Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
es war schon vor langer Zeit mit Hilfe eines ausgedehnten Netzwerks von Entwässerungsgräben trocken gelegt worden, sodass der fruchtbare Boden von Traktorbots bearbeitet werden konnte. Vieh graste auf üppigen Weiden, und hin und wieder zweigten lange Zufahrten vom Hauptweg ab, die zu großen Ranches, Farmen oder Gruppen von Scheunen führten. Die einzigen Bäume hier waren hohe, schlanke Liipoplars, gepflanzt in perfekten geraden Reihen, die Grundstücksgrenzen markierten.
Nach fünf Minuten gabelte sich die Piste erneut. Mark nahm die Abzweigung ins Ulon Valley hinunter. Es war fast so breit wie das Highmarsh, auch wenn die Berge rechts und links höher aufragten. Überall lagen Geröllbrocken, und in jedem Winter brachte der Schnee auf den Hängen neue dazu. Der Boden war zwar einigermaßen fruchtbar, doch das Tal an sich war nicht wirklich für den Getreideanbau geeignet. Stattdessen und auf den Vorschlag von Simon Rand hin hatten die ersten Siedler hier Grencham Berries angebaut, eine auf Elan einheimische Rebenpflanze, die sich allmählich einen Ruf unter den Weinkennern und -liebhabern im gesamten Commonwealth machte, auch wenn sie bis dahin stets nur auf der Nordhalbkugel kultiviert worden waren. In den ersten Jahren hatte es passable Jahrgänge im Ulon Valley gegeben; dann waren neue Sorten eingeführt worden, und die Weingüter hatten sich organisiert und eine Kooperative gebildet, die für den Verschnitt und das Abfüllen zuständig war und den Markennamen prägte.
Zu der Zeit, als die Vernons nach Elan gekommen waren, hatte die gesamte Operation bereits einen kommerziellen, durchorganisierten Charakter angenommen. Zwei Drittel des Tals wurden kultiviert, und die verbliebenen Freiflächen wurden rasch in Besitz genommen. Jeder Käufer bekam vier bis fünf Hektar, auf denen er Reben anpflanzen durfte, sowie einen Bauplatz an einem Ende des Landes, um dort sein Haus zu errichten. Die Lese wurde von der Kooperative durchgeführt und beaufsichtigt und garantierte jedem Weinbauern ein bescheidenes jährliches Einkommen aus dem Vertrieb der Ulon-Valley-Weine.
Mark bog auf den Feldweg ein, der das kurze Stück den Hang hinauf zu seinem eigenen Anwesen führte, und verlangsamte seine Fahrt, als der Wagen durch Schlaglöcher und Pfützen holperte. Wie jeden Morgen und jeden Abend nahm er sich auch diesmal wieder vor, endlich eine vernünftige Ladung Split liefern zu lassen, um die Löcher aufzufüllen.
Zu beiden Seiten des Weges lagen die Spaliere mit Reben; Reihen aus Pfählen und Draht, die aussahen wie dürre Zäune in Abständen von zwei Metern und die sich bis an den Horizont erstreckten, so weit das Auge reichte. Knorrige, kleine braune Reben wanden sich um die Pfähle, jede einzelne sorgfältig zurückgeschnitten und mit nicht mehr als fünf Knospen an jedem Trieb. Es war noch zu früh im Jahr, als dass das Wachstum bereits eingesetzt hätte, und das gesamte Feld sah mehr oder weniger kahl und öde aus. Lediglich das Gras zwischen den Reihen bot ein wenig Farbe zwischen den Spalieren, auch wenn es so aussah, als gäbe es mehr Schlamm und Stein als lebende Pflanzen.
Oben auf dem Kamm, wo das Anwesen auf einem flachen Abschnitt stand, leuchtete der Rasen in saftigem Smaragdgrün. Im Augenblick umgab er zwei Gebäude – das Haus, das sie auf einem großen Tieflader mitgebracht hatten, verpackt in einem Stapel flacher wasserfester Kompositpaneele, die man in beliebiger Form zusammenklemmen konnte. Liz und Mark hatten sich für einen L-förmigen Grundriss entschieden, mit einem langen, rechteckigen Wohnraum in einem Schenkel und drei Zimmern im anderen sowie einem Bad und einer Küche. Der Abstellraum war nach wie vor mit Kisten voller Dinge vollgestopft, die sie von Augusta mitgebracht und bisher noch nicht ausgepackt hatten.
Das Dach bestand aus Sonnenkollektorpaneelen, die ebenfalls dicht an dicht zusammengeklemmt waren. Die gesamte Konstruktion war billig, leicht zu errichten und die Sorte von Behausung, in der man nicht mehr als ein paar Monate leben wollte, ganz besonders nicht im Winter. Sie waren inzwischen seit nahezu zwei Jahren auf Elan.
Hinter der temporären Unterkunft war ihre eigentliche Behausung noch immer eine Baustelle. Im Einklang mit Randtowns grünem Ethos hatten sie beschlossen, es aus Drycoral zu errichten – einem eigenartig seltenen Baustoff für eine so ökobesessene Gegend. Normalerweise wuchs Drycoral über eine existierende Konstruktion, doch Liz hatte eine Company auf
Weitere Kostenlose Bücher