Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
treffen. Die industriellen Anlagen im Orbit um Wessex waren ausnahmslos mit starken Energieschirmen geschützt und mit Atomlasern und eigenen Nahbereichs-Abfangraketen ausgerüstet. Mehrere Schichten von Schutzschirmen hatten sich über Narrabri gelegt. Gewaltige Aerobots patrouillierten in großer Höhe über der Megacity. Wessex verfügte über eine stärkere orbitale Verteidigung als jede andere Welt.
»Wann werden Sie die Quantumbuster endlich einsetzen?«, fragte President Doi gereizt.
»Sobald es die taktische Situation gestattet, Ma’am«, antwortete Wilson. »Die Quantumbuster sind dazu geschaffen, gegen stationäre, große Ziele oder gegen ganze Gruppen von Raumschiffen eingesetzt zu werden, und weder das eine noch das andere haben wir im Augenblick. Die Schiffe der Primes entfernen sich ausnahmslos voneinander. Irgendwann werden sie sich neu gruppieren, bevor sie sich unseren Planeten nähern.«
»Sie meinen, die Quantumbuster sind nutzlos?«
»Unter den gegebenen Umständen sind sie von beschränkter Ef-fektivität«, erklärte Natasha.
»Irgendjemand soll mir sagen, wann wir imstande sind, sie effektiv zu benutzen.«
»Sobald ihre Schiffe sich wieder zusammenziehen, können wir die Quantumbuster erfolgreich einsetzen«, sagte Dimitri ungerührt.
Die Doi bedachte ihn mit einem wütenden Blick.
»Ich möchte darauf hinweisen, dass wir in weniger als einer Million Kilometer Abstand von einer zivilisierten Welt keinen Quantumbuster aktivieren sollten, nicht einmal auf der geringsten Stufe«, warf Natasha Kersley ein. »Das ist die absolute Minimaldistanz.
Selbst wenn der Quantumbuster nur die Masse eines einzelnen Prime-Schiffes besitzt, um damit zu arbeiten, wäre der Strahlungsaus-stoß sehr ernst für die Biosphäre des betreffenden Planeten. Es sind Weltuntergangswaffen, Ma’am President. Sie waren nie dazu gedacht, im Kampf Schiff gegen Schiff eingesetzt zu werden.«
»Wollen Sie damit sagen, dass wir die Schiffe der Navy nicht damit hätten ausrüsten sollen?«, erkundigte sich die Doi.
»Ich habe die Waffe mit entwickelt. Ich empfehle ihren Einsatz«, erwiderte die Physikerin. »Letztendlich jedoch ist es die Entscheidung der Politik, in welcher Situation sie gezündet wird.«
»Danke sehr, Natasha«, sagte Wilson, bevor der Streit noch weiter eskalieren konnte.
»Weitere Wurmloch-Aktivitäten«, meldete Anna in diesem Augenblick. »Die Primes haben neue Wurmlöcher über den Sternen der angegriffenen Systeme geöffnet. Verdammt, sie sind ganz nah über der Oberfläche, ungefähr eine halbe Million Kilometer über der Korona. Bis jetzt sind es insgesamt siebzehn Wurmlöcher.«
»Über den Sternen der Systeme?«, fragte Tunde stirnrunzelnd.
»Das verstehe ich nicht. Was kommt denn hindurch?«
Die schwachen farbigen Wellen, die ihn umgaben, arrangierten sich schnell neu und zeigten die Messungen der Hysradars von Raumschiffen vor Ort, welche die neue Entwicklung verfolgten.
»Wir haben genügend Schiffe dort«, sagte Anna. »Alle feuern Douvoir-Raketen ab. Die Wurmlöcher sind in wenigen Minuten geschlossen.«
»Sie werden ihre Koordinaten ändern, das ist alles«, widersprach Dimitri. »Sie werden lediglich ihre Koordinaten ändern.«
Tunde und Natasha wechselten ein paar Worte. »Mir gefällt diese Positionierung nicht«, bemerkte Tunde. »Sie ist konstant, sehen Sie nur. Sie öffnen sich ausnahmslos über dem Äquator der jeweiligen Sonne, und sie befinden sich in direkter Linie mit dem bewohnten Planeten des Systems. Mit anderen Worten, sie befinden sich an der Stelle über der Sonne, die dem Planeten am nächsten ist.«
»Und das bedeutet?«, fragte Rafael Columbia.
»Ich weiß es nicht – aber es kann kein Zufall sein. Admiral, wir müssen unbedingt herausfinden, was die Primes durch diese Wurmlöcher geschickt haben.«
»Könnte es eine Waffe ähnlich unserem Quantumbuster sein?«, meldete Wilson sich zu Wort. Die Frage zog ein paar Momente vollkommener Stille in Kimes Büro nach sich. Wilson blickte zu Nigel Sheldons erstarrtem holographischem Gesicht – der Anführer der mächtigsten Dynastie des Commonwealth kümmerte sich noch immer um die Vorgänge über Wessex. Wilson fragte sich, was zur Hölle er dort zu tun hatte, das wichtiger war als dieses Problem hier.
»Ich kann die Frage nicht beantworten«, sagte Tunde schließlich.
»Aber es wäre möglich.«
»Was könnte ein Quantumbuster mit einem Stern machen?«
Die Physiker wechselten Blicke. Keiner war bereit,
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