Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Tränen rannen ihm über die Wangen.
»Ich erinnere mich an deine Sündhaftigkeit, Bruce«, rasselte Scott. »Halte an ihr fest, mein Junge, für alle Zeit.«
Eine Frau trat vor. Kazimir hörte nicht, was sie sagte. Das Kind auf Samanthas Arm begann, laut zu weinen, als wüsste es, was hier geschah, als wüsste es, dass es seinen Vater niemals sehen und niemals kennen lernen würde.
Die Respektsbekundungen dauerten eine ganze Weile an. Schließlich hatte der letzte McFoster seine Worte gesagt, und das Kind fand Trost an der Brust seiner Mutter. Das Summen des Gravierwerkzeugs verklang. Kazimir starrte gebrochen auf den neuen Namen in der Marmorkugel; dann ließ er den Kopf hängen, außerstande, den Anblick länger zu ertragen.
Die Menschen zerstreuten sich, und Kazimir blieb mit Samantha allein zurück.
»Danke, Kaz«, sagte sie leise. »Manchmal denke ich, du und ich, wir sind die einzigen Menschen, die sich wirklich etwas aus ihm gemacht haben.«
»Alle haben ihn gemocht«, erwiderte Kazimir automatisch.
Samantha war ein paar Jahre älter als er, was ihn immer ein wenig verlegen machte, wenn sie in der Nähe war. Jetzt, nachdem Bruce tot war und das Baby geboren, fühlte er sich in ihrer Gegenwart noch unsicherer als sonst.
Samantha lächelte, auch wenn es sie sichtlich Mühe kostete. Das Baby war erst drei Wochen alt, und sie wirkte sehr erschöpft. »Du bis so süß, Kazimir. Alle kannten ihn, ganz besonders meine Schwestern in den Clans. Trotzdem ist es ein Unterschied. Wenigstens hat er seine Spuren auf der Welt hinterlassen, glaube ich.«
Kazimir legte ihr den Arm um die Schultern, und gemeinsam gingen sie zum Tor und nach draußen. »Hast du dir schon einen Namen überlegt?«
»Nicht Bruce, das wäre zu viel. Ich hatte an Lennox gedacht; das war Bruces Großvater. Außerdem habe ich einen Onkel, der so heißt.«
»Lennox. Das ist ein hübscher Name. Ich schätze, sie werden ihn Lennie nennen.«
»Ja.« Sie streichelte den Kopf des Babys. Lennox war wieder eingeschlafen. »Du solltest dir jemanden suchen, Kaz.«
»Huh?«
»Eine Frau, meine ich. Es ist nicht gut, wenn man so allein ist wie du.«
»Mir geht es gut, danke. Ich habe jede Menge Angebote, keine Sorge.« Es war die Art von Antwort, die er auch Bruce stets gegeben hatte. Seine Gedanken wanderten zu Andria McNowak und seinem gebrochenen Versprechen gegenüber Bruce. Er hatte nach jenem schrecklichen Tag nie wieder versucht, mit ihr anzubandeln. Er hatte mit überhaupt keiner Frau angebandelt. Er hatte seine Erinnerungen an Justine, die ihn während der langen schlaflosen Nächte trösteten.
Scott und Harvey warteten auf dem Pfad, zusammen mit einem anderen Mann, den Kazimir noch nie gesehen hatte. Harvey winkte ihn zu sich.
»Wir sehen uns doch noch einmal, bevor du gehst, oder?«, fragte Samantha.
»Selbstverständlich! Ich möchte … Wenn du etwas brauchst, Hilfe mit dem Baby oder irgendwas, dann sag es mir bitte.«
»Du bist zu nichts verpflichtet; das weißt du.«
»Ich möchte mich aber um ihn kümmern, Samantha. Ich hätte es auch gewollt, wenn Bruce noch am Leben wäre.«
»Also dann schön.« Samantha stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss. »Danke noch mal, Kaz. Du wirst bestimmt ein wunderbarer Onkel.«
Er sah ihr hinterher, als sie zum Dorf davonging, und in seinem Kopf herrschte ein Sturm der Gefühle.
»Hübsches Mädchen«, sagte Harvey. »Ich habe sie für eine Weile trainiert.«
»Ja«, sagte Kazimir.
»Das hier ist Stig McSobel«, rasselte Scott mit seiner vernarbten Stimme.
Kazimir schüttelte dem Fremden die Hand, überrascht, wie fest der Händedruck des anderen war. Er konnte ihm in die Augen sehen, also war er nicht größer, doch seine Schultern waren so breit, dass sich der Stoff seines einfachen Schnürhemds darüber spannte. Der McSobel war Anfang dreißig und besaß eine hellere Haut als Kazimir sowie ein breites Gesicht, das die Welt mit beträchtlicher Amüsiertheit zu betrachten schien.
»Ich habe schon viel von dir gehört, Kazimir«, sagte Stig. »Du hast dir im Laufe der letzten Angriffe einen ziemlichen Ruf gemacht.«
Kazimir musterte Scott und Harvey mit einem scharfen Blick. »Wird das wieder ein Vortrag?«
»Über Verwegenheit und persönliche Rache?«, fragte Harvey. »Warum sollten wir das tun? Hast du beim letzten Mal nicht aufgepasst?«
Kazimir wollte sich an den drei Männern vorbeischieben. Stig streckte die Hand aus und hielt ihn auf. Erneut
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