Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Mit Ihnen?«
»Nein.«
»Wenn Sie es tut, sagen Sie ihr, dass ich ihr helfe.«
»Mach ich.«
Sie wandten sich wieder ihrer Arbeit zu und grinsten dabei verstohlen wie ein Paar, das eine heimliche Romanze hat.
Commander Alic Hogan kam kurz nach Mittag im Pariser Büro an. Er hatte schlechte Laune, wusste, dass er schlechte Laune hatte und wusste, dass schlechte Laune schlecht war für die gegenwärtige Atmosphäre im Büro. Es war ihm egal. Er war soeben von Kerensk zurückgekehrt, wo er eine Stunde lang in Admiral Columbias Büro versucht hatte zu erklären, warum die Sache in LA Galactic so verdammt beschissen in die Hose gegangen war – das waren die Worte des Admirals. Hogan wusste keinen Grund, warum er sein Elend nicht an anderen hätte auslassen sollen.
Alle in dem großen Büro blickten von ihren Schreibtischen und Displays auf, als er den Raum betrat. Er bemerkte einige verstohlene Grinser, die hastig unterdrückt wurden. »Führungsoffiziere zum Meeting in Besprechungsraum Nummer drei; zehn Minuten«, verkündete Hogan, während er durch den Raum in sein eigenes Büro stapfte. Hinter ihm ertönten gedämpfte Kommentare, die ihm völlig egal waren.
Alic ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. Es war ein schmuckloses schwarzes Ledermöbel, übrig geblieben aus Paula Myos Zeit, und er war noch nicht dazu gekommen, es zu ersetzen. Wie alles andere in seinem Büro. Einschließlich der Mitarbeiter.
Alic nutzte den Augenblick des Alleinseins, um in dem Versuch, den Kopf in den Händen zu vergraben, seine emotionale Last abzuwerfen und sich zu konzentrieren. Die Leitung des Pariser Büros zu übernehmen war ihm als einzigartige Chance erschienen. Die Navy wuchs in atemberaubendem Tempo, und er war auf der Überholspur, bewegte sich durch die Ränge nach oben. Sich an Columbias Stab anzuhängen war der geschickteste Schachzug gewesen, den er je gemacht hatte, damals, als die Behörde noch das Crimes Directorate gewesen war. Er hatte eine Menge Probleme für Director Columbia gelöst und Berichte über nahezu jede Abteilung angefertigt. Das hatte ihn quasi zu einer zwangsläufigen Wahl gemacht, um Paula Myo im Auge zu behalten, nachdem Rees gegangen war. Und jetzt erfuhr er endlich am eigenen Leib, was Myo all die Jahrzehnte durchgemacht hatte.
Mein Gott, so ist es ihr hundertdreißig Jahre lang ergangen? Die Art und Weise, wie der Attentäter in LA Galactic entkommen war, war weniger erstaunlich als vielmehr beleidigend. Und danach zu urteilen, wie makellos die Fluchtroute geplant gewesen war, musste er gewusst haben, dass McFoster unter Observation durch die Navy gestanden hatte … Was implizierte, dass es tatsächlich irgendwo eine undichte Stelle gab. Etwas, das Alic dem Admiral unter keinen Umständen sagen konnte, nicht, bevor er einen unwiderlegbaren Beweis hatte – und vorzugsweise ein Geständnis obendrein. Außerdem war da die unbeantwortete Frage, für wen der Attentäter eigentlich arbeitete. Der offensichtlichste Schluss, zu dem Myo am Ende gekommen war, schien politisch unmöglich zu sein. Alic konnte es niemandem gegenüber erwähnen. Es wäre beruflicher Selbstmord gewesen.
Er musste einfach irgendwie das Problem der Guardians unter Kontrolle bekommen, dem Admiral entscheidende Fortschritte berichten. Wenn es keine Resultate gab – rasche Resultate –, würde er Myo durch die Tür auf die Straße folgen. Und er war ziemlich sicher, dass niemand ihm einen ruhigen Job bei der Senate Security anbieten würde.
Auf der Habenseite hatte der Zwischenfall von LA Galactic eine ganze Reihe von Spuren zu den verschiedensten Agenten und Operationen der Guardians zu Tage gefördert. Hogans Pariser Agenten waren gute Leute, trotz der Bitterkeit, die Myos erzwungener Weggang bei ihnen hinterlassen hatte. Er musste nichts weiter tun, als dafür zu sorgen, dass ihnen die Ressourcen zur Verfügung standen, ihre verschiedenen Ermittlungen zu Ende zu führen, und eine halbwegs vernünftige Strategie für den Fall insgesamt koordinieren. Die Ergebnisse würden der Organisation der Guardians einen schweren Schlag versetzen. Sie mussten einfach.
Alic trank ein ganzes Glas Mineralwasser in der Hoffnung, dass es ihn beruhigen und in die richtige Stimmung versetzen würde, um die Besprechung zu leiten. Vielleicht war er einfach dehydriert. Es waren hektische vierundzwanzig Stunden gewesen. Als er so weit war, stand er auf, verließ sein Büro und ging zum Besprechungsraum. Renne Kempasa war
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