Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
nichts weiter, als dass ich mich bei der UFN Science Agency um den Job als Wartungstechniker beim Observatorium bewerbe. Ich musste die Daten vom Mars überwachen, die dort empfangen wurden, um sicherzustellen, dass es keine Probleme gab. Er sagte, eines Tages würde jemand erscheinen und eine Kopie der Daten mitnehmen, und sobald das passiert wäre, sollte ich die Originale löschen. Das war alles, was ich zu tun hatte. Und dafür bekam ich im Gegenzug meinen Enkel wieder zu sehen, einmal im Jahr, an Ostern. Es erschien mir nicht als schlimmes Verbrechen, und so dachte ich, was zur Hölle.«
»In Ordnung, Dan, und jetzt die wirklich wichtige Frage: Wissen Sie, was das für Daten waren?«
»Nein.« Er schürzte die Lippen, während er den Kopf schüttelte. »Nein, ich schwöre es. Ich habe ein paar Mal versucht, mir die Daten anzusehen. Ich meine, sie waren offensichtlich wertvoll für diesen Agenten, aber für mich sahen sie wie ganz gewöhnliche Fernaufzeichnungen von Satelliten oder Sonden aus.«
»Haben Sie eine eigene Kopie angefertigt, Dan? Vielleicht, um sich eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen?«
»Nein. Ich bekomme meinen kleinen Jakob wieder zu sehen, wie sie es mir versprochen haben. Also spielte ich ebenfalls fair mit ihnen. Ich denke auch nicht, dass sie die Sorte von Leuten waren, mit denen man ein falsches Spiel treibt. Ich schätze, das ist gar nicht so verkehrt – immerhin sagen Sie, es wären Terroristen.«
Die Antwort irritierte Renne; in ihr regte sich das sichere Gefühl, dass Cufflin die Wahrheit sagte. Dan Cufflin besaß nicht genügend kriminelle Energie, um aus eigenem Antrieb heraus einen Erpressungsversuch zu starten. Er war nur ein schwacher, verzweifelter Mann, der leicht zu benutzen war, wenn man wusste, welche Knöpfe man zu drücken hatte. Und wer würde je auf die Idee kommen, in einem Observatorium mitten in den Anden nach einem Schläfer zu suchen?
Was auch immer die Guardians auf dem Mars gemacht hatten, sie hatten beim Verwischen ihrer Spuren ganze Arbeit geleistet. Bis zu dem Augenblick, da ein Unbekannter Kazimir McFoster ermordet hat.
Einen Tag später rätselte Renne immer noch, wie dieser Mord in die ansonsten wasserdichte Operation passte. Das Pariser Büro ermittelte vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche, mit der höchsten Priorität. Niemand von der Verwaltung würde bei diesem Fall Fragen stellen bezüglich des Budgets oder der Zeitpläne.
Am späten Vormittag ertappte Renne sich beim Gähnen, während ihre Konsolenschirme eine weitere Sequenz an Informationen über die trügerische Lambeth Interplanetary Association zeigten. Sie hatte längst alles an Kaffee getrunken, was sie vertragen konnte, um den Müdigkeitstoxinen in ihrem Kreislauf zu begegnen. Draußen herrschte ein weiterer grauer Pariser Frühlingstag, und Regen rann über die Scheiben. Im Büro wurden ihre Kollegen allmählich gereizt vom Schlafmangel und dem Frust ob des entkommenen Attentäters von LA Galactic. Im Laufe des Morgens hatte es bereits mehrere laute Auseinandersetzungen gegeben. Und die allgemeine Stimmung hatte sich auch nicht gerade angesichts der Meldung gebessert, dass Alessandra Baron in ihrer Show über das Büro berichtet hatte. Die wunderschöne Moderatorin hatte bösartige Freude daraus gezogen zu zeigen, wie der Mörder sein Opfer niedergestreckt hatte, obwohl es von Beamten des Navy-Geheimdienstes umgeben gewesen war, bevor er unerkannt entkommen konnte. Weiterhin hatte sie angedeutet, dass der Killer von LA Galactic auch im Verdacht stand, den Mord an Senator Burnelli begangen zu haben.
»Woher hat sie diese Informationen?«, hatte Tarlo gegrollt. »Das ist alles streng vertraulich!«
»Wahrscheinlich von der Burnelli-Familie«, hatte Renne geantwortet. »Ich glaube nicht, dass wir bei den Burnellis im Moment sonderlich beliebt sind. Schließlich war es Justines Liebhaber, der ermordet wurde. Sie setzt wahrscheinlich alle Hebel in Bewegung, damit der Fall an die Senate Security übertragen wird.«
Tarlo senkte die Stimme und blickte sich schuldbewusst um, für den Fall, dass jemand mithörte. »Während Sie in Südamerika waren, habe ich herausgefunden, dass der Boss all unsere Daten empfängt, sobald wir sie gespeichert haben. Hogan spuckt insgeheim Gift und Galle, weil er weiß, dass sie uns immer noch über die Schulter sieht.«
»Endlich mal eine gute Nachricht«, murmelte Renne. »Hat sie sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Noch nicht.
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