Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
normalerweise im Umfeld menschlicher Siedlungen antraf. Die Bewohner konnten importieren, was ihnen gefiel, aber sie mussten es über jene eine Straße nach Randtown schaffen, die ihre einzige physische Verbindung zum Rest des Commonwealth darstellte, zum Rest der menschlichen Rasse. Es war nicht wirtschaftlich, neben der Straße noch ein Gleis zu legen, und es gab keinen Raum für einen Flughafen. Simon war nicht darauf aus, die Kultur des Commonwealth zu verändern; er wollte lediglich die schlimmsten Auswüchse aus seinem kleinen Teil der Welt fern halten. Und so waren die Farmen organisch-biologisch, die Haupteinnahmequelle der Stadt war der Tourismus, die Energie war geothermisch oder solar, Verbrennungsmotoren waren verboten, Recycling war so etwas wie eine Religion und die Abwässer wurden in sicheren Bioreaktoren gereinigt, um auch selbst die kleinste mögliche Quelle menschlicher Verunreinigung aus dem kostbar sauberen Wasser des Lake Trine’ba fernzuhalten.
Was die Umwelt anbelangte, hatte Mark das eine Extrem verlassen und war in das Nächste gewechselt. Von Augusta hierher.
Seine virtuelle Sicht zeigte ihm ein geisterhaftes Bild der Second Chance , die langsam zu der Assemblierungsplattform im Orbit hoch über Anshun manövrierte. Er war beeindruckt vom Zustand des Schiffes, das aussah wie nagelneu. Nach einer so weiten Reise hätte es seiner Meinung nach Spuren geben müssen, Meteoriteneinschläge, Brandmarken – irgendetwas, das bewies, wie weit das Schiff gereist war und was die Besatzung gesehen hatte.
Doch die Second Chance sah so neu und sauber aus wie an dem Tag, da sie zu ihrem weiten Flug aufgebrochen war.
Mark blieb an einem der Stände hinter der Promenade stehen und kaufte sich Tunfisch, Shrimps, Talarot, Mais und Salat mit Mayonnaise zum Mittagessen, zusammen mit einem vegetarischen Sushi und einem kleinen, süßen Nachtisch.
Es war Sasmi, die ihm das Essen verkaufte – sie war vor ein paar Monaten in der Stadt eingetroffen, rechtzeitig zum Beginn der Wintersaison. Ihrem rabenschwarzen Haar und dem flachen Gesicht nach zu urteilen, hatte Mark geschätzt, dass sie orientalischer Abstammung war, bis sie ihm verraten hatte, dass ihre Vorfahren ganz im Gegenteil aus Finnland kamen. Sasmi war ein hübsches junges Mädchen, das sich kopfüber auf alles gestürzt hatte, das Randtown ihr bot: Freunde, Partys und Sport. Sie fand immer Zeit, ein paar Worte mit Mark zu wechseln – nicht, dass er alleine damit gewesen wäre; sie hatte einfach eine unwiderstehlich gut gelaunte Art.
Heute war selbst sie gefesselt von der Nachricht der Heimkehr der Second Chance . »Haben Sie schon gehört …?« und »Haben Sie die Stelle gesehen, wo …?«, unterhielten sie sich, während Sasmi Marks Bestellung zusammensuchte. Nachdem er gezahlt hatte, spazierte er die Promenade entlang zurück, und Sasmis Abschiedslächeln ging ihm durch den Kopf. Er hatte nie zuvor in seinem Leben eine so große Versuchung verspürt. So war das Leben in Randtown: Jeder schien vollauf damit beschäftigt zu sein, Leute zu sehen und Partys zu besuchen, und doch hatte es nie irgendjemand eilig oder war gehetzt. Mark hatte Monate gebraucht, um zu lernen, wie man innehielt, durchatmete und sich entspannte – vor allem nach der durchrationalisierten, konzentrierten Routine seiner Arbeit auf Augusta, wo Freude einzig und allein um Unterhaltung herum existierte. Nachdem er hierher gekommen war, bestand seine einzige Angst darin, dass er eines Tages schwach werden könnte. Einige der Mädchen waren einfach umwerfend.
Olivia war noch immer in der Mittagspause, als Mark zur Garage zurückkehrte. Er hatte sich gerade erst hingesetzt und angefangen, seine Triple Chip Schokolade mit Quorknut Muffin zu essen, als CST die Bombe platzen ließ. Zwei Besatzungsmitglieder waren zurückgelassen worden. Die Nachricht kam jetzt erst, weil die Company zuerst die Familien informiert und sich um die Angehörigen gekümmert hatte. Mark hatte genug Schwierigkeiten, das zu verdauen – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass einer der Vermissten Dudley Bose war. Eine Weile war er ob dieses Verrats außer sich vor Wut auf die restliche Besatzung der Second Chance . Allein der Gedanke an die Entfernung ließ ihn erschauern. Dann machte Captain Wilson Kime eine Aussage in Echtzeit. Er trug seine dunkle Uniform, die Haare sauber und kurz geschnitten, und starrte unverwandt in die Kamera in dem Wissen, dass Milliarden Menschen zurückstarrten, alle mit den
Weitere Kostenlose Bücher