Con molto sentimento (German Edition)
keiner davon war.
Vielleicht war es doch besser alleine zu bleiben. Mit diesen trübsinnigen Gedanken schlief er dann endlich ein.
Bevor Claude und Federico zur nun mittlerweile täglich stattfindenden Tuttiprobe des Orchester gingen, stärkten sie sich in ihrem Stammbistro Chez Pièrre. Sie hatten Glück, für den Lunch war es noch zu früh und so war ihr Stammplatz frei. Oder zumindest war das gemeinsame Essen Claudes offizielle Ausrede. In Wahrheit jedoch scheute er sich zur Probe zu gehen. Er hatte regelrecht Angst davor. Auch wenn er dies nicht zugeben würde. Wie so oft in den letzten zwei Tagen fragte er sich, wie Stéphane wohl die Situation in den Griff bekommen hätte. Doch Claude wollte den alten Freund und Mentor nicht um Rat fragen, auch wenn dies wohl ein Anflug von falschem Stolz war. Denn für einen guten Rat würde er mittlerweile alles geben!
Professor Noblet war diese Woche nicht in Genf und so oblag es Claude die Probe des Orchesters zu leiten. So kurz vor dem Konzert! Das konnte nicht gutgehen. Die Proben gestern waren grauenhaft gewesen. Außer den Leuten von den ersten und zweiten Geigen hatte kaum jemand auf seine Anweisungen gehört oder sie nur mit mäßigem Interesse ausgeführt. Zugegeben, bei solch einem tollen Wetter in einem Konzertsaal zu sitzen war keine angenehme Sache, aber es war nun einmal ihr Job. Das üble Gerede über Claudes Beziehung zu Stéphane, dem ehemaligen Konzertmeister, und dann noch seine Verwicklung in die Schlägerei hatten ihr Übriges dazu getan.
Noch vor drei Wochen hätte Claude regelrecht darauf gebrannt so eine Chance zu ergreifen und als Dirigent vor den Musikern zu stehen. Heute verursachte ihm allein der Gedanke Bauchschmerzen, dass er in weniger als einer Stunde wieder vor versammelten Meute auftauchen sollte. Und so war es auch an Federico, der sich an einem Rührei mit frischen Kräutern und Tomaten gütlich tat. Claude zerpflückte indes lediglich ein Croissant auf seinem Teller. Ihm war der Appetit vergangen.
Doch im Moment war hatte Federico sein Frühstück glatt vergessen, denn Alexis hatte bei ihm durchgeklingelt und anscheinend hatte der Organist keine sehr erfreulichen Neuigkeiten auf Lager, zumindest sah Federico nicht sehr erheitert aus, während er sein Besteck ablegte, um sich ganz auf das Gespräch zu konzentrieren.
»Was soll das heißen, du warst in Deutschland?... Ach so, na ja, wenn es für deine Dissertation war... Immer noch besser, als sich Immobilienangebote anzusehen... Oh nein! Du solltest das nicht machen. Hör mal Alexis, ich habe dich nicht in Russland gelassen, dass du dir da irgendwelche Flausen in den Kopf setzt. Lass es sein!« In diesem Stil ging es noch eine Minute weiter und Claude blickte Federico nur zweifelnd an, als dieser das Smartphone wieder in seine Tasche schob.
»Immobilien?«, fragte er nach. Hatte er da richtig gehört?
»Alexis hat zu viel kreative Energie übrig. Er überlegt sich ernsthaft ein Haus zu kaufen. Ein Haus! Ein ganzes Haus! Als ob er nicht schon die Wohnung in London hätte.«
»Klar.« Bei jedem anderen hätte Claude so eine Aussage überrascht, aber bei Alexis Arrowfield musste man mit solchen Dingen rechnen. »Ist doch schön.«
»Ich will kein Haus und ich will nicht wissen, woher er das Geld hat. Glaubs mir oder nicht, aber so langsam wird mir erst klar, wie vermögend er überhaupt ist. Früher dachte ich einfach nur, okay, er hat halt Geld. Es reicht für die Miete und seinen Lebensunterhalt. Aber mittlerweile nimmt es Dimensionen an, die mich überraschen. Ein neues Auto hat er sich nämlich auch noch gekauft.«
Mit Sicherheit wieder ein deutscher Sportwagen und alles andere als preiswert. Claude bewunderte ja Alexis‘ Stil, nicht nur was Autos anging, auch bei seinen Kleidern und ganz zu schweigen von den wundervollen Armbanduhren. Jedoch war das Thema ›Geld‹ wohl noch immer ein rotes Tuch für Federico und Alexis, auch wenn Federicos Gagen zunehmend stiegen und er nicht mehr länger auf ein Stipendium angewiesen war.
»Das heißt, du weißt gar nicht, woher das Geld stammt und wie viel er besitzt?« War denn Federico nicht neugierig? Claude wäre es bestimmt. Er hätte höchstwahrscheinlich schon die Schreibtischschubladen und Aktenordner nach Kontoauszügen gefilzt.
Claude konnte sich noch lebhaft an einen Streit erinnern, den die beiden Männer am Beginn ihrer Beziehung geführt hatten und der genau um dieses
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