Con molto sentimento (German Edition)
sein Gang war etwas breitbeinig.
Es war doch immer wieder schön zu sehen, dass es in dieser irrigen Welt gewisse Konstanten gab, denn ganz wie Federico es vermutet hatte, saß Claude keine halbe Stunde später mit einem pinken T-Shirt, nebst Pailletten und provokantem Spruch auf dem Rücken auf der Terrasse des Hotels. Die irritierten Blicke der übrigen Gäste perlten an ihm geradezu ab.
Patrice hatte sich ganz selbstverständlich neben Claude an ihrem Tisch platziert. Irgendwie freute Federico dies mehr als die Tatsache, dass die beiden heute Morgen Sex gehabt hatten. Okay, seine Wette mit Alexis hatte er jetzt wohl endgültig verloren, aber Alexis war Gentleman genug gewesen, dass er es Federico nicht gleich unter die Nase gerieben hatte. Überhaupt hatte es Alexis recht eilig gehabt und noch während Federico unter der Dusche gestanden hatte, war Alexis verschwunden gewesen. Was auch immer Alexis und Philippe da geplant hatten.
Klara kam zu ihnen an den Tisch und nippte an ihrer heißen Schokolade. Selbstverständlich ließ sich Claude gleich zu einer indiskreten Frage bezüglich der Hochzeitsnacht hinreißen.
Die frischgebackene Ehefrau strafte ihn nur mit einem säuerlichen Blick und Federico schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln.
»Weißt du, ob Lisa mit Philippe und Alexis reiten gegangen ist?«, wandte sich Klara dann an ihn und Federico stockte mitten in der Bewegung. Verwundert legte er sein Brötchen wieder auf dem Teller ab.
»Bitte was?«
»Philippe und Alexis wollten ausreiten. Zu der Anlage gehört auch ein alter Pferdestall und als ich Alexis das am Telefon erzählt hatte, war er gleich Feuer und Flamme.«
»Aha.«
Er musste so ratlos geklungen haben, wie er sich fühlte, denn sofort setzte Klara nach: »Was ist?«
»Ich wusste nicht, dass Alexis reiten kann.« Das war ziemlich verstörend, da dachte man, man kannte einen Menschen. Immerhin waren sie doch ›verheiratet‹, wie ihm Alexis heute Nacht klargemacht hatte und jetzt so etwas. Alexis konnte reiten?
»Wie? Du wusstest nicht, dass Alexis reiten kann?«
Von wem nun dieser Kommentar kam, konnte sich wohl jeder denken. »Danke Claude, der war so platt und vorhersehbar, da reagiere ich nicht einmal mehr darauf. Was für ein nettes Wortspiel. Da wäre ich gar nicht darauf gekommen!«
Claude grinste nur. Seine Gesichtsmuskeln schienen heute überhaupt keinen anderen Zustand zu kennen und sogar Patrice lachte in seinen Kakao hinein. Er trank in der Tat Kakao, wie süß.
Wie aufs Stichwort kamen die besagten Reiter, respektive Reiterinnen, in ihr Blickfeld. Sie hatten wohl gerade die Pferde aus dem Stall geholt und wollten sich für ihren kleinen Ausflug bereit machen. Von der Frühstücksterrasse aus konnte man das Geschehen gut beobachten und Federico krallte unwillkürlich die Finger in die Tischplatte, als er Alexis ausmachte, wie dieser keinen Steinwurf entfernt vor ihnen vorüberging.
Wieder einmal war es Claude, der aussprach, was sie wohl alle dachten. »Verdammt! Alexis sieht heiß aus!«
Federico schluckte und sein Mund war mit einem Mal so trocken wie jahrhundertealtes Pergamentpapier. Selbstredend trug Alexis eine Reithose, crèmefarben und eng anliegend. Federico war sich nicht sicher, ob dies wirklich notwendig war. Die Muskeln am Oberschenkel wölbten sich unter dem Stoff, Alexis‘ Hintern kam perfekt zur Geltung und Federico wollte gar nicht erst zwischen Alexis‘ Beine schauen. Dann noch die schwarzen Kniestiefel, ein dunkelrotes Poloshirt und schwarze Handschuhe. Da Alexis mit der linken Hand die Zügel seines Pferdes hielt, zog er mit den Zähnen an dem Saum seines rechten Handschuhs. Federico glaubte, dass ihm gleich einer abging.
Claude schnalzte mit der Zunge und Patrice starrte Alexis mit offenem Mund an. Federico würde ihm am liebsten ein großes Bettlaken über den Kopf ziehen. Niemand sollte seinen Alexis so anstarren dürfen!
Alexis schien sie endlich bemerkt zu haben und winkte ihnen zu. Federico hob nur flüchtig die Hand. Lisa, Klaras Schwester, war schon in den Sattel gestiegen und hatte wohl sichtliche Probleme ihr Pferd zu bändigen.
Alexis sagte irgendetwas, das sie nicht verstehen konnten und deutete auf Lisas aufgeregten Hengst, der hin- und hertänzelte und seinen massigen Kopf schüttelte. Ja, es war ein Hengst, das konnte sogar Federico als Laie erkennen. Klaras Schwester nickte nur und die beiden
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