Wohnzimmer. Ihr kastanienrotes Haar war getrocknet und geglättet, sodass es glatt über ihren Rücken fiel, und das winzige Kleid enthüllte weite Bereiche ihrer jungen, gebräunten Haut. Mortons Unbehagen wegen Tara und Cotal verschwand augenblicklich, als er darüber nachdachte, welche neuen Unanständigkeiten er Mellanie später in der Nacht lehren würde.
»Sehe ich gut aus?«, fragte sie vorsichtig.
»Perfekt.«
Zehn
Oscar Monroe und McClain Gilbert nahmen den frühen Morgenexpress von Anshun über StLincoln und das irdische London nach Kerensk. Der dortige planetare CST Bahnhof kontrollierte das Gateway zum High Angel, doch es gab keinen Zug dorthin. Stattdessen mussten Oscar und McClain aussteigen und über den Bahnsteig in die Haupthalle gehen. Dort erwarteten sie eine Reihe von Sicherheitsüberprüfungen, bevor sie in die Transfersektion zum High Angel vorgelassen wurden. Die erste Überprüfung fand durch CST statt, ein Standard-Körperscan einschließlich Untersuchung des Gepäcks, bevor man sie zum Commonwealth Diplomatie Police Directorate weitergeschickte, wo sämtliche Daten eines jeden Besuchers kontrolliert wurden. Der High Angel war der eine Ort im Commonwealth, zu dem längst nicht jeder Bürger freien Zutritt erhielt. Gleichzeitig mit der Kontrolle sämtlicher persönlicher Daten wurde eine Kopie der Datei an den High Angel geschickt, der das ultimative Veto darüber hatte, wer durch das Gateway durfte und wer nicht.
Oscar wartete mit flatterndem Magen, während der Polizeibeamte seine Identifikation von seinem E-Butler entgegennahm und einen DNS-Scan durchführte, um zu bestätigen, dass die Daten zueinander passten. Oscar war noch nie zuvor beim High Angel gewesen; es bestand immer die Chance, dass er ihm den Zutritt verweigerte oder schlimmer noch, den Grund dafür gleich mit nannte. »Schon mal hier gewesen?«, fragte er Mac. Es war der Versuch, vor dem Polizisten ruhig und gelassen zu erscheinen.
»Fünfmal inzwischen«, antwortete McClain. »Ausbildung und Training in den schwerelosen Sektionen, um uns auf jede Form von Begegnung im Weltraum vorzubereiten.«
»Verdammt, jetzt bin ich schon so viele Jahre in dem Job, und ich hatte keine Ahnung!«
McClain grinste. Er und Oscar kannten sich seit zehn Jahren. Sie waren befreundet und arbeiteten zusammen in der CST Erkundungsdivision auf Merredin. Wenn man nach einer so langen Zeit in einem derart stressigen Job keinen gegenseitigen Respekt entwickelte, dann musste man gehen. Die Kommandokette war in der Division lediglich ein nominales Konzept; man vertraute einfach darauf, dass die Leute wussten, was sie taten. »Na großartig! Ich habe mein Leben unter dem Befehl eines Operations Directors
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