Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
alles waren. Sie verließ kaum jemals das Zentrum des Platzes, während sie einen Ball nach dem anderen in Ecken schmetterte, in denen Burnelli gerade nicht stand – jedes Mal. Hinterher war er vom Platz gestolpert, mit rotem Gesicht, nass vor Schweiß und voller Angst um sein hämmerndes Herz. Es dauerte elf Jahre, bis er zum ersten Mal ein Spiel gegen sie gewann – zwei Jahre, nachdem er aus einer Rejuvenation gekommen war und auf dem Gipfel seiner körperlichen Leistungsfähigkeit, während sie selbst drei Jahre vor ihrer nächsten Rejuvenation gestanden hatte. Und so setzte sich der Zyklus über die Jahrzehnte hinweg fort.
Jetzt, im Augenblick, war sie kaum zehn Jahre aus der Rejuvenation, und Punkte waren Burnelli völlig egal – seine einzige Sorge war, einen Herzanfall zu vermeiden, bevor er endgültig verloren hatte, während er von einer Seite des Platzes zur anderen hechtete in dem Versuch, ihre präzisen, gelassenen Bälle zu retournieren. Jeder andere, mit dem er spielte und der nicht seinen Status und seinen Rang bekleidete – seien es Berater, Lobbyisten, jüngere Senatoren –, gestattete ihm, wenigstens das ein oder andere Spiel für sich zu entscheiden. Nicht jedes Spiel, doch genug, damit er sich gut fühlte. Es war einfache Politik. Nicht jedoch Paula. Burnelli brauchte eine Weile, aber schließlich fand er den Grund dafür heraus. Ein Spiel absichtlich zu verlieren, wäre unehrlich gewesen, die eine Sache, die Paula niemals sein konnte.
Nachdem die Folter für dieses Mal vorüber war, packte Burnelli ein Handtuch und wischte sich Ströme von Schweiß aus dem Gesicht. Dem Schmerz in seinen Beinen nach zu urteilen, wusste er, dass er wenigstens eine Woche lang steif sein würde. »Wir sehen uns in der Bar«, sagte er stöhnend und zog sich langsam in die Sicherheit der Herren-Umkleidekabine zurück.
Vierzig Minuten später, nachdem wenigstens ein Teil der Schmerzen durch eine heiße Massagedusche gelindert worden war, schlenderte er in die Bar. Der Clinton Estate Club war kaum zweieinhalb Jahrhunderte alt, doch den dunkel gewordenen Eichenpaneelen und den hohen Ledersesseln nach zu urteilen, hätte die Bar leicht aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen können. Selbst das Personal sah so aus in ihren roten Jacken und mit den weißen Handschuhen.
Paula saß bereits in einem großen, ledernen Ohrensessel an einem der Erkerfenster, von dem aus man einen weiten Blick auf die stilvollen Gärten hinaus genießen konnte. Mit ihrem schicken Geschäftskostüm und den perfekt frisierten Haaren, die bis knapp über die Schultern fielen, strahlte sie jene lässige Art von Eleganz aus, die zu erreichen Frauen aus den Großen Familien Jahrzehnte benötigten.
»Bourbon«, sagte Burnelli zu dem Kellner, während er sich Paula gegenüber in den Sessel sinken ließ.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Paulas Lippen angesichts des Tonfalls, mit dem Burnelli seine Bestellung aufgegeben hatte – als hätte sie gerade einen weiteren Punkt beim Spiel gemacht.
»Also ist Rafael Ihnen wegen Venice Coast auf den Pelz gerückt, wie?«, fragte Burnelli.
»Sagen wir, man hat mir mitteilen lassen, dass er nicht zufrieden war. Die Leute betrachten es als einen weiteren Sieg für Johansson und Elvin über mich; sie sind vollkommen blind für das, was sich tatsächlich dahinter verbirgt.«
»Dass wir einen neuen Spieler haben.«
»Nicht neu. Aber ein Spieler, der zum ersten Mal ans Licht gekommen ist.«
»Sie glauben also immer noch, dass es einen Maulwurf im Executive Office gibt?«
»Oder bei einer der Großen Familien oder einer Intersolaren Dynastie. Sie sind schließlich diejenigen mit den permanenten Beziehungen.«
»Gerüchte in der Senatskantine besagen, Sie hätten Mel Rees gegenüber angedeutet, es könnte sich um den Starflyer handeln.«
»Das ist eine Möglichkeit, ja.«
»Ich bin sicher, dass Sie rein logisch betrachtet nicht Unrecht haben, Paula, aber diese Meinung ist alles andere als populär. Es gibt eine Reihe von planetaren Parlamenten, in die Leute gewählt wurden, welche die Guardians unterstützen, doch es sind nicht viele, und es waren allesamt repräsentative und nicht direkte Wahlen. Trotzdem, ich empfinde die Tatsache äußerst besorgniserregend, dass jemand wie Johansson Unterstützung finden kann.«
»Oh, ich weiß, dass es nicht populär ist. Ich verfolge diese Möglichkeit nicht aktiv, keine Sorge.«
»Das klingt überhaupt nicht nach Ihnen.«
»Nun, ich kann meinen Job
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