Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
der Breite und war in drei Bereiche aufgeteilt. Der Wohn- und Schlafraum für alle fünf auf der einen Seite, Waschraum und Toiletten in der Mitte und ein kleiner Versammlungsraum mit ein paar bequemen Sofas und einem Netzwerkknoten auf der anderen Seite. Der Knoten bot Zugang zu einer Sammlung von TSI-Dramen, hauptsächlich Softpornos. Die Verbindung von Kingsville zur planetaren Cybersphäre wurde von einer RI überwacht, die sämtliche Anrufe von und nach Kingsville regulierte. Man konnte mit jedem reden, mit dem man reden wollte, einschließlich den Medien, doch die erlaubten Themen waren eingeschränkt. Jede Erwähnung von Waffen, Trainingsmethoden oder möglichen Daten für die Gegenoffensive wurden augenblicklich blockiert. Wie der Rest der Cat’s Claws hatte auch Morton keinerlei Anrufe erhalten. Er schätzte, das bedeutete, dass er auch niemanden hatte, den anzurufen sich lohnte.
Die Tür schloss sich hinter ihm und sperrte Hitze und Staub aus. Im Innern herrschten einigermaßen angenehme klimatisierte Temperaturen. Das grelle purpur-weiße Sonnenlicht wurde von den Fenstern gefiltert, und das Licht im Innern entsprach dem normalen Erdspektrum. Morton ging zu seiner Pritsche und fing an, sich auszuziehen. Ein Servicebot sammelte seine Kleidung auf. Rob und Doc Roberts waren ebenfalls da und taten das Gleiche. The Cat war bereits in einer Duschkabine verschwunden und sang fröhlich und in falscher Tonlage vor sich hin. Irgendwie waren die Simulationen genauso anstrengend, und sie kamen genauso erschöpft und verschwitzt daraus hervor, als wären sie tatsächlich draußen in der echten Wüste herumgekrochen.
Morton blieb lange Zeit unter der Dusche, genoss das heiße Wasser und verbrauchte eine Menge Duschgel. Sein E-Butler spielte eine Datei mit alten Acoustic Rock Stücken ab, die ihn entspannen ließen. Ein Teil seiner Haut war noch immer wund und empfindlich von all den Inserts, die ihm eingepflanzt worden waren, und einige seiner neuen OCTattoos hatten zu einer Entzündung geführt, so tief waren sie eingedrungen. Das herabprasselnde Wasser half, den Schmerz zu betäuben. Selbst seine Gedanken beruhigten sich, während er zur Melodie der Gitarre summte. Die künstliche Erinnerung mit den Waffeninstruktionen, die Nacht für Nacht in sein Gehirn sickerte, machte seinen Schlaf unruhig und oberflächlich und vermischte sich mit unwillkommenen Träumen. Das war einer der Hauptgründe, warum er tagsüber so gereizt war. Was er sich wünschte, waren volle vierundzwanzig Stunden zum Ausruhen und Entspannen. Er glaubte jedoch nicht, dass er sie je bekommen würde; dazu war das Tempo im Lager viel zu hoch.
Wie all seine Kameraden, so fragte auch Morton sich, wo er eingesetzt werden würde. Sie alle hatten noch zwei weitere Termine in den Kliniken, die den unteren Bereich der Kuppel einnahmen und wo sie weitere Implantate erhalten sollten. Die Termine lagen stets drei Tage auseinander. Man musste kein Genie sein, um sich auszumalen, dass sie nach dem Vertrautwerden mit den Systemen draußen auf den Kampfbahnen zu den Lost 23 aufbrechen würden. Weitere zwei Wochen, höchstenfalls, schätzte Morton.
Es war stiller als üblich, als er aus der Dusche stieg. Normalerweise war im Wohnquartier immer irgendein Streit oder eine Diskussion im Gange. Heute herrschte nur gedämpftes Murmeln, während er sich abfrottierte.
»Hey, Morton!«, sagte Doc Roberts. »Schaff deinen Arsch hier rüber. Du hast Besuch!« Den Worten folgte raues Gelächter.
Ein Maidbot reichte Morton ein Polythen-Paket mit frischer Kleidung. Er nahm sich Zeit zum Anziehen, weil er einen Witz vermutete.
Es war keiner. Eine wunderschöne junge Frau saß auf seiner Pritsche, und Rob, Parker und Doc Roberts drängten sich um sie wie Wölfe um rohes Fleisch. Selbst The Cat saß in einer komplizierten Yoga-Stellung reglos auf ihrer Pritsche und grinste sardonisch, während sie sich an der angeregten Unterhaltung beteiligte.
Der Besucher – oder vielmehr die Besucherin – trug einen smaragdgrünen Rock aus leichter Baumwolle mit einer nahezu durchsichtigen weißen Bluse darüber. Locken aus honigblondem Haar fielen unter einer feschen Mütze aus schwarzem Filz hervor. Sie erhob sich, als Morton eintrat, und alles verstummte.
Beinahe hätte Morton gefragt: »Wer sind Sie?«, doch dann erkannte er ihr Gesicht und erstarrte vor Verblüffung. Er blinzelte ungläubig, während sie ihn spitzbübisch angrinste.
»Mellanie?«
»Hi Morty.«
Die anderen
Weitere Kostenlose Bücher