Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
sonst?«
»Gibt es hier eine Dusche? Ich möchte dieses Öl loswerden.«
Nigel grinste und kletterte aus dem Bett. »Ich zeig sie dir.«
»Das ist nicht … Oh, na schön.«
Nigel führte sie zu einer Milchglastür, die türkisfarben leuchtete.
»Verrate mir eins: Was findest du an diesem Dudley Bose?«
»Ich weiß es nicht.« Mellanie zuckte mit den Schultern. Die Frage weckte Unbehagen in ihr, was dumm war angesichts der Tatsache, was sie in der letzten Stunde miteinander gemacht hatten. »Er war nützlich.«
»Und jetzt?«
»Ich bin nicht sicher. Glaubst du, dass dieser Erinnerungstransfer funktioniert?«
»Mein E-Butler sagt, dass alles glatt zu laufen scheint. Nach dem Frühstück wissen wir es mit Bestimmtheit.«
Das Badezimmer war nur wenig kleiner als das Schlafzimmer.
Mellanie schaute sich entzückt um und bewunderte das ägyptische Thema; dann kicherte sie angesichts der skandalösen Wandgemälde.
Nigel ging zu der im Boden eingelassenen Badewanne in der Mitte des Raums. Sie war mit duftendem Wasser gefüllt, über dem ein Berg aus Schaum thronte. »Duschen sind so schrecklich langweilig«, sagte er. »Komm, ich wasche dir das Öl mit einem Schwamm ab.«
Mellanie und Morton gesellten sich zum Frühstück zu Nigels Familie auf der Morgenterrasse. Justine und Campbell waren bereits da.
Sie fügten sich perfekt ein und beteiligten sich an der munteren Unterhaltung.
Mellanie nahm ihren Platz ein, nicht weit von Nigel entfernt, der sie höflich willkommen hieß. Sie bestellte sich Rühreier beim Butler und Orangensaft; dann half sie Nuala mit dem Fläschchen für den kleinen Digby. Das Baby sah Nigel bereits ähnlich.
Wilson und Anna trafen ein und wurden ebenfalls herzlich von Nigel begrüßt. Mellanie fand, dass der ehemalige Admiral der Navy erschöpft und deprimiert wirkte. Der aufrichtig freundliche Empfang durch die anderen Leute am Tisch schien ihn ein klein wenig aufzumuntern.
Mellanies Teller kam, und das Essen war perfekt. Sie aß mit großem Appetit, während sie sich bemühte, sämtlichen Unterhaltungen gleichzeitig zu lauschen. Die Masse an finanzieller und politischer Macht, die am Frühstückstisch versammelt war, faszinierte sie zutiefst. Es gefiel ihr ausnehmend gut, wie beiläufig und lässig diese Menschen mit ihrem Einfluss und ihrer Macht umgingen.
Das Gelände, auf dem das Herrenhaus stand, war wunderschön, obwohl der gewaltige Maßstab richtig einschüchternd wirkte, wenn es um Familienleben ging. Nigels Harem schien es nichts auszumachen. Mellanies E-Butler sondierte sämtliche Daten über Nigels Ehefrauen in den letzten hundert Jahren und fasste die Ergebnisse für sie zusammen. Sie alle schienen aus reichen Familien zu stammen, ganz anders als sie selbst. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich in dieser Umgebung so wohl zu fühlen schienen. Sie fühlte Mortons starkes Interesse an den anderen, auch wenn er sich alle Mühe gab, es zu verbergen. Das war die Art von Macht und Einfluss, die er für sich selbst ebenfalls zu erreichen gehofft hatte, bis Tara Jennifer Shaheef zu einem Problem geworden war.
Alles in allem, entschied Mellanie, würde es ein ganzes Stück schwieriger werden, all das auszuschlagen, als sie sich ursprünglich gedacht hatte. Vielleicht nur ein paar kurze Jahre …
Paula Myo traf ein, wie immer in einen makellosen Geschäftsanzug gekleidet, mit Abstand die förmlichste Person in der Runde. Sie lehnte das Frühstück ab, doch sie nahm eine Tasse Tee vom Butler entgegen. »Qatux ist soweit«, berichtete sie Nigel.
Morton hatte aufgehört zu essen, als Paula erschienen war, und war plötzlich still geworden. Jetzt legte er Messer und Gabel beiseite und erhob sich. »Investigator«, sagte er mit erzwungener Höflichkeit.
Die anderen auf der Terrasse verstummten, und alle beobachteten die beiden.
»Mach jetzt ja keine Szene!«, flüsterte Mellanie zu Tode erschrocken zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Sie glaubte nicht, dass er es gehört hatte.
»Morton«, antwortete Paula.
»Erfreut, mich zu sehen?«
»Ich finde es interessant, Sie zu sehen.«
»Seid brav, Kinder«, sagte Nigel. »Spielt artig miteinander, ja? Ihr seid beide meine Gäste.«
Mellanie hatte die Hand um Mortons Handgelenk gelegt und zerrte daran in dem Bemühen, ihn zum Sitzen zu bewegen.
»Interessant, wie? Eigenartig, wie das Leben so spielt, finden Sie nicht? Sie haben mein Leben zerstört, und jetzt bin ich von größter Bedeutung für Ihre
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