Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
rubinfarbenes Licht leuchtete durch den milchig-transparenten Druckvorhang vor dem Tor. Nichts war auf der anderen Seite zu erkennen.
»Schicken Sie die Drohne durch«, befahl Adam.
Der kleine, geflügelte Bot zippte durch den Energieschirm. Seine Kamera zeigte eine Landschaft aus nacktem Felsen unter einem dunkelroten Himmel. Ein einzelner Schienenstrang verlief vom Gateway zum Anfang eines tief eingeschnittenen Tals, das sich zu dem stillen Ozean hinuntersenkte.
»Nichts«, meldete Rosamund nach ein paar Sekunden. »Keine elektromagnetischen Aktivitäten, keine Wärmequellen. Sie sind nicht da.«
»Bringen Sie uns hindurch«, befahl Adam. »Und schicken Sie die Drohne weiter nach Shackleton. Sehen wir nach, ob noch ein Flugzeug übrig ist.«
Vic beobachtete, wie der letzte Volvo-Laster in dem roten Druckvorhang des Gateways verschwand. Er hatte sich laufend von den Guardians entfernt, als sie damit angefangen hatten, die Maser-Kanonen abzuschießen. Die großen T-förmigen Waffen waren von ihren Lafetten gekippt und lagen schwelend auf dem versengten Grund inmitten der noch immer brennenden Wracks, die von dem Zonenkiller ausgeschaltet worden waren. Es war alles wieder wie auf Illuminatus, nach dem Feuergefecht beim Treetops.
Vic wusste, dass irgendetwas nicht stimmen konnte – der Durchgang durch das Gateway nach Half Way war viel zu einfach gewesen. Das lokale Netzwerk war dank Edmund Li zusammengebrochen, doch die gehärteten sicheren Links hatten den Angriffen der Disruptor-Software zweifellos standgehalten. Tarlo hatte noch immer die Feuerkontrolle über die Kanonen; daran bestand kein Zweifel. Hätte er gewollt, er hätte das Feuer auf die Guardians eröffnen können. Die Maser-Kanonen waren zwar alt, aber sie hätten wahrscheinlich trotzdem den ein oder anderen der Volvos ausschalten können. Das ergab alles keinen rechten Sinn … es sei denn, Tarlo wollte , dass die Guardians zur anderen Seite, nach Half Way durchkamen. Aber warum?
Vic erreichte die geodätische Kuppel mit dem Energieschirm-Generator darin. Seine Sensoren entdeckten keinerlei persönliche Schutzschilde oder Energiezellen von Waffen. Eine Infrarotquelle lag unmittelbar hinter der Tür, so groß wie ein Mensch. Vic trat ein.
Die Leiche auf dem enzymgebundenen Beton besaß nur noch einen halben Kopf. Ein Ionen-Puls hatte ihr das Gesicht weggerissen und den größten Teil vom Rest verbrannt. Vic war ziemlich sicher, dass es sich bei dem Toten um Edmund Li handelte. Tarlo war es jedenfalls nicht, so viel stand fest. Natürlich konnte niemand wissen, wie viele Agenten der Starflyer auf dieser Seite des Gateways hatte. Vic schaltete seine Sensoren auf aktiven Scan und schaute sich in der dunklen Halle um. Die beiden Schüsse, die den Generator außer Gefecht gesetzt hatten, waren leicht zu entdecken. Das Gehäuse war immer noch warm an den Stellen, wo die Ionen-Bolzen getroffen hatten.
Es gab keine Spur von einem anderen lebenden Wesen in der Halle.
Draußen ertönte eine gewaltige Explosion, und Vic kauerte sich instinktiv nieder, während sein Energieschirm auf maximale Stärke schaltete. Als er durch die Tür zurück nach draußen ging, sah er eine gigantische Stichflamme und schwarzen öligen Rauch aus dem langgestreckten Gebäude aufsteigen, in dem der Wurmloch-Generator nach Half Way untergebracht war. Das Gateway davor war nichts weiter als ein hübscher konkaver Bogen, vollgepackt mit komplexer Maschinerie. Es gab kein rotes Leuchten mehr, kein fremdes Sonnenlicht, das diffus durch den Druckvorhang schimmerte.
Eine weitere Explosion erklang, und Trümmer segelten Hunderte von Metern durch die Luft. Flammen loderten im Innern auf und leckten an den Rändern der großen Löcher, die in Wänden und Dach entstanden waren.
Vic rannte los. Er rannte in Richtung des toten Gateways, ohne auf Deckung zu achten. Seine Sensoren scannten ununterbrochen die Umgebung, suchten nach irgendeiner Bewegung, irgendeinem Hinweis auf menschliche Aktivität.
Jemand kam ihm entgegen. Er stieg ohne Hast über die verbrannte Erde vor dem Gateway und machte sich keinerlei Mühe, seine Anwesenheit zu verbergen. Vic benötigte keine Bestätigung; er wusste, wen er vor sich hatte, doch seine visuellen Sensoren zoomten dennoch heran.
Zehn Meter vor Tarlo blieb Vic stehen. Der Agent des Starflyers benutzte kein Wetwiring; seine Inserts waren inert, die Energiezellen inaktiv geschaltet. Er stand einfach nur da in einem glänzenden Anzug aus semiorganischem
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