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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Konzertsaal herumexperimentiert. Alexis arbeitete ja zurzeit an seinem neuen Konzertprogramm. Claude war begeistert gewesen von einigen Stücken, die Alexis improvisiert hatte. Schließlich hatte er die Melodien aufgeschrieben und zusammen hatten sie sich dann die passende Orchestrierung überlegt. Claude hatte nicht gedacht, dass Alexis so eine gute Vorstellungsgabe hatte in Bezug auf die verschiedenen Klangfarben des Orchesters. Aber wie Alexis schon meinte, als ihn Claude darauf angesprochen hatte, das konnte man alles erlernen und Alexis hatte da in den Vorlesungen wohl besonders gut aufgepasst.
     
    Außerdem hatte Alexis einfach ein viel breiteres und auch tieferes Fachwissen als Claude auf dem Gebiet der Mehrstimmigkeit. Was eigentlich nicht verwunderlich war, Alexis war Organist, jeder Choral in der Kirche war nun einmal mehrstimmig gesetzt, ganz zu schweigen von den Fugen der großen Meister der Orgelmusik. Auch hielt sich am Konservatorium noch immer hartnäckig die Legende, wie Alexis zu seiner Zeit einfach so aus dem Stegreif eine vierstimmige Fuge improvisiert hatte.
     
    Sie hatten sogar eine ganze Nacht durchgearbeitet, so sehr waren sie in die Sache vertieft gewesen. Federico war weniger begeistert gewesen und um drei Uhr in der besagten Nacht war es dann zu dem - mittlerweile ebenfalls legendären - Zwischenfall gekommen, den Alexis jetzt im Nachhinein nur noch als butt incidence bezeichnete. Federico war an ihnen vorbei zur Küche getappt, um sich etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Die Nächte waren nun bei weitem nicht mehr so drückend heiß wie im August und doch trug der gute Federico lediglich seine Shorts. Nein, keine weiten Boxershorts, sondern eng anliegende, seidene, schwarze Retroshorts.
     
    Zunächst hatten ihn Alexis und Claude gar nicht beachtet, doch dann hatte sich Federico katzengleich mit einem müden Seufzen gestreckt. Die Arme oben gegen den Türrahmen der kleinen Küche gedrückt und das Licht des offenen Kühlschranks hinter ihm betonte seine Silhouette vortrefflich. Noch dazu, dass Federico dabei seinen Hintern hinausstreckte, dass Claude bereits fürchtete, der Pianist würde sich dabei das Becken ausrenken. Es war die ultimative Fick-mich-Haltung. Dann war der Spuk auch schon wieder vorbei und Federico tappte mit einer Flasche Cola in der Hand wieder in Richtung Schlafzimmer davon.
     
    Früher hätte Claude noch vermutet, dass Federico einfach nicht wusste, was er da angerichtet hatte. Heute jedoch traute er Federico alles zu.
     
    »Claude, wolltest du nicht eine rauchen gehen?«, fragte Alexis keine fünf Minuten später, die der Arme nur damit verbracht hatte in Richtung Schlafzimmer zu schielen.
     
    »Ich rauche nicht.«
     
    »Jetzt schon«, Alexis hatte ihn bereits in die Höhe gezogen und in Richtung Wohnungstür geschoben.
     
    »Also hör mal!«
     
    »Fünfzehn Minuten, oder das wird heute Nacht nichts mehr mit dem Komponieren«, raunte Alexis noch und hatte ihn dann brüsk vor die Tür gesetzt.
     
    Claude hatte ihnen dann zwanzig Minuten gegeben und ja, Alexis war danach doch um einiges aufnahmebereiter gewesen. Was so eine sexuelle Stressbewältigung alles bewirken konnte.
     
    Aber von diesem Zwischenfall abgesehen, hatten sie höchst professionell gearbeitet und nun ein nettes, kleines Stück komponiert und mit Hilfe von der im Konservatorium ihnen zugänglichen Soundbibliotheken und Software am Computer orchestriert. So ein virtuelles Orchester hatte schon seine Vorzüge, man konnte im Vorfeld experimentieren und einen Eindruck für den Klang erhalten. Wenn es auch die Zusammenarbeit mit einem richtigen Orchester nie und nimmer ersetzen konnte. Die Sounddateien klangen immer absolut gleich, waren immer gleich laut, gleich intensiv. Es war eben nichts Organisches, sondern immer nur ein künstlicher Klang. Alexis hatte ihm nebenbei noch eine halbe Vorlesung über die Vor- und Nachteile von digitalen Orgeln gehalten, so dass Claude mittlerweile fast schon ein Experte auf diesem Gebiet war.
     
    Wie dem auch sei, ihr gemeinsames Werk war nicht besonders lang, nicht einmal drei Minuten Spielzeit, jedoch mit einer eingängigen Melodie, sattem Klang und – wie Claude befand – richtig mitreißend. Als Patrice die Version auf der Orgel und später am Computer gehört hatte, meinte er, dass er sich genau so eine Musik gut in einem Fantasyfilm vorstellen könnte: Gewaltige Schlachten, heroische Taten, mächtige Drachen und Magier. All diese Dinge eben. Es wäre

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