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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ich mir. Auf Wiedersehen und danke sehr.«
    »Gute Reise.«

    Für eine moderne Hochzeitszeremonie von Mitgliedern Intersolarer Dynastien war die Feier ziemlich kurz und sehr altmodisch. Wilson und Anna hatten sich für die klassischen Liebes-, Treue- und Gehorsamkeitsschwüre entschieden. Die gegenwärtige Mode war, dass Braut und Bräutigam ihre eigenen Schwüre verfassten, oder, falls es ihnen an der poetischen Ader fehlte, jemanden bezahlten, der in ihrem Auftrag einprägsame Zeilen komponierte. Die neueste Variante war, dass diese Schwüre mit Musik verbunden wurden, sodass das glückliche Paar sie sich vor dem Altar vorsingen konnte. Es war bekannt, dass Society-Bräute ein zelluläres Reprofiling der Stimmbänder durchführten, um perfekte Harmonie sicherzustellen.
    »Das können Sie sich an den Hut stecken«, hatte Anna gesagt, als der hoffnungsvolle Hochzeitsplaner dies als eine Möglichkeit erwähnt hatte.
    Das war eine gute Entscheidung gewesen angesichts der Tatsache, wer die Zeremonie in der Multidenominationalen Kapelle von Babuyan Atoll besuchte. Chairwoman Gall war selbstverständlich eingeladen, von Seiten des Bräutigams, und hatte es fertig gebracht, in der Kirche vor President Elaine Doi und der Senatsdelegation zu sitzen, die von Crispin Goldreich angeführt wurde. Hochrangige Angehörige der Navy saßen hauptsächlich auf der Seite der Braut, zusammen mit einer kleinen Anzahl von Familienmitgliedern, die sich inmitten so vieler Grandees unbehaglich und fehl am Platz zu fühlen schienen. Wilson musste eine Reihe schwerer Entscheidungen treffen, wen aus seiner umfangreichen Familie er einlud. Seine Ex-Frauen blieben außen vor, trotz der Tatsache, dass er sich mit fast allen gut verstand. Aus Prinzip hatte er ein Kind aus jeder früheren Ehe eingeladen, eine repräsentative Anzahl direkter Nachfahren. Dann gab es natürlich noch eine Menge Farndale-Leute, die er einladen musste – politische Verpflichtungen. Aus Höflichkeit noch Nigel Sheldon, der für sich selbst zusagte und für vier Frauen seines Harems. Ozzie hatte ebenfalls eine Einladung erhalten, doch der machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten.
    Angesichts der immer weiter wachsenden Zahl von Gästen schlug man dem Paar vor, doch eine Kathedrale zu benutzen, um Platz für all die Leute zu haben, die wirklich, wirklich gerne an der Zeremonie teilgenommen hätten. Wilson sagte entschieden Nein und wünschte bei Gott, er hätte nie auf Patricia Kantil gehört und ihre Vorstellungen von positiver Propaganda. Ein ganzes Drittel der Kapelle war für die Medien reserviert. Einfache Reporter, die permanent zur Berichterstattung auf dem High Angel stationiert waren, mussten plötzlich zusehen, wie die Presse-Einladungen an ihre Companys von prominenten Moderatoren und Firmenchefs in Anspruch genommen wurden.
    Modehäuser aktivierten ihre speziellen Schlachtpläne für derartige Gelegenheiten und lieferten sich einen Wettstreit, so viele Gäste einzukleiden, wie sie nur konnten. Michelinbesternte Restaurants meldeten sich und fragten an, ob sie das Empfangsmahl zubereiten dürften. Jeder, der irgendwann einmal in der Öffentlichkeit eine Gitarre zur Hand genommen hatte, wollte die Tanzmusik beisteuern. Ein kleines Lagerhaus auf Kerensk wurde eigens gepachtet, um die Geschenke aufzunehmen.
    Wilson saß auf der vorderen Bank und schlug mit einer Hand in die andere, während der Organist irgendeine grauenhafte Hymne aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert spielte. Seine perfekt geschneiderte Uniform aus dem makellosen mitternachtsschwarzen Stoff wurde ungemütlich warm, während er wartete. Und wartete.
    »Wahrscheinlich kommt sie nicht«, sagte Captain Oscar Monroe unbekümmert und laut genug, dass es mehrere Bänke weit zu hören war. »Ich würde es auch nicht tun. Zu viel Druck. Es hätte eine private Feier werden sollen, wie du es von Anfang an vorgehabt hast.«
    »Danke sehr«, zischte Wilson seinem Trauzeugen zu.
    »Ich mache nur meinen Job, indem ich dich auf den schlimmsten Fall vorbereite.« Er drehte sich in seinem Sitz um. »Jepp.«
    »Sie ist gekommen?«
    »Nein. Die Presse fängt bereits an zu grinsen wegen ihrer Abwesenheit. Da hinten sieht es aus wie eine Sammlung von Säbelzahngebissen.«
    Wilson verspürte ein entsetzlich starkes Bedürfnis zu kichern. »Halt den Mund, du Arsch.«
    Mit theatralischem Schwung begann der Organist den Hochzeitsmarsch zu spielen. Wilson und Oscar erhoben sich, ohne sich anzusehen – aus Angst,

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