Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
der Kuppel waren es auch, wo Kime sein Büro und den größten Teil der Verwaltung seiner Navy installiert hatte, zusammen mit den Entwicklungsteams, den Trainingseinrichtungen für die Besatzungen und den Forschungsbüros. Im Zentrum des in einer Parklandschaft stehenden Campus’ stand ein dreißigstöckiger Turm mit fünf konkav geschwungenen Seiten, umgeben von einer DNS-Helix aus Skyway-Schienen, den Alessandra Barron auf den Namen Pentagon II getauft hatte, ein Name, der sich rasch bei sämtlichen Medien und Reportern durchsetzte.
Wilson Kimes Büro lag im obersten Stock. Er mochte es nicht. Während er auf der Mission nach Dyson Alpha gewesen war, hatten die Designer sich für eine retro-moderne Einrichtung entschieden: elegante, geschwungene Möbel aus weißem Tragwood von Niska und monochrom beleuchtete Böden, Decken und Wände. Es war, als würde man in einem Operationssaal arbeiten. Die einzige Abwechslung war die Aussicht, die Wilson von hier oben auf die kompakte Ökologie seines neuen Reiches genoss. Lediglich ein Drittel von Babuyan Atoll, so hieß die neue Kuppel, war städtisch strukturiert. Der Rest war eine üppige, blühende Parklandschaft mit Setzlingen, Büschen und Rasenflächen. Zwischen den Wegen und Seen gab es eine Reihe von Freiflächen, die aussahen wie perlmuttfarbener Beton und die eines Tages neue Gebäude tragen würden. Wilson genoss das Panorama, nicht zuletzt wegen des nächtlichen Anblicks des Gasriesen Icalanise mit seinen sich schnell bewegenden Bändern aus braunen Wolken, der hoch über der Kristallkuppel von Babuyan Atoll hing. Er war überrascht, wie sehr die letzten paar Jahre seine alte Wanderlust aus dem ersten Leben wachgerüttelt hatten. Jedes Mal, wenn er nach draußen blickte und den exotischen Gasriesen sah, war er weniger sicher, ob er je zu seinem alten Job bei Farndale würde zurückkehren können.
Anna war die erste bei dem geplanten Meeting, in dessen Verlauf die Kampfregeln für die neue Navy festgelegt werden sollten, doch sie hatte auch den kürzesten Weg. Nach ihrer Beförderung zum Lieutenant Commander und mit ihrer Position als Chefin des Stabes hatte sie das Büro direkt neben dem von Wilson bezogen, wo sie seinen Tag organisierte und als Filter gegen jeden fungierte, der Wilsons persönliche Aufmerksamkeit auf das ein oder andere Projekt oder die ein oder andere Sache lenken wollte. In ihrem Gefolge kam Oscar; Wilson hörte die beiden lachen, als sie durch die Tür traten.
»Das Pendlershuttle der Kantil hat vor wenigen Minuten angedockt«, berichtete Anna. »Patricia wird jeden Augenblick hier sein.«
»In Ordnung.« Wilson löschte den Datenstrom, der seine virtuelle Sicht füllte. Anna lächelte ihn herzlich an, und er erwiderte ihr Lächeln. Ihr Verlobungsring blitzte und funkelte, als sie ihm neckisch zuwinkte. Er hatte ihr den Antrag gemacht, nachdem die Conway angedockt hatte, und sie hatte ›Ja‹ gesagt. Oscar meinte nur, es wäre auch allmählich Zeit geworden. Bisher hatten sie noch kein Datum für die eigentliche Zeremonie festgelegt, ein klassischer Fall von zu viel Arbeit, auch wenn sie zusammen ein wunderschön ausgestattetes Appartement in einem Block ganz am Rand der Kuppel bezogen hatten.
Rafael Columbia traf ein. Er war makellos gekleidet in seiner schwarzen Uniform und erkundigte sich nach dem Datum für die Hochzeit. »Mein eigener Rekord waren fünfzehn Jahre«, berichtete er. »Ich bin sicher, Sie beide können das schlagen, wenn Sie entschlossen genug sind.«
Wilson antwortete mit einem gequälten Lächeln. Das nicht feststehende Datum entwickelte sich überall auf Base One zu einem Running Gag.
Columbia war zum Vizeadmiral und Wilsons Stellvertreter ernannt worden, als President Doi die Bildung der Navy verfügt hatte. Er war für die Errichtung der planetaren Verteidigungsanlagen verantwortlich. Er hatte das Büro seiner Abteilung auf Kerensk errichtet und rasch die zahlreichen Direktorate und Agenturen des Commonwealth assimiliert, welche nun die Basis seines expandierenden Imperiums bildeten. Er war mehr als geeignet für die politische Natur der Aufgabe, planetare Regierungen zur Aufrüstung oder Installation von Kraftfeldkuppeln über ihren wichtigsten Bevölkerungszentren zu bewegen. Der bisher einzige ernsthafte Streit zwischen ihm und Wilson war über die Frage entbrannt, wer von ihnen direkte Kontrolle über Natasha Kersleys Seattle Projekt erhielt.
Columbia hatte argumentiert, dass das Projekt seiner
Weitere Kostenlose Bücher