Conan der Schwertkämpfer
Aufgrund der Ereignisse, die in der Geschichte ›Die Stadt der Schädel‹ beschrieben sind, und als Belohnung für die Zusara, der Königstochter, geleisteten Dienste, wird Conan zum Sergeanten befördert. Als Mitglied der Eskorte eines Unterhändlers begibt er sich in das Khozgarigebirge. Der Unterhändler soll im Auftrag des Königs die ruhelosen Stämme dieser Gegend mit Versprechungen und Drohungen dazu überreden, ihre Überfälle auf die Turanier der Niederungen aufzugeben. Doch die Khozgari sind kriegerische Barbaren, die nur sichtbare und überzeugende Übermacht anerkennen. Heimtückisch überfallen sie den Trupp, töten den Unterhändler und alle außer zwei des Begleitschutzes. Diesen beiden, Conan und Jamal, gelingt es zu entkommen.
Der hagere Turanier, dessen staubiges rotes Wams und dessen fleckige weiße Beinkleider Zeugen der anstrengenden Flucht waren, zügelte auf das Zeichen hin seine Stute. Seine schwarzen Augen richteten sich fragend auf seinen riesenhaften Führer.
»Können wir es wagen, hier zu rasten?«
Sein Begleiter nickte. Er war ähnlich bekleidet, wenn man von dem goldgestickten Krummsäbel am rechten Ärmel des Wollhemds absah, der das Rangabzeichen eines Sergeanten in der turanischen Grenzreiterei war. Blaue Augen funkelten unter dem roten, um den Spitzhelm gewickelten Turban. Er riß das dünne Tuch zur Seite, das sein Gesicht vom wirbelnden Staub schützte, und spuckte erst einmal aus, ehe er antwortete.
»Die Pferde müssen sich ausruhen.«
Die keuchenden Flanken der beiden Tiere und ihre schaumbedeckten Mäuler machten die Notwendigkeit einer Rast nur allzu klar.
»Aber Conan«, protestierte der Turanier, »wenn diese Teufel von Khozgari uns immer noch folgen?« Besorgt studierte er den Krummsäbel, den er durch seine Schärpe geschoben hatte, und umklammerte den Lanzenschaft in der ledernen Halterung neben dem rechten Steigbügel. Das Gewicht des doppelt geschwungenen Bogens und des vollen Köchers, beides auf seinem Rücken, beruhigte ihn ein wenig.
»Dieser verdammte, idiotische Unterhändler!« knurrte der Cimmerier. »Jamal, dreimal warnte ich ihn vor den heimtückischen Khozgari, aber sein Kopf war so voll mit seinen Handelsabkommen und Karawanenrouten, daß er nicht hören wollte. Jetzt hängt sein dickschädeliger Kopf mit denen von sieben unserer Kameraden in der Räucherkammer einer Häuptlingshütte. Möge er in der Hölle schmoren, und mit ihm der Leutnant, der dem Palaver im Felsendorf zustimmte.«
»Aber was hätte unser Leutnant denn tun können? Der Unterhändler hatte das Kommando über ihn. Unsere Aufgabe war lediglich, ihn zu beschützen und ihm zu gehorchen. Hätte er sich gegen den Unterhändler aufgelehnt, hätte der Hauptmann seinen Säbel vor dem ganzen Regiment zerbrochen und ihn zum Gemeinen degradiert. Du kennst doch die Unbeherrschtheit unseres Hauptmanns.«
»Lieber zum Gemeinen erniedrigt als tot«, brummte Conan mit finsterem Gesicht. »Wir zwei hatten Glück, daß wir entkommen konnten, als diese Teufel uns überfielen. Horch!« Er hob die Hand. »Was war das?«
Der Cimmerier richtete sich in den Steigbügeln auf. Sein Blick streifte über die Klüfte und Spalten nach dem Ursprung des schwachen Lautes, den er vernommen hatte. Als sein Begleiter schweigend seinen Bogen vom Rücken nahm und einen Pfeil an die Sehne legte, schloß Conans Hand sich um den Griff des Krummsäbels.
Einen Herzschlag später schwang er sich aus dem Sattel und stürmte wie ein Stier zur nahen Felswand, denn in diesem kurzen Augenblick war ein Junge über die schmale Klamm gerast und kletterte die Steilwand mit der Behendigkeit eines Affen empor.
Conan studierte nur kurz die Granitwand. Seine Hände und Füße fanden Halt, und er klomm mit der aus langer Erfahrung gewonnenen Sicherheit hinterher. Er hob sich über den Felsrand und warf sich hastig zur Seite, als ein Prügel auf die Stelle hinuntersauste, wo sich gerade noch sein Kopf befunden hatte. Er rollte sich auf die Knie und packte die Arme seines Angreifers, ehe dieser noch einmal zuschlagen konnte. Dann riß er die Augen erstaunt weit auf.
Es war ein Mädchen, das er hier festhielt, ein zwar sehr schmutziges, von dem die Kleider in Fetzen herabhingen, aber trotzdem ein Mädchen, mit einer Figur, welche die Augen jedes Bildhauers erfreut hätte. Selbst starrend vor Schmutz war ihr Gesicht hübsch, obwohl sie vor hilfloser Wut schluchzte, als er ihre schlanken Arme hinter ihrem Rücken
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