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Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Titel: Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Far Away wieder einsetzte. Der Horizont des Planeten kam unterhalb der Nase in Sicht, eine glatte weiße Kurve vor dem Schwarz des Weltalls. Unmittelbar unter Justine lag die Zwillings-Caldera, zwei große Einbuchtungen in einer trostlosen, gelbbraunen Ebene aus erstarrten Lava-Wellen und geborstener Schlacke.
    Justines Funkgerät übertrug ein paar abgehackte Wortfetzen, stark von Statik überlagert, von einer Expedition, die durch die luftleere Einöde des Gipfelplateaus zog. Exkursionen hinauf zum Plateau des Mount Herculaneum gehörten zu den weiteren großen Touristenattraktionen von Far Away. Es war nicht schwierig, die Hänge waren nicht sonderlich steil oder unwegsam, und die niedrige Gravitation machte es den Außenweltlern leicht; doch die zweite Hälfte des Aufstiegs musste in Druckanzügen überwunden werden, und die einzige wirkliche Aussicht, so sensationell sie auch war, hatte man von Aphrodite’s Seat, den Klippen unmittelbar unterhalb des Caldera-Plateaus. Wer danach noch weiter zum tatsächlichen Gipfel wollte, den erwartete ein wenig beeindruckender Hügel an der Wand des nördlichen Kraters, nachdem er eine lange, öde Durststrecke über eine mondähnliche Landschaft hinter sich gebracht hatte.
    Die Nase des Hypergliders senkte sich leicht, und der Planet unter Justine, im Osten des Vulkans, füllte den größten Teil ihres Sichtfelds. Von ihrem unvergleichlichen Aussichtspunkt aus konnte Justine die Dessault Mountains sehen, die sich vor ihr und nach Süden hin erstreckten. Kleine, spitze Gipfel ragten über die sanften Wolkenwirbel hinaus und bewachten das wüstenhafte Hochplateau südlich des Äquators, ein kaltes Land, über dem es fast niemals Wolken gab. Im Osten sah sie große Flecken von tiefem Grün, wo die Steppen anfingen und sich bis zur North Sea und Armstrong City hin erstreckten.
    Die ausgeprägte Krümmung des Horizonts erzeugte die Illusion, als sähe Justine die gesamte Hemisphäre des Planeten, wie ein alter mythologischer Gott, der auf die Erde hinunterblickte, auch wenn es Far Away an den weichen Texturen mangelte, die die Götter des Olymp zu ihren Füßen gesehen hatten. Die weißen Wolken bedeckten ein abgestuftes Spektrum aus armseligem Grau und Braun. Trotz der inzwischen nahezu zwei Jahrhunderte währenden menschlichen Besiedlung und menschlicher Bemühungen hatte sich die Oberfläche des Planeten noch längst nicht von der gigantischen und absolut tödlichen Sonneneruption erholt, durch die die Menschen hierher gelockt worden waren. Auch wenn unabhängig denkende Siedler die Grenzen von Armstrong City nach außen gedrückt, ihre Samen ausgebracht und den sterilen Boden auf Meilen im Umkreis mit Bakterien geimpft hatten, so blieb die Biosphäre dennoch dürftig und der Fortschritt in Richtung einer planetenumspannenden Flora und Fauna gering. Der größte Teil der Oberfläche bestand immer noch aus Wüste oder verbrannter Erde; von der einheimischen Flora und Fauna hatte nur denkbar wenig die Strahlung überlebt. Das Grün, das Justine von hier oben sehen konnte, war nicht heimisch, sondern Invasoren, die einen nahezu abgestorbenen Planeten kolonisierten.
    Lautlos und sanft jagte sie über die aufragenden Klippen von Aphrodite’s Seat dahin, die sich entlang dem östlichen Hang des Gipfels von Mount Herculaneum erstreckten. Viele Kilometer unter ihr befand sich der Gletscherring, der den gesamten Vulkan umgab und sich Hunderte von Metern dick auf den nackten Fels gelegt hatte. Sonnenlicht glitzerte auf der zerklüfteten Oberfläche des geborstenen Eises und erzeugte eine heiligenscheinartige Aura an den obersten Grenzen der Atmosphäre. Unterhalb des Gletscherrings duckten sich alpine Wälder, genetisch modifizierte irdische Fichten und Tannen, die hergebracht worden waren und die wie eine Signalboje aus Leben und Farbe Hunderte Kilometer weit leuchteten. Justine lächelte bei ihrem Anblick, als würde sie eine alte Freundin wiedersehen, dankbar für die tröstliche Vertrautheit, die sie vermittelten.
    Auf dem Wetterradar tauchten geisterhafte blaue und grüne Flecken auf, als der Hyperglider in die obersten Atmosphäreschichten zurücksank, und zeigten Justine die Zunahme des Außendrucks, der auf den Rumpf einwirkte. Justine fuhr erneut die Flügel aus und brachte sie in eine breite Deltaform. Nach einer Weile begann das kleine Gefährt zu erzittern, als die Luft ringsum dichter und dichter wurde. Der ballistische Flug ging nach und nach in einen aerodynamisch

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