Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
überleben könnte.«
Die köstliche Erinnerung an die Tage auf der Lichtung unterhalb des Mount Herculaneum kehrten zurück und erfüllten sie mit einem warmen Gefühl von Zufriedenheit. »Einer hat es geschafft«, murmelte sie.
Campbell nahm die Flasche aus den Elektromuskel-Armen des Maidbots. »Soll ich sie aufmachen?«, fragte er.
»Hinterher.«
»Was ist mit dem High Angel Problem?«
»Wir finden morgen eine Lösung dafür.«
Für das Frühstück am Sonntagmorgen war keine spezielle Zeit ausgemacht worden. Die Gäste trafen ein, wie sie erwachten, und schlenderten über den Rasen herbei. Zum ersten Mal waren keine Wolken am Himmel zu sehen, und eine kräftige Sonne tauchte das Anwesen und die üppig grüne Vegetation in ihre wärmenden Strahlen. Selbst ein paar Eichhörnchen tollten über den Rasen. Justine saß mit Campbell zusammen und genoss das Gefühl von glücklicher Erschöpfung, das ihren Körper durchtränkte. Thompson hatte ihr höflich Guten Morgen gewünscht, als er hereingekommen war, obwohl sein Tonfall ihr verriet, dass er ganz genau wusste, wie sie ihre Nacht verbracht hatte. Nicht ganz missbilligend, doch es kam dem schon sehr nahe. Justine tauschte ein verstohlenes Grinsen mit Campbell, als ihr Bruder davonging. Das Grinsen wurde stärker und drohte sich zu jener Art von unaufhaltsamem albernen Gekicher auszuweiten, wie man es bei pubertierenden Schulkindern findet.
»Darf ich mich dazusetzen?«, fragte Ramon.
»Bitte, nur zu.« Isabella war nirgends zu sehen. Genauso wenig wie Patricia, bemerkte Justine.
Ein Bediensteter brachte Ramon einen Becher frischen englischen Frühstückstee. Justine erinnerte sich noch daran, dass sie es gewesen war, die ihm dieses Getränk nahe gebracht hatte. Für sie war es stets die beste Möglichkeit gewesen, den Tag zu beginnen. Kaffee war zu abrupt für ihren Geschmack.
»Ich habe vielleicht eine Idee, um den Weg für die Verlagerung der Agentur zum High Angel zu ebnen«, begann Ramon.
Justine und Campbell wechselten einen kurzen Blick. Alle waren bemerkenswert gut informiert heute Morgen. Es war kaum dreißig Minuten her, dass sie Gore über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis gesetzt hatte.
»Wir begrüßen alles, was der Sache dienlich ist«, sagte Gore.
»Parallele Entwicklung. Sie können mit dem Bau der ersten fünf Scoutschiffe im Orbit von Anshun weitermachen, während die Werften beim High Angel gebaut werden. Das würde dem Konzept einer Raumfahrtagentur zu den positiven Aussichten verhelfen, die meine afrikanische Fraktion unterstützen könnte.«
Campbell war angesichts des Vorschlags überrascht. »Nun, ich schätze, das würde funktionieren«, sagte er. »Zumindest gäbe es keinerlei Verzögerungen, gegen die wir uns sträuben würden. Andererseits würde es eine Menge Mehrkosten verursachen – weit mehr als wir ursprünglich kalkuliert hatten.«
»Sie sollten sich mit Patricia darüber unterhalten, aber ich denke, Sie werden feststellen, dass Dois Team bereit ist, das Budget zu erhöhen, um diese Kosten aufzufangen.«
Justine wartete, bis alle mit dem Frühstück fertig waren, bevor sie Ramon zur Rede stellte, als dieser in seine Lodge zurückgehen wollte. »Was hat sie dir als Gegenleistung für diese kleine strategische Änderung angeboten?«
»Wer?«
»Patricia.« Beinahe hätte sie ›Isabella‹ gesagt.
»Das ursprüngliche Abkommen lautete, dass Buta die neuen Schiffswerften beim High Angel liefern soll. Es ist eine logische Fortsetzung dieses Gedankens, dass die Konstruktionsfirmen auch die Wartungs- und Unterstützungskontrakte erhalten.«
»Schlauer Schachzug«, bemerkte Gore später am Vormittag. »Die Kontrakte für die Wartung und Unterstützung können langfristig lukrativer sein als der Bau selbst. Und ich schätze, wir haben es hier mit einer langfristigen Geschichte zu tun.«
»Ich würde zu gerne wissen, wer auf den Gedanken gekommen ist, Ramon diesen Vorschlag zu unterbreiten«, sinnierte Justine.
»Ich, warum? Ich habe angefangen mir Gedanken zu machen, wie viel Geld Doi in die Raumfahrtagentur zu investieren bereit ist. Ich streite nicht ab, dass es gut für uns ist, doch es zeigt ein Maß an Verzweiflung, das ich von ihr nicht erwartet hätte.«
»Das überrascht mich nicht«, gestand Justine. »Sie benutzt diese Angelegenheit, um sich die Wahl zu sichern, und alles wird vom Steuerzahler finanziert. Sie ist eine Politikerin – was hast du anderes von ihr erwartet?«
»Mehr Subtilität, offen
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