Con molto sentimento (German Edition)
verhindern.
»Also wirklich, Stéphane«, gurrte er und strich mit dem Daumen über die silberne Kugel über Stéphanes Vorhaut, was auf den anderen einen sofortigen Effekt hatte. »Nett.«
»Claude?«
Wie vom Blitz getroffen fuhr Claude auf, dort in der Tür zum Zimmer stand Patrice und starrte sie beide mit blankem Entsetzen an. Oder besser gesagt, er starrte auf Stéphanes nackten Hintern, der ihm entgegengestreckt wurde und die heruntergelassenen Hosen. Patrice musste meinen, dass Claude drauf und ran war Stéphane einen Blowjob zu geben.
»Patrice!«, beeilte sich Claude. Oh Mann, was sollte er sagen? Was sagte man überhaupt in so einer Situation?
»Es ist nicht so wie es aussieht!«
20
»In 99 Prozent der Fälle ist es genauso wie es aussieht«, bescheinigte Alexis dem völlig aufgelösten Patrice, der neben dem Organisten am Esszimmertisch saß und sprichwörtlich Rotz und Wasser heulte. Diese bittere Erkenntnis des Briten ließ Patrice noch lauter heulen.
Federico ließ sich neben ihnen am Tisch nieder und Alexis erläuterte ihm den Vorfall. Natürlich war Federico einigermaßen überrascht gewesen, als er Alexis und Patrice so vorgefunden hatte bei der Rückkehr von seinem täglichen Übungsmarathon am Klavier.
»Ich kann mich erinnern, dass du das auch schon einmal zu mir gesagt hast«, meinte Federico mit spitzer Stimme an Alexis gewandt.
Der nickte schwermütig. »Ja, aber bei mir war es auch nicht so, wie es ausgesehen hat. Was konnte ich dazu, dass Gareth mich geküsst hat. Außerdem war es kein richtiger Kuss, du hast es nur falsch interpretiert.«
Federico gab ein ›Hmpf‹ von sich.
Alexis sprach indes weiter: »Occam‘s Razor gilt auch hier: Die einfachste, plausibelste Erklärung ist oftmals auch die richtige. In Anbetracht, dass wir hier von Claude reden, ist die plausibelste Erklärung, dass er es gerade mit jemandem treiben wollte.«
»Mensch Lex, musst du das so sagen«, weinte Patrice wieder los.
»Oh Mann, Claude!« Federico hob die Hände gen Himmel und schüttelte den Kopf. »Gott, ich könnte ihm in den Hintern treten. Genau so etwas habe ich schon von Anfang an befürchtet.«
Patrice würde Claude am liebsten noch viel mehr antun, als einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Da ließ er sich auf Claude ein und dann so etwas. Also war er Claude doch zu langweilig und anstrengend, sonst würde er sich nicht so einen Kerl anlachen und mit ihm ins Bett gehen. Wie sollte er jetzt noch in Claudes Wohnung leben? Das war doch das Dilemma schlechthin.
Warum bot ihm Claude dann überhaupt an, dass sie zusammenlebten, wenn er ihn so hinterging. Vielleicht war es auch gar nicht zum ersten Mal vorgefallen und Patrice war bis jetzt zu blöd gewesen es zu bemerken. Er überlegte fieberhaft, ob es in den vergangenen Wochen Anzeichen dafür gegeben hatte, dass sich noch jemand Drittes in der Wohnung aufgehalten hatte.
Federicos Handy klingelte. Er warf einen Blick auf das Display, aber sie konnten sich alle denken, wer da anrief.
»Claude?«, krächzte Patrice. Seine Stimme war heiser geworden.
»Ja, soll ich rangehen?«
»Lass ihn schmoren.« Leider kam es nicht so kaltblütig rüber, wie Patrice das beabsichtigt hatte.
»Wenn du nicht rangehst, kann sich Claude auch denken, warum«, warf Alexis ein und stand auf, um ihnen eine Kanne Tee aufzusetzen. »Er soll ruhig vorbeikommen und es erklären. Vielleicht gibt es ja doch eine andere Erklärung.«
»Auch wenn ich es mir schlecht vorstellen kann«, setzte Alexis nach kurzem Schweigen hinzu.
Patrice wollte kaum glauben, was er da hörte: »Was?«
»Wir sind doch alle erwachsen und wollen vernünftig sein, oder?«
»Scheiß auf vernünftig«, schniefte Patrice. Es fühlte sich grauenhaft an, als ob man sein Innerstes zerstückelt hätte. Claude hatte doch nur mit ihm gespielt. Was gab es überhaupt zu erklären? Er kam durch die Tür, hörte Claude nur ›Nett‹ sagen in diesem unmissverständlichen Tonfall und direkt vor ihm stand ein halbnackter Mann mit heruntergelassenen Hosen. Noch dazu, dass Claude ganz offensichtlich die Hände an die besonders pikanten Körperteilen des Fremden gelegt hatte.
Federico nickte und erklärte Claude am Telefon kurz und knapp, dass er zu ihnen kommen sollte. Dann legte er sein Handy auf den Tisch und betrachtete Alexis, der an der kleinen Küchenzeile stand und wartete bis das
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