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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hätte sich Oscar beschwert. Hält diese Navy eigentlich nichts mehr von Diensträngen? Doch das hätte missgünstig geklungen, selbst aus seinem Mund.
    »Und wenn du zurück bist«, fuhr Wilson fort, »dann leitest du das Angriffskreuzer-Projekt.«
    »Wer? Ich?«, fragte Oscar.
    »Ja, du. Mit diesen Schiffen werden wir letztendlich den Krieg gewinnen, Oscar. Ich mache keine Witze. Diese Dinger verfügen über so verdammt viele neue Technologien, dass ich nicht mal die Hälfte davon kenne. Sheldon hat sämtliche Dynastien dazu gebracht, bei der Entwicklung zusammenzuarbeiten, was zu einer Menge Reibung beim Management-Team führt. Wenn jemand die Erfahrung besitzt, dieses Team dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen, dann bist du das.«
    »Verdammt!« Oscar fühlte einen Anflug von Dankbarkeit, der ihm die Kehle zuschnürte. Er hätte niemals um so viel Verantwortung gebeten, und doch vertraute Wilson sie ihm an, und Sheldon musste der Ernennung ebenfalls zugestimmt haben. »Danke, Boss. Ich werde dich nicht enttäuschen.« Dämlicher sentimentaler Idiot. Dann dachte er an Adam und an die Aufzeichnungen vom ersten Erkundungsflug, die er im Begriff stand zu stehlen, und seine Wangen röteten sich vor Schuldgefühl.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Anna.
    »Ja, sicher.«
    »Für einen Moment hast du richtig verlegen ausgesehen.«
    »Was denn – er?«, rief Mac. »Das glaube ich nicht. Vielleicht hat er ein Date vergessen, ja.«
    »Wenigstens habe ich welche«, schoss Oscar zurück. Es war zu spät, der Augenblick verstrichen. Wenn es irgendjemanden auf der Welt gab, dem er vertrauen konnte und dem er von Adam und seiner eigenen Vergangenheit hätte beichten können, dann waren es diese drei Freunde gewesen. Er grinste breit, um seine wahren Emotionen zu verbergen. Vor wem habe ich eigentlich Angst? Vor ihnen – oder vor mir selbst?

    Die Simulationsumgebung war beinahe perfekt. Morton war schon früher für TSIs verdrahtet worden, doch dies hier war eine Größenordnung mehr als die einfachen Konsumentengeräte. Es gab Unisphären-Stars, die sich die Qualität dieser Sensorien nicht leisten konnten. Die Techniker der Navy hatten ihn sogar mit Geruch ausgerüstet, der am schwierigsten zu duplizierenden menschlichen Sinneswahrnehmung von allen. Er war allerdings längst noch nicht perfekt – der Geruch nach Rauch erinnerte mehr an Zitronen als an brennendes Holz. Morton wanderte durch die Ruinen einer Stadt. Er trug einen gepanzerten Kampfanzug mit Elektromuskel-Verstärkung. Es war die einzige Möglichkeit, das Gewicht all der Waffen zu schleppen, von denen die Navy erwartete, dass er sie mitführte. Aufgerüstete Sinne suchten die Schutthaufen von Beton und zerfetztem Komposit ab. Seine virtuelle Sicht zeigte orangefarbene Klammern über jedem möglichen Ziel, was Morton außerordentlich irritierend fand. Die Beurteilungssoftware musste vollkommen umgeschrieben werden. Ein Problem in einer deprimierend langen Liste von Dingen, die es zu lösen galt.
    Elektrische Kabel zeigten sich als neonblau leuchtende Linien, die sich unter der Straße entlangzogen. Elektronische Systeme waren von einer grün-blauen Aura umgeben, deren Intensität im Einklang mit der Verarbeitungskapazität der Arrays variierte. Noch etwas, das Morton nicht gefiel. Er hatte das technische Personal bereits gebeten, die Aura gegen eine einfache digitale Anzeige auszutauschen. Dann war da die Graphik für die atmosphärische Analyse. Das Display für elektromagnetische Signale. Radar. Ferngesteuerte Sensoren, die Bilder von kleinen Sneekbots übertrugen, welche vor ihm her krochen. Das Kommunikationsnetzwerk mit den übrigen Mitgliedern seines Trupps, alles mit den Sensorresultaten aller gekoppelt.
    Seine virtuelle Sicht war so mit vielfarbenen Symbolen und Bildern übersät, dass sie an das bunte Bleiglasfenster einer Kathedrale erinnerte. Es war ein Wunder, dass er durch all das hindurch überhaupt noch etwas sehen konnte.
    Die Mission war die stille Infiltration einer feindlichen Basis, welche der Feind im Herzen der einstigen menschlichen Stadt errichtet hatte. Sie sollten die Beurteilung vornehmen, die Schwachpunkte lokalisieren und die passenden Waffen auswählen, um den maximal möglichen Schaden anzurichten. Der Rest des Trupps war zu einer lockeren Kette von nahezu einem Kilometer Länge auseinander gezogen, und jeder benutzte eine andere Annäherungsstrategie – ein taktischer Fehler nach Mortons Meinung. Das Risiko, dass einer von ihnen

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