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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erforderlich machte. Die Temperaturen am Äquator schwankten während des Tages zwischen minus zehn und minus fünfzehn Grad Celsius. Auch das war nicht unbedingt sofort tödlich, doch beheizbare Anzüge waren unverzichtbar.
    Mellanie entfernte sich ein paar Schritte vom Fuß der Treppe und legte den Kopf in den Nacken. Ein weiterer heller Blitz huschte über den Himmel. Er kam von einem winzigen leuchtenden Punkt nahe der runden Masse des M-Klasse-Sterns.
    »Ist er das?«, fragte sie Dudley.
    Er starrte in den Himmel hinauf und sah zur Abwechslung einmal sehr nüchtern aus. »Ja. Das ist der Begleiter. Ich hatte gehofft, dass man die Plasmawellen sehen kann, aber sie scheinen nicht substanziell genug zu sein, um sie mit bloßem Auge zu beobachten.«
    »Du meinst die Sonnenatmosphäre?«
    »Nein, nicht die Korona selbst, auch wenn sie beträchtlichen Gezeiteneinwirkungen unterworfen ist. Der Neutronenstern kreist dicht genug um die Sonne, um den größten Teil der Solarwinde anzuziehen. Das Plasma wird in gewaltigen Strömen aus der Atmosphäre gerissen, überquert den Graben und fällt spiralförmig auf den Neutronenstern hinunter. Die Blitze, die du sehen kannst, stammen von den Aufschlägen.«
    Während er sprach, flammte der Neutronenstern ein weiteres Mal auf. Mellanie musste blinzeln und den Blick abwenden, so intensiv war das Licht. Es hinterließ ein starkes purpurnes Nachbild auf ihrer Netzhaut.
    »Ist es radioaktiv?«
    »Es gibt Strahlung ab, Mellanie, aber es ist nicht radioaktiv, nein. Das sind zwei ziemlich unterschiedliche Dinge.«
    »Ja, schon gut«, sagte sie leicht verstimmt. »Ist es gefährlich?«
    »Es ist jedes Mal ein ziemlich starker Ausbruch von Röntgen- und Gammastrahlung, ja; aber die Atmosphäre von Half Way schützt uns vor den schlimmsten Folgen. Allerdings wäre es wahrscheinlich keine gute Idee, sich eine ganze Woche hier draußen aufzuhalten.«
    »Ich werde versuchen, es mir zu merken.« Mellanie marschierte in Richtung des Flugbootes davon, verärgert ob der Art und Weise, wie Dudley in seine Oberlehrerrolle gefallen war.
    Die Carbon Goose stand auf ihrem dreifachen Fahrwerk, und eine Aluminiumtreppe war von der vorderen Luke ausgefahren. Ein langer Frachtraum mittschiffs stand weit offen, und Ladebots brachten Fracht an Bord. Als Mellanie näher kam, erhielt sie einen guten Ausblick auf das Meer dahinter, das gegen die natürliche Felsrampe des Einschnitts plätscherte. Es war also doch nicht absolut still. Die Oberfläche war von den sanften Luftströmungen leicht gekräuselt, die auf dieser Welt als Wind durchgingen. Ein Saum aus matschigem Eis schloppte gegen den Fels, ohne je zu einer richtig soliden Masse zu erstarren. Die terminalen Gletscher, die sich fünf Millionen Jahre zuvor gebildet und die nördliche und südliche Kappe des Planeten bedeckt hatten, hatten nach und nach große Mengen reinen Wassers aus den Ozeanen gezogen, und das verbleibende Wasser besaß einen Salzgehalt, der von Jahrhundert zu Jahrhundert größer wurde und einen immer tieferen Gefrierpunkt besaß. Keine der massiven Eiskappen des Planeten war in den letzten tausend Jahren noch nennenswert gewachsen. Angesichts des gegenwärtigen Stadiums der Sonne hatte Half Way ein Gleichgewicht erreicht, das wahrscheinlich noch geologische Zeitalter andauern würde.
    Die Luftschleuse des Flugboots war groß genug, um alle fünf Passagiere gleichzeitig aufzunehmen, während die Atmosphäre wechselte. Mellanie nahm ihren Helm ab und ging zur vorderen Kabine auf dem Oberdeck. Ihr erster Eindruck waren Reihen um Reihen großer Stühle, die sich in dem hell erleuchteten Innenraum erstreckten wie in einem kleinen Theater-Auditorium. Ein Stab von acht Stewards erwartete sie, zusammen mit dreimal so vielen Robotern. Etwas Derartiges hatte Mellanie noch nie zuvor gesehen.
    Das Personal war ihnen beim Ablegen der Anzüge behilflich und beschied ihnen, Platz zu nehmen, wo immer sie wollten. Mellanie entschied sich für einen Fensterplatz weit vorn und erhielt von einer der Stewardessen ein Glas Buck’s Fizz. »Das ist die richtige Art zu reisen«, erklärte sie, als die Rückenlehne nach hinten glitt und die Fußstütze ausfuhr. Dudley blickte sich unsicher um, bevor er sich selbst ebenfalls vorsichtig in die dicken Lederpolster zurücksinken ließ.
    Es gab all die üblichen dumpfen Geräusche, wie sie für ein Flugzeug während der Startvorbereitungen üblich sind: Kisten, die eingeladen und gesichert wurden, sich

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