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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hinter dem Mund und bestand aus drei Sektionen von transparentem dunklem Fleisch, wobei die nach vorn gerichtete doppelt so lang war wie die beiden übrigen und nach unten dem Profil des Rumpfs folgte.
    Am interessantesten war jedoch die Art und Weise, wie sich das Alien bewegte. Zwei fette Leisten aus gummiartigem Gewebe zogen sich auf seiner Unterseite entlang, und sie sahen ganz genauso aus wie Schlittenkufen, nur dass sie sich wie Schlangenleiber wanden, um den Rumpf anzutreiben. Die Oberfläche dieser Leisten war fleckig grau und braun mit einer Reihe von Rissen, aus denen irgendeine Körperflüssigkeit troff. Sara hatte erzählt, dass der Tochee in einem schlimmen Zustand gewesen war, als sie ihn draußen am Rand des Kristallwalds gefunden hatten. Die Leisten waren zwar eine biologisch hoch entwickelte Fortbewegungsmöglichkeit, doch sie bedeuteten auch, dass das Wesen keine Schutzkleidung tragen konnte und somit der Kälte ungeschützt ausgeliefert war. Seine Leisten waren vom Frost zerfressen durch die Bewegung über den eisigen Boden und den ständigen Kontakt mit der irrsinnigen Kälte. Das lag inzwischen über zwei Jahre zurück, und das Fleisch war noch immer nicht richtig verheilt.
    Auf dem Rücken gab es ein zweites Leistenpaar. Es war kürzer, reichte nur ein wenig weiter als sein Auge und war fleischiger. Ozzie hatte mehrfach beobachtet, wie die Leisten wie Schneckenaugen ausgefahren wurden, um Gerätschaften oder Tassen und Teller zu greifen oder Gegenstände zu heben, die für menschliche Arme zu schwer waren. Was die Benutzung von Werkzeugen anging, ein hoch interessantes evolutionäres Konzept.
    Tatsächlich waren es allein diese amöbenartigen Tentakel zusammen mit einer Reihe von High-Tech-Artefakten, die das fremdartige Wesen an einer Art Werkzeuggürtel mit sich geführt hatte, was die übrigen Bewohner der Eiszitadelle davon überzeugt hatte, dass es sich um ein denkendes, intelligentes Individuum handelte. Trotzdem war es in den zwei Jahren seit seiner Ankunft niemandem gelungen, mit ihm zu kommunizieren. Sein Mund erzeugte keinerlei Geräusche – zumindest ganz gewiss nichts, das nach Sprache geklungen hätte. Soweit sie feststellen konnten, war das Tochee taub. Sie hatten es mit Kreidebildern auf einer Platte versucht, doch es schien sie nicht zu begreifen. Außer einfachen Gesten war nichts übrig geblieben: Komm, geh, heb das, leg es hin. Die meiste Zeit über kooperierte das Tochee bereitwillig, wie ein gut ausgebildeter Schäferhund.
    Sie kannten nicht einmal seinen richtigen Namen. Die Korrok-hi hatten es Tochee getauft, was in ihrer trompetenden und pfeifenden Sprache in etwa ›großer fetter Wurm‹ bedeutete.
    »Und wonach hast du hier drin gesucht?«, sinnierte Ozzie laut, während er vor dem Tochee stand und ihm den Weg versperrte.
    Über den Mund des Wesens lief ein leichtes Zittern, von einer Seite zur anderen, was Ozzie an ein Tier erinnerte, das seine Strafe erwartete. Die Augen des Wesens blickten wie die eines geprügelten Hundes. Ozzie vermutete, dass auch er an ernsthaften Depressionen leiden würde, wenn er jahrelang nichts anderes täte als auf frostzerfressenen Sohlen Wasser vom Brunnen zur Küche zu tragen, außerstande, mit irgendjemandem zu reden und ohne zu wissen, was draußen in der Welt geschah.
    »Okay, gehen wir nachsehen.« Er umrundete das Tochee und schob den Vorhang zu seinem Raum zur Seite. Er war nicht sicher, doch er glaubte, dass das Sicherheitsnetz bewegt worden war, als hätte jemand es vorsichtig abgetastet. »Los, komm rein.« Er winkte dem Tochee mit einer übertriebenen Geste. Die mächtige Kreatur drehte sich geschickt im Gang und glitt in Ozzies Schlafraum. Einmal mehr war Ozzie von der Geschicklichkeit beeindruckt, mit der sich das Wesen bewegte; für eine Kreatur von dieser Größe war es erstaunlich schnell und präzise.
    Er setzte sich auf die Pritsche, starrte das Tochee an und gestikulierte ausladend durch das Zimmer. »Nur zu.«
    Das Alien bewegte sich nicht. Sein großes, vorderes Augendrittel war genau auf den Menschen gerichtet.
    »Also schön, wie du meinst.« Ozzie erhob sich, trat zu dem Sicherheitsnetz und gab den Kode in das Schloss ein, während er die Bewegung mit seinem Körper verdeckte. Er war noch immer nicht so vertrauensselig. Als das Netz offen war, zog er die verschiedensten Dinge hervor: Nahrung, Kleidung, eine Kerosinlampe, sein Nähzeug sowie ein tragbares Array und legte alles vor dem Alien auf den Boden. Die

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