Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
noch betont wurden. Ihrem Aussehen nach war sie Ende zwanzig. Wenn man sie zum ersten Mal sah, nahm man an, dass sie eine Firstliferin war. Ihr frivoles Verhalten machte es unmöglich, sich irgendein anderes Alter vorzustellen. Während der Rest des Trupps in gewöhnlichen dunkelroten Sportshirts und schwarzen Hosen steckte, hatte sie irgendwie ein Sonic Energy Authority T-Shirt aufgetrieben sowie Punkjeans. Morton war nicht sicher, wie ihr das gelungen war. Die Trupps erhielten nie etwas anderes als gewöhnliche Navy-Kleidung. Wahrscheinlich ging sie einfach zu den zivilen Ausbildern hin und verlangte von ihnen, ihr zu geben, was sie gerade auf dem Leib trugen. Ihr rabenschwarzes Haar war kurz geschnitten, wie bei ihnen allen, nur, dass sie purpurne Federsträhnen mit silbernen Spitzen hinzugefügt hatte.
»Das war schon besser!«, sagte sie strahlend und sprang herab. Am Boden war sie zehn Zentimeter kleiner als Morton.
»Was zur Hölle wolltest du damit bezwecken?«, fragte Morton.
»Wir haben die Baby-Nukes noch nie eingesetzt. Wir sind hier, um jedes denkbare Szenario auszuprobieren, richtig?« Sie winkte dem Simulationsteam hinter der Scheibe unbeschwert zu. Niemand hinter dem Glas wagte es, finster zurückzustarren, doch alle blickten mürrisch drein. »Das war ein richtig guter Knall!« Sie lachte auf.
Morton hätte sie am liebsten geohrfeigt, aber das wagte er nicht. The Cat war in Suspension verbracht worden, bevor Morton geboren worden war, und sie wäre normalerweise erst weitere tausend Jahre, nachdem er seine eigene Strafe verbüßt hatte, wieder herausgekommen. Er erinnerte sich an den Tag, als sie in der Baracke angekommen war. Kein Individuum war zuvor von einer vier Mann starken Eskorte begleitet worden, und sie alle hatten nervös gewirkt. »Du kannst keine Atomwaffen gegen einzelne Gegner einsetzen, verdammt noch mal!«, tobte er. »Versuchst du absichtlich, das hier für uns andere zu vermasseln? Ich für meinen Teil will nicht zurück in die Suspension, nur weil du Spaß an derartigen Witzen findest! Eher trete ich deinen missgebildeten, kleinen Arsch aus dem Trainingslager und in den Orbit!«
Die übrigen Mitglieder des Trupps erstarrten und beobachteten die Szene angespannt. Ein Mann vom Simulationsteam wich von der Scheibe zurück.
The Cat schürzte die Lippen zu einem Schmollmund und blies Morton einen Kuss zu. »Die Mission war bereits gescheitert, harter Mann. Wenn ein Alien weiß, dass wir da sind, wissen alle anderen es ebenfalls. Du solltest deine Briefings über ihre kollektive Kommunikation noch einmal durchlesen. Wir hätten es nicht geschafft, diesen Schutzschirm zu überwinden. Den Rest draußen auszuschalten war die vernünftigste Lösung. Vergiss nicht, unser Auftrag lautet, so viel Schaden wie möglich anzurichten. Und wir dürfen uns nicht lebend gefangen nehmen lassen.«
»Es war nicht die einzige Lösung! Wir hätten aus dieser Klemme entkommen können! Rob und ich hatten bereits daran gearbeitet.«
»Armer Junge. Du hängst richtig verzweifelt an deinem Körper, wie? Nicht, dass er in irgendeiner Hinsicht bemerkenswert wäre.«The Cat schlug ihm verspielt auf die Wange. Es brannte.
»Fick dich!«, grollte Morton.
Sie ging zur Tür. Als diese aufglitt, blickte sie sich zu ihm um und klimperte mit den Wimpern. »Wir sehen uns unter der Dusche, harter Mann. Oh, und für die Akten – so missgebildet ist er gar nicht – genaugenommen ist er sogar sehr hübsch.« Sie wackelte mit dem Hintern und ging.
Morton stieß den Atem aus und öffnete die geballten Fäuste. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er sie geballt hatte.
»Okay, danke sehr, Leute«, sagte der Leiter des Simulationsteams. »Das war’s für heute. Wir machen morgen Früh um neun Uhr weiter.«
Morton blieb stehen, wo er war, während der Rest des Trupps nach draußen ging. Er atmete in tiefen Zügen und versuchte, sich zu beruhigen. Rob Tannie kam zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter. »Das war beeindruckend, Mann. Du bist entweder wahnsinnig, verliebt oder von einem massiven Todeswunsch beseelt. Hast du eine Ahnung, weswegen sie verurteilt wurde?«
»Sicher. Aber das ist nicht der Punkt. Wichtig ist das, was wir in Zukunft gemeinsam machen sollen.«
Rob musterte ihn eigenartig. »Du klingst wie die da.« Er deutete mit dem Daumen in Richtung des Fensters.
»Ach, leck mich doch.« Morton fühlte sich plötzlich sehr müde. »Wir werden sowieso alle sterben, sobald wir aus dem Wurmloch kommen.
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